DAX schließt erneut tiefer Wenig Bewegung an der Wall Street
Die Anlegerinnen und Anleger an den US-Börsen gehen mit Blick auf die Bilanzenflut aktuell kein großes Risiko ein. Der DAX konnte seine anfänglichen Gewinne nach starken SAP-Zahlen nicht halten.
Die in Fahrt kommende Bilanzsaison stimmt die Anlegerinnen und Anleger an der Wall Street vorsichtig. Anfängliche leichte Verluste konnten die US-Börsen aber größtenteils abschütteln. Etwas auf die Stimmung drückte weiterhin der abnehmende Zinsoptimismus. Der US-Leitindex Dow Jones blieb fast unverändert bei 42.925 Punkten und der breit gefasste S&P 500 schloss ebenfalls kaum verändert bei 5.851 Stellen. Beide Börsenbarometer hatten in der vergangenen Woche Rekordhochs erreicht. Der Index der Technologiebörse Nasdaq notierte etwa 0,1 Prozent höher.
Die Investoren versuchten, die ankommenden Finanzberichte mehrerer großer Unternehmen zu interpretieren. "Die Bilanzsaison wird nützliche Informationen liefern, was die US-Wirtschaft, die Verbraucherausgaben, die Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums und die Gewinne von weniger bekannten Unternehmen angeht", schrieben die Experten des Analysehauses BCA. Sie zeigten sich optimistisch: Die Gewinne und Prognosen der US-Firmen für das dritte Quartal dürften demnach stark genug ausfallen, um die Hoffnung der Investoren auf eine "sanfte Landung" der US-Wirtschaft zu unterstützen.
Darüber hinaus bleibt auch die Geldpolitik weiterhin ein Thema an der Börse. Die Anlegerinnen und Anleger schraubten ihre Zinserwartungen zurück, nachdem Mitglieder der US-Notenbank Federal Reserve angedeutet hatten, ein langsameres Zinssenkungstempo zu bevorzugen, hieß es aus dem Handel. Zudem belasteten die inflationären Auswirkungen eines möglichen Siegs von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen in zwei Wochen, da seine versprochenen Steuersenkungen und Handelszölle letztlich höhere Zinsen nach sich ziehen könnten.
Der DAX ist derweil nach einem soliden Start heute erneut unter sein Vortagsniveau zurückgefallen und schloss wie schon zu Wochenbeginn mit Verlusten. Heute betrug das Minus 0,2 Prozent, damit notiert das Börsenbarometer jetzt bei 19.422 Punkten. Überzeugende Geschäftszahlen von SAP verhinderten Schlimmeres.
"Der DAX steht heute gut 900 Punkte höher, als er es ohne die Aktie des mittlerweile größten Technologieunternehmens Europas täte", sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets am Nachmittag. Die Aktien von Europas größtem Softwarehersteller kletterten zeitweise auf ein Rekordhoch und gewannen in der Spitze fast sechs Prozent, zuletzt betrug das Plus noch 1,3 Prozent.
Am vergangenen Donnerstag hatte der deutsche Leitindex noch ein Rekordhoch bei rund 19.675 Punkten erreicht. Marktexperte Andreas Lipkow verwies auf Gewinnmitnahmen, die die zuletzt gute Stimmung der Investoren mittlerweile überschatteten. "Die gerade begonnene Berichtssaison wird keine Freifahrt werden und ist auch teilweise von schwächeren Quartalsberichte durchzogen." So enttäuschte im DAX beispielsweise der Rückversicherer Munich Re mit seinen vorläufigen Kennziffern.
Auch in den kommenden Tagen bleiben die Unternehmensberichte im Fokus. "Die Konzernbilanzen werden ein sehr wichtiger Faktor für die künftige Richtung am Aktienmarkt sein, da sie zeigen werden, ob die aktuellen Kursniveaus gerechtfertigt sind oder nicht", betonte Chris Scicluna, Chefanalyst beim Broker Daiwa Capital Markets. Im weiteren Wochenverlauf stehen in den USA die Finanzberichte von insgesamt 114 Unternehmen aus dem S&P-500 an - darunter IBM, Tesla und Coca-Cola.
Die Charttechniker von HSBC halten die aktuelle DAX-Schwäche indes für eine "gesunde Konsolidierung". Der ebenfalls charttechnisch argumentierende ING-Fachmann Christian Zoller wirft den Blick eher nach unten: Seiner Ansicht nach würde ein Durchbruch unter die Unterstützung bei 19.500 respektive 19.400 Punkte ein Schwächesignal generieren. "Das Ziel wäre dann zunächst bei 19.000 Punkten zu sehen", so Zoller.
