Trump Media und Tesla steigen Trump Trade 2.0 an den Börsen
Der Wahlsieg Trumps sorgt an den Märkten für massive Kursausschläge. Der Bitcoin markiert ein Rekordhoch, die Wall Street jubelt - und Aktien von Trump Media und Tesla schnellen rasant in die Höhe.
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus wirbelt die Märkte zur Wochenmitte kräftig durcheinander: Der "Trump Trade" erlebt ein Revival an der Börse. Die Renditen steigen, ebenso der Dollar. Die Wall Street steht in den Startlöchern zu einer gewaltigen Kursrally, der S&P 500 könnte sogar ein Rekordhoch erobern - wie zuvor schon der Bitcoin.
Selbst an den europäischen Aktienmärkten geht es aufwärts - und das, obwohl europäische Unternehmen zu den Leidtragenden einer protektionistischen Handelspolitik inklusive aggressiver Strafzölle unter Trump gehören dürften. Der DAX zieht im frühen Handel um bis zu 1,6 Prozent auf 19.564 Punkte an. Zur Mittagszeit liegt das deutsche Börsenbarometer zwar wieder etwas tiefer, aber immer noch komfortabel im Plus bei rund 19.400 Zählern.
Positiv für die Märkte ist dabei sicherlich, dass das Ergebnis so rasch und so klar feststand; eine Stimmenauszählung über Wochen hinweg hätte an den Börsen für erhebliche Verunsicherung gesorgt.
Mittel- bis langfristig könnte eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus jedoch klar negative Folgen für deutsche Unternehmen und damit auch für die Aktienmärkte hierzulande haben.
"Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump würde die ganze europäische Wirtschaft treffen, vor allem die deutsche. Während die erste Amtszeit von Trump eine deutsche Wirtschaft in Hochblüte traf und noch das Wirtschaftswunder 2.0 gefeiert wurde, kommen mögliche Strafzölle, Deregulierung des US-Finanzsektors und geopolitische Spannungen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt", betont ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Nach vier Jahren Stagnation und strukturellen Schwächen sei Deutschland nicht nur der "kranke Mann Europas", sondern auch verwundbarer als vor acht Jahren.
Kurzfristig lassen sich DAX und Co. aber erst einmal von der positiven Reaktion der Wall Street anstecken. Die Futures auf die großen US-Indizes haben nämlich mächtig angezogen: Der Dow-Future liegt aktuell 3,0 Prozent im Plus, der Nasdaq-100-Future gewinnt 1,7 Prozent. Für den Future auf den S&P 500 geht es um 2,3 Prozent aufwärts - der marktbreite Index steuert damit auf ein Rekordhoch zu.
Dieses Mal reagiert die Wall Street auf einen sich abzeichnenden Präsidenten Trump somit direkt positiv - das war 2016 noch anders gewesen. Anleger setzen darauf, dass eine protektionistische Agenda unter Trump in Kombination mit Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen den US-Unternehmen in Zukunft prächtige Gewinne bescheren werden.
"Für die Wall Street ist ein Wechsel von Demokraten zu Republikanern statistisch das beste aller Börsenszenarien", erklärt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Überraschend ist allerdings, dass die Wall Street auch die Perspektive einer republikanischen Mehrheit in beiden Parlamentskammern zu goutieren scheint.
In der Vergangenheit hatten die Aktienmärkte einen zwischen Demokraten und Republikanern gespaltenen Kongress stets bevorzugt, stand dieser doch für erhöhte Stabilität und Planbarkeit.
Beim Blick auf einzelne Aktien stechen derweil die Papiere von Trump Media ins Auge. Im vorbörslichen US-Handel schnellen Aktien vom Trump Media & Technology Group (TMTG) um 39 Prozent in die Höhe. Für Trump selbst könnte sich der Wahlsieg somit auch mit Blick auf seine persönlichen Finanzen stark lohnen.
Der Republikaner hält rund 57 Prozent der Anteile der Trump-Media-Aktie, das entspricht etwa 114 Millionen Anteilsscheinen. Diese waren gestern an der Börse noch 3,869 Milliarden Dollar wert. Sollten die Aktien nun auch im regulären Handel so stark anziehen, wie es sich vorbörslich abzeichnet, wären Trumps Anteile damit 5,378 Milliarden Dollar wert. Der neue US-Präsident wäre folglich auf einen Schlag 1,5 Milliarden Dollar reicher.
