Produktion für EU wird verlagert Harley reagiert auf Handelsstreit
Bis zu 45 Millionen Dollar kosten die erhöhten EU-Zölle Harley-Davidson pro Jahr. Damit Kunden in Europa nicht draufzahlen müssen, will der US-Motorradbauer Teile seiner Produktion ins Ausland verlagern.
Der US-Motorradbauer Harley-Davidson will wegen der höheren Zölle in Europa Teile seiner US-Produktion an Standorte im Ausland verlagern. Das betreffe für den europäischen Markt bestimmte Motorräder, teilte das Unternehmen mit. Die Zölle der Europäischen Union auf Motorräder aus den USA seien von sechs auf 31 Prozent gestiegen.
Keine Preiserhöhungen
Die Kosten pro exportiertem Motorrad stiegen darum durchschnittlich um rund 2200 Dollar (knapp 1900 Euro). Trotz des Zolls werde Harley-Davidson nicht die Preisempfehlungen für seine Motorräder anheben, schrieb das Unternehmen an die US-Börsenaufsicht. Dies würde das Geschäft in der betroffenen Region dauerhaft schädigen.
40.000 Motorräder verkaufte Harley-Davidson im vergangenen Jahr in der EU.
Harley-Davidson hat Werke außerhalb der USA in Brasilien, Indien und Thailand. Diese Fabriken sollen nun ausgebaut werden. Bis die Verlagerung der Produktion innerhalb von neun bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde Harley-Davidson daher einen Großteil der zusätzlichen Kosten übernehmen, die für das laufende Jahr auf 30 Millionen bis 45 Millionen Dollar beziffert wurden.
Harley-Davidson fühle sich weiterhin der Produktion in den USA verpflichtet, schrieb das Unternehmen. Den internationalen Produktionsanteil zu erhöhen, sei für das Unternehmen nicht erstrebenswert, "stellt aber die einzige nachhaltige Option dar, um seine Motorräder Kunden in der EU zugänglich zu machen" und dort im Geschäft zu bleiben.
US-Präsident Donald Trump zeigte sich auf Twitter "überrascht, dass von allen Unternehmen ausgerechnet Harley-Davidson die Weiße Flagge schwenkt". Er habe hart für die Firma gekämpft. Sie werde letzten Endes keine Zölle für den Export in die EU zahlen müssen: "Steuern sind nur eine Ausrede für Harley - habt Geduld", schrieb Trump.
Höhere Kosten für Rohstoffe und Absatzprobleme
Die EU reagierte mit den am vergangenen Freitag in Kraft getretenen Zollerhöhungen im Umfang von 2,8 Milliarden Euro für US-Produkte wie Whiskey, Jeans oder Motorräder auf zuvor von US-Präsident Donald Trump verhängte Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus Europa.
Im vergangenen Jahr verkaufte Harley-Davidson fast 40.000 Motorräder in der EU. Europa ist damit laut Unternehmensangaben nach den USA der zweitwichtigste Absatzmarkt.
Dem Motorradbauer machen schon länger ein harter Preiskampf und eine alternde Stammkundschaft zu schaffen. Im ersten Quartal ging die Zahl der weltweit verkauften Maschinen um fast zehn Prozent auf 64.000 zurück, der Gewinn sank um knapp fünf Prozent auf 175 Millionen Dollar.
Harley-Davidson ist das erste US-Unternehmen, das eine detaillierte Einschätzung zu den Auswirkungen dieses Handelskonflikts abgab. Auch die US-Zölle belasten das Unternehmen, weil sie die Rohstoffkosten erhöhen. US-Präsident Donald Trump hatte Harley-Davidson als Beispiel für US-Unternehmen angeführt, denen Handelsschranken schadeten.