Der Kurs des Euro ist im US-Handel etwas unter Druck geblieben. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0801 Dollar gehandelt. Dies ist der niedrigste Stand seit Anfang August. In frühen europäischen Geschäft hatte sie noch ein wenig höher notiert.
Am Ölmarkt bauten die Preise ihre anfänglichen Verluste wieder ab. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils 2,5 Prozent auf 76,19 und 72,54 Dollar je Fass (159 Liter). Der neue Vermittlungsversuch der USA im Nahen Osten hatte die Preise im früheren Tagesverlauf um bis zu rund einem Prozent gedrückt. "Die Rohölpreise ändern sich als Reaktion auf die uneinheitlichen Nachrichten aus dem Nahen Osten - je nachdem, wie die Situation zwischen Eskalation und Deeskalation schwankt", kommentierte Satoru Yoshida, Rohstoffanalyst beim Finanzdienstleister Rakuten.
Europas größter Softwarehersteller SAP setzt sich nach einem überraschend guten Quartal höhere Ziele für das Gesamtjahr. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn nimmt sich Vorstandschef Christian Klein trotz angespannter Wirtschaftslage mehr vor. Beim laufenden Großumbau des Personals kommt SAP bei den geplanten Neueinstellungen nicht so schnell voran als gedacht. Weil SAP gleichzeitig Tausende Stellen abbaut, kam das dem Ergebnis zugute. Wie auch das vergleichsweise lukrative Softwarelizenzgeschäft, das weniger stark schrumpfte als kalkuliert.
Der Chemiekonzern BASF will bei der Produktion stärker auf alternative Rohstoffe setzen. "Das kann alles Mögliche sein, sogar Frittenfett oder Gülle, vor allem aber sind es Stoffe wie Biogas oder Bionaphtha", sagte Vorstandschef Markus Kamieth dem Manager Magazin. Der Bedarf an grünen Rohstoffen werde in den kommenden Jahren stark steigen, meinte Kamieth. "Weil alle Industrien sich dekarbonisieren müssen. Wir kaufen es heute bereits ein, werden uns aber möglicherweise auch an Bioraffinerien beteiligen."
Der Finanzinvestor Carlyle wirft bei der Thyssenkrupp-Werftentochter TKMS das Handtuch. "Wir können bestätigen, dass die Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group uns mitgeteilt hat, sich aus dem Bieterprozess zur Beteiligung an der Marinesparte von Thyssenkrupp zurückzuziehen", teilte Thyssenkrupp der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage mit. Thyssenkrupp halte indes weiter an den Plänen für eine Verselbstständigung der Tochter fest. "Dazu werden wir nun den von uns parallel angelegten Weg der Verselbstständigung des Marinesegments am Kapitalmarkt intensiv weiterverfolgen", hieß es. Carlyle wollte sich nicht äußern.
Der US-Telekomkonzern Verizon hat im dritten Quartal mehr Neukunden für sich gewinnen können als gedacht. Mit einem Nettozuwachs von 239.000 neuen Vertragskunden überzeugte der Wettbewerber der Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US mehr Menschen als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Bei den funkbasierten Internetanschlüssen (Fixed Wireless) stieg die Zahl um 363.000 auf knapp 4,2 Millionen Kunden, wie Verizon mitteilte. Damit hat der AT&T-Konkurrent nach eigenen Angaben sein Ziel rund 15 Monate früher als geplant geschafft.
Der Mischkonzern 3M wird erneut zuversichtlicher für das laufende Jahr. So soll das bereinigte Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft 7,20 bis 7,30 Dollar je Aktie betragen, teilte das Unternehmen in St. Paul mit. Damit hob 3M ein zweites Mal das untere Ende der Spanne um 20 Cent an, seitdem der neue Unternehmenschef William Brown den Konzern leitet. Der bereinigte Umsatz soll nun um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Zuvor hatte das Unternehmen sowohl einen Rückgang bis zu 0,25 Prozent als auch einen Zuwachs bis zu 1,75 Prozent im Visier.
Der niedersächsische Stahlkonzern Salzgitter senkt wegen der anhaltenden Schwächeperiode in wichtigen Zielmärkten seine Jahresprognose. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde 275 bis 325 Millionen Euro betragen statt wie bisher erwartet 400 bis 500 Millionen Euro, teilte Salzgitter mit. Der Umsatz werde sich in der Spanne zwischen 9,5 und 10,0 Milliarden Euro bewegen. Zuvor hatte der Konzern rund zehn Milliarden angepeilt.