Auch für Trump-Unterstützer Elon Musk dürften die Kassen klingeln. Die Tesla-Aktie notiert vorbörslich 13 Prozent höher. Musk ist Teslas größter Aktionär, hält er doch knapp 13 Prozent der Anteile und damit rund 417 Millionen Tesla-Aktien. Ein Kurssprung von 13 Prozent würde das Vermögen des Tesla-Chefs folglich um rund 14 Milliarden Dollar mehren.
Das Geld für seine umstrittene Millionen-Dollar-Lotterie hätte er damit locker wieder reingeholt. Musk hatte am 20. Oktober angekündigt, bis zur Wahl täglich eine Million Dollar an einen registrierten Wähler in besonders hart umkämpften US-Bundesstaaten zu vergeben. Bis zum Wahltag am 5. November wären das für Musk somit Ausgaben in Höhe von 17 Millionen Dollar gewesen - und somit nur ein Bruchteil seines nun absehbaren Vermögenszuwachses angesichts der Tesla-Kursgewinne.
Besonders deutlich fällt auch die Reaktion an den Kryptomärkten aus, die den selbsternannten "Bitcoin-Präsidenten" mit offenen Armen empfangen. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise Bitcoin schnellte bereits in der Nacht nach oben und markierte bei über 75.300 Dollar ein Rekordhoch.
Trump hatte zuletzt verstärkt um Wählerstimmen aus der Krypto-Community geworben, nachdem er sich während seiner Präsidentschaft noch sehr negativ über den Bitcoin geäußert hatte. Mit Trump als neuem US-Präsidenten könnte der Bitcoin mittel- bis langfristig die 100.000-Dollar-Marke ansteuern, sind Marktexperten überzeugt.
Auch der US-Dollar profitiert massiv von Trumps Wahlsieg, der Greenback zieht spürbar an. Im Gegenzug gibt der Euro deutlich nach und fällt um 1,9 Prozent auf 1,0721 Dollar. Die Devisen-Anleger glauben offenbar fest daran, dass eine Trump-Präsidentschaft Dollar-positiv sein wird angesichts seiner voraussichtlich stark inflationstreibenden Politik.
Ein großes Risiko für den Dollar lassen die Devisenmärkte jedoch zunächst außer Acht: Unter Trump könnte die Unabhängigkeit der US-Notenbank beschädigt werden, der Republikaner hatte in der Vergangenheit immer wieder Andeutungen in diese Richtung gemacht. "Würden die inflationären Maßnahmen kommen, aber gleichzeitig die Fed an die Kette gelegt, würde solch ein Politik-Mix zu sehr deutlicher Dollar-Schwäche führen", betont Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.
Der starke Dollar lastet derweil auf Gold und Öl, verteuert dieser doch die in Dollar notierenden Rohstoffe in Ländern außerhalb des Dollar-Raums. Das dämpft entsprechend die Nachfrage. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet zur Wochenmitte 74,43 Dollar und damit 1,5 Prozent weniger. Die Feinunze Gold wird 1,1 Prozent tiefer bei 2.714 Dollar gehandelt.
Neben einem steigenden Dollar war auch ein starker Anstieg der Renditen kennzeichnend für den ersten "Trump Trade" nach der Wahl 2016. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen schnellten damals um fast 100 Basispunkte nach oben. Wiederholt sich nun auch hier die Geschichte?
Tatsächlich springen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in einer ersten Reaktion um bis zu 18 Basispunkte in die Höhe. Das größte Risiko für die Anleihenmärkte besteht nun darin, dass eine protektionistische Wirtschaftspolitik unter Trump, etwa durch höhere Zölle und weniger Zuwanderung, das Wachstum bremst und die Inflation anfacht, während die Ausweitung der Steuersenkungen gleichzeitig das Haushaltsdefizit erhöht.
Kein einfaches Szenario für die US-Notenbank Fed, die morgen über ihre weitere Geldpolitik entscheidet.