
Konjunkturängste an der Wall Street Vier Billionen Dollar Wertverlust an der US-Börse
Die Unsicherheiten, die mit der Präsidentschaft von Donald Trump einhergehen, schlagen sich auch an den Börsen nieder. An der Wall Street kam es zum Ausverkauf, im S&P 500 wurden Billionen Dollar vernichtet.
An der US-Börse macht sich die Konjunkturangst breit. Unter anderem die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und der Kahlschlag im Staatsapparat lassen Anleger zunehmend negative Auswirkungen auf die Wirtschaft befürchten - und sorgen für einen Ausverkauf an den Börsen.
Der Leitindex S&P 500 schloss am Montag mit einem Minus von 8,6 Prozent gegenüber seinem Rekordhoch vom 19. Februar. Er hat seitdem mehr als vier Billionen Dollar an Marktwert eingebüßt und nähert sich einem Rückgang von zehn Prozent. Dies würde für den Index eine Korrektur bedeuten.
"Das Ausmaß an Unsicherheit, das durch die Handelskriege in Bezug auf Kanada, Mexiko und Europa entstanden ist, bringt Vorstände und Geschäftsleitungen dazu, den Weg nach vorne zu überdenken", sagte Peter Orszag, CEO von Lazard, auf der CERAWeek-Konferenz in Houston. "Die Menschen können die anhaltenden Spannungen mit China verstehen, aber der Teil mit Kanada, Mexiko und Europa ist verwirrend. Wenn das nicht im Laufe des nächsten Monats oder so gelöst wird, könnte dies den wirtschaftlichen Aussichten der USA und den M&A-Aktivitäten wirklich schaden", sagte Orszag.
Rezession befürchtet
Mittlerweile wird sogar befürchtet, dass die Vereinigten Staaten als größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession abrutschen könnten. Und auch Trumps Äußerungen vom Wochenende halfen auch nicht, die Ängste zu zerstreuen. In einem Interview mit dem Sender Fox-News wollte er auf Nachfrage eine Rezession nicht ausschließen. Er sagte lediglich: "Ich hasse es, solche Dinge vorherzusagen." Es werde eine Übergangsphase geben, sagte Trump mit Blick auf die Auswirkungen seiner wirtschaftspolitischen Pläne.
Auch die anderen wichtigen Indizes an den US-Börsen rutschten gestern ab: Der Dow Jones Industrial büßte im Vergleich zur Vorwoche 2,08 Prozent auf 41.911 Punkte ein. Der Nasdaq 100 sackte um 3,81 Prozent auf 19.430 Punkte ab. Das Börsenbarometer bewegt sich auf dem Niveau von September. Der umfassendere Nasdaq Composite knickte gar um vier Prozent ein und verzeichnete damit den größten Tagesrückgang seit September 2022. "Die Märkte haben unterschätzt, wie viel Unruhe Trump stiftet", sagte Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers.
Tesla verliert an einem Tag 15 Prozent
Unter den Einzelaktien gehörte gestern der von Elon Musk geführte Elektroautobauer Tesla zu den größten Verlierern, dessen Papiere mehr als 15 Prozent verloren. Die Aktie hat damit auch die letzten Kursgewinne nach der US-Präsidentenwahl vom November wieder verloren. Mitte Dezember war Tesla mit einem Kurs von rund 480 Dollar mehr als 1,5 Billionen Dollar wert. Jetzt fiel der Börsenwert beim Kurs von gut 222 Dollar auf rund 715 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der US-Autoriese Ford bringt knapp 40 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage, der Rivale General Motors knapp 48 Milliarden.
Vor den beschleunigten Kursverlusten am Montag hatte ein weiterer Analyst die Prognose für die Tesla-Auslieferungen gesenkt. Trump behauptete nach dem Kurssturz, "radikale linke Wahnsinnige" boykottierten Tesla, um Musk zu schaden. Er werde gleich heute ein Tesla-Auto kaufen, als Zeichen der Unterstützung für den "großen Amerikaner" Musk, schrieb der US-Präsident auf der Online-Plattform Truth Social.
CEO und Trump-Berater "mit großen Schwierigkeiten"
Musk war im US-Wahlkampf zu einem engen Verbündeten des letztlich siegreichen Republikaners Trump geworden. Nach dessen Triumph bei der Präsidentenwahl ging es für die Tesla-Aktie steil aufwärts. Auf dem Höhepunkt Mitte Dezember war sie rund doppelt so viel Wert wie am Wahltag am 4. November. Danach setzte eine Talfahrt ein, die zuletzt steiler wurde.
Tesla hatte das Jahr 2024 mit dem ersten Rückgang der Auslieferungen seit mehr als einem Jahrzehnt abgeschlossen, obwohl Musk zuvor ein Plus in Aussicht gestellt hatte. Besonders in Europa und China gab es zuletzt deutliche Rückgänge bei Teslas Verkaufszahlen. Unklar ist bisher, inwieweit das auf verstärkte Konkurrenz, eine Lieferpause durch eine Auffrischung des bisherigen Bestsellers Model Y sowie auf die Abkehr von Verbrauchern von Tesla wegen Musks Nähe zu Trump zurückzuführen sein kann.
Der Tech-Milliardär versucht Anleger weiterhin mit der Aussicht auf große Geschäfte mit selbstfahrenden Autos und humanoiden Robotern zu locken. Allerdings scheint Musk zunehmend von seiner Arbeit in der Trump-Regierung eingenommen: Er führt seine Geschäfte "mit großen Schwierigkeiten", während er gleichzeitig für die Trump-Regierung arbeitet. Dies sagte der CEO von Tesla in einem Interview mit Fox Business.