Die Hurrikane "Helene" und "Milton" bringen die Münchener Rück nicht vom Kurs ab. Der weltgrößte Rückversicherer nimmt nun 2024 einen Nettogewinn von mehr als fünf Milliarden Euro ins Visier. "Auf Basis des sehr guten Nettoergebnisses nach neun Monaten von 4,7 Milliarden Euro geht Munich Re trotz einer zu erwartenden signifikanten Schadenbelastung durch Hurrikan Milton mittlerweile davon aus, das Ergebnisziel für 2024 von fünf Milliarden Euro zu übertreffen", teilte der Konzern mit. Im dritten Quartal erwirtschaftete die Münchener Rück einen Gewinn von rund 900 Millionen Euro. Das ist eine halbe Milliarde weniger, als Analysten ihr zugetraut hatten.
Nach mauen Aussichten im kommenden Jahr erwartet der niederländische Chip-Anlagenbauer ASML 2026 ein Wachstumsjahr. Es sei allerdings noch zu früh, das Ausmaß zu prognostizieren, sagte ASML-Chef Christophe Fouquet auf einer Konferenz in London. Die Exportbeschränkungen nach China seien indes ein Hemmnis und würden sicher bestehen bleiben, egal, wer die Präsidentschaftswahlen gewinnen wird. "Wenn man sich die geopolitische Landschaft ansieht, ist es meiner Meinung nach klar, dass die USA weiter Druck auf ihrer Seite ausüben werden, um weitere Beschränkungen durchzusetzen."
Der US-Autobauer General Motors verdient mehr als erwartet. Im dritten Quartal legte der Umsatz auf 48,8 Milliarden Dollar zu, das sind gut zehn Prozent mehr als vor Jahresfrist und deutlich mehr als von Refinitiv befragte Analysten erwartet hatten. Je Aktie verdiente der Ford-Erzrivale mit 2,96 Dollar gut 50 Cent mehr als vorhergesagt. GM-Finanzchef Paul Jacobsen sagte, die Nachfrage nach den Fahrzeugen sei gut. Zinssenkungen dürften die Kauflaune der Kunden im kommenden Jahr weiter ankurbeln.
Der kriselnde Autozulieferer ZF Friedrichshafen will sich nach einem Medienbericht nicht mehr an der geplanten Chipfabrik des US-Unternehmens Wolfspeed im Saarland beteiligen. ZF wolle nicht mehr die Anfang vergangenen Jahres zugesagten 170 Millionen Euro beisteuern, berichtete das Handelsblatt mit Verweis auf Regierungs- und Branchenkreise. Deshalb stehe das bereits verschobene Projekt, mit staatlicher Förderung für insgesamt 2,75 Milliarden Euro ein Chipwerk zu errichten, vor dem Aus. Die saarländische Landesregierung betont derweil, dass sie zu allen Zusagen für den Bau steht - will aber auch für Alternativen vorbereitet sein.
Die britische Großbank HSBC will verschiedene Geschäftsbereiche und Regionen neu aufstellen. "Die neue Struktur wird zu einer einfacheren, dynamischeren und agileren Organisation führen", sagte HSBC-Chef Elhedery. Der neue Vorstandsvorsitzende nimmt sich auch umfangreiche Kostensenkungen vor. Unter anderem soll die Anzahl der Führungskräfte im neu benannten "Key Operating Committee" von 18 auf 12 reduziert werden. In diesem Zuge startet die erste Finanzchefin in der 159-jährigen Geschichte der Bank: Pam Kaur soll das Ressort Anfang 2025 übernehmen.
Die Deutsche Telekom will bis zum Sommer 2028 das veraltete Mobilfunknetz GSM (2G) einstellen. Voraussichtlich werde man zum 30. Juni 2028 den 2G-Mobilfunk komplett abschalten. Mobilfunk-Telefonate bei der Deutschen Telekom sind dann nur noch in den Netzen 4G (LTE) und 5G möglich. Betroffen von der technischen Umstellung sind vor allem Besitzer von alten 2G-Handys. Sie können mit diesen Geräten ab dem Sommer 2028 nicht mehr im Netz der Telekom telefonieren und müssen entweder auf ein Smartphone oder ein LTE-taugliches Einfach-Handy umsteigen.
Der IT-Dienstleister Bechtle kassiert wegen einer fortgesetzten massive Investitionszurückhaltung von Kunden aus dem Mittelstand die Jahresziele. Im dritten Jahresviertel sei erneut insbesondere das traditionell wichtige Quartalsende überraschend schwach verlaufen. Das Vorsteuerergebnis liege daher unter der Erwartung. Der Umsatz stieg laut den Angaben in den drei Monaten bis Ende September um rund 2 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro. Das Vorsteuerergebnis liege bei rund 78 Millionen Euro - nach 93,9 Millionen vor einem Jahr.
Die VW-Nutzfahrzeugholding Traton hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als von Experten erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis stieg im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro. Marktexperten hätten nur gut eine Milliarde operatives Ergebnis erwartet, hieß es vom Konzern.