Fischfangquoten für die Ostsee Weniger Dorsch, mehr Hering
Damit sich die Bestände erholen können, dürfen Fischer in der Ostsee künftig ein Fünftel weniger Dorsch fangen. Das beschlossen die zuständigen EU-Minister. Im Gegenzug dürfen sie mehr Hering und Scholle an Land holen. Umweltverbände kritiserten die Beschlüsse.
Ein Fünftel weniger Dorsch, dafür mehr Scholle und unverändert viel Lachs: Die EU-Fischereiminister haben sich in Luxemburg auf die Fangquoten für wichtige Fischarten der Ostsee für das kommende Jahr verständigt. Deutschland stemmte sich dabei gegen Pläne, die Mengen beim als gefährdet geltenden Dorsch in der westlichen Ostsee noch stärker zu reduzieren. Die EU-Kommission hatte für den Dorsch im westlichen Teil eine Verringerung um 35 Prozent vorgeschlagen und stützte sich dabei auf den Rat von Wissenschaftlern, die Empfehlungen für eine nachhaltige Befischung erstellen.
Die Bundesregierung sah durch einen solchen Einschnitt aber die Existenz der deutschen Fischer bedroht. Die Dorsch-Mengen werden nun im westlichen wie im östlichen Teil der Ostsee um jeweils 20 Prozent reduziert.
Mehr Hering und Scholle
Beim Hering erhöhen sie sich im Großteil der Ostsee um neun beziehungsweise 18 Prozent; für den Golf von Riga beschlossen die Minister dagegen eine Senkung um zehn Prozent. Bei der Scholle darf von den Fischern in der Ostsee 18 Prozent mehr gefangen werden, beim Lachs bleiben die Mengen gleich und bei der Sprotte sinken sie um fünf Prozent.
Die Minister hatten mehr als zwei Stunden länger über die Fangquoten verhandelt als geplant. Die Sitzung wurde mehrfach unterbrochen, um Kompromisse auszuarbeiten. "Komplizierteste Frage" seien die Fangmengen für Dorsch gewesen, sagte der zuständige EU-Kommissar Karmenu Vella. Er verwies darauf, dass insbesondere der Dorsch in der westlichen Ostsee "überfischt" sei und unter den notwendigen Grenzen für eine Erneuerung liege.
Vella zufolge wird die Reduzierungsentscheidung um 20 Prozent beim Dorsch in der westlichen Ostsee nun begleitet von weiteren Schutzmaßnahmen. Dazu gehört ein auf sechs Wochen erweitertes Fangverbot während der Laichzeit von Mitte Februar bis Ende März 2016. Vella zeigte sich zuversichtlich, dass der Beschluss die Bestände "auf den Weg der Erholung" bringen werde.
Kritik von Umweltverband
Die Meeresschutzorganisation Oceana kritisierte dagegen, beim Dorsch seien die Fangmengen erneut "deutlich über einem nachhaltigen Niveau festgelegt". Damit könne die EU ihr selbst gesetztes Ziel nicht erreichen, bis spätestens 2020 in der Fischerei nachhaltig zu wirtschaften, erklärte Oceana-Direktor Lasse Gustavsson. Er kritisierte insbesondere, dass die EU beim östlichen Dorsch wissenschaftliche Empfehlungen ignoriert habe, die Fangquote um 43 Prozent zu senken. Dies bringe "die Bestände in tiefere Not".
Die SPD-Europaabgeordnete Ulrike Rodust hatte schon vor der Entscheidung gefordert, das "jährliche Quotengeschacher" der Fischereiminister zu beenden. Nötig seien "mehrjährige Managementpläne für die Fischbestände", damit die Ostseefischer Planungssicherheit bekämen, um nachhaltig und erfolgreich zu arbeiten. Im Dezember werden die EU-Fischereiminister die Fangquoten in Nordsee und Atlantik für 2016 festlegen.