Börsenhändler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Erholung vorerst gestoppt Zoll-Thematik macht DAX zu schaffen

Stand: 16.04.2025 12:12 Uhr

Aus China gibt es Anzeichen für Gesprächsbereitschaft mit den USA im Zollstreit. Das kommt an den Aktienmärkten gut an, der DAX konnte seine Verluste eindämmen.

Ein Bericht über Signale aus China für Gesprächsbereitschaft mit den USA im Zollstreit haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt ein Stück weit beruhigt. Der DAX erholte sich von seinem Tagestief, für einen Dreh ins Plus reichte es aber nicht. So notierte der Leitindex zuletzt noch 0,6 Prozent tiefer bei 21.135 Punkten.

Der DAX hat heute einen Teil seiner jüngsten Kursgewinne wieder hergeben. Tags zuvor hatte der deutsche Leitindex noch ein Kursplus von 1,4 Prozent auf 21.253 Punkte eingefahren. Von seinem 4.000-Punkte-Rutsch bis auf 18.489 Zähler am "Panic Monday" in der vergangenen Woche hat das deutsche Börsenbarometer bislang zeitweise weit über die Hälfte wieder wettmachen können. Im DAX-Chart zeichnet sich eine V-förmige Erholung ab.

Marktexperten sprechen dennoch von einer fragilen Entwicklung, hängt an den Märkten derzeit doch alles von der nächsten Volte des US-Präsidenten Donald Trump an.

Für Beruhigung sorgte heute folgende Meldung: China sei durchaus offen für Gespräche mit den USA im zuletzt eskalierten Handelskrieg zwischen beiden Ländern. Man knüpfe diese aber an zahlreiche Bedingungen, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Von US-Präsident Donald Trump etwa fordere China mehr Respekt.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor gesagt: "Der Ball liegt bei China. China muss ein Abkommen mit uns schließen. Wir müssen keinen Deal mit denen machen".

Positiv ist auch die Entwicklung der Eurozonen-Inflation, die sich im März erneut abgeschwächt hat. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Im Februar hatte die Rate noch bei 2,3 Prozent gelegen.

Verantwortlich für die etwas schwächere Inflation ist unter anderem ein Rückgang der Energiepreise. Diese fielen im Jahresvergleich um 1,0 Prozent. Zudem stiegen die Preise im Dienstleistungssektor nicht mehr ganz so stark wie in den Vormonaten.

Auf die Stimmung an den Börsen drückt zur Wochenmitte, dass der Halbleiter-Gigant Nvidia von der US-Regierung mit verschärften Einschränkungen für Lieferungen seines KI-Chips H20 nach China konfrontiert wird. Dies brockt Nvidia Einbußen in Milliardenhöhe ein.

"Mit dem Exportverbot für den H20-Chip von Nvidia nach China erleben wir im aktuellen Handelskonflikt eine neue Eskalation", betont Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Das Umfeld bleibe volatil.

Das Beispiel Nvidia führt den Anlegern eindrücklich vor Augen, wie sehr Trump mit seiner Handelspolitik auch den eigenen Unternehmen im Land schadet und dabei selbst vor den großen börsennotierten Tech-Konzernen nicht Halt macht.

Schwer wiegt dabei nicht zuletzt der Vertrauensverlust durch die erratische Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten, der in der kurzen Frist kaum wieder gutzumachen sein dürfte. Unternehmen wie Investoren fehlt es an Planungssicherheit; das ist Gift für die Wirtschaft.

Auch die US-Futures liegen aktuell tief im Minus, vor allem der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 verbucht hohe Verluste von 2,0 Prozent. Der Future auf den Dow-Jones-Index liegt 0,6 Prozent im Minus.

Tags zuvor hatten sich die Anleger an der Wall Street wegen der anhaltenden Zoll-Unsicherheiten nicht aus der Deckung getraut. Der Dow Jones verlor 0,4 Prozent auf 40.369 Punkte. Der technologielastige Nasdaq notierte kaum verändert bei 16.823 Zählern, und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,2 Prozent auf 5.397 Stellen ein.

Der Goldpreis hat am Morgen bei 3.295,11 Dollar ein frisches Rekordhoch markiert und sich damit der 3.300-Dollar-Marke weiter angenähert. Erst am Freitag hatte Gold erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 3.200 Dollar geknackt. Die Rekordrally bei dem gelben Edelmetall ist in erster Linie auf die jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten zurückzuführen.

Diese dämpfen die Risikobereitschaft und begünstigen eine Verlagerung in sichere Anlagen. "Gold wird stark bleiben, solange die Unsicherheit anhält", sagt Brian Lan, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers GoldSilver Central in Singapur. Der fallende Dollar trägt ebenfalls zum Anstieg des Goldpreises bei, stärkt er doch die Nachfrage aus dem Nicht-Dollar-Raum.

Auch zur Wochenmitte präsentiert sich der Dollar erneut schwach, im Gegenzug steigt der Euro am Morgen um 0,8 Prozent auf 1,1378 Dollar. Die jüngsten Zoll-Turbulenzen hatten an den Devisenmärkten für einen Ausverkauf beim Dollar gesorgt, binnen weniger Tage sprang der Euro zum Dollar um sechs Cent in die Höhe und notierte bei über 1,14 Dollar zeitweise so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr.

Die Ölpreise geben am Morgen leicht nach. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee kostete 64,46 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit 0,3 Prozent weniger als am Vortag.

Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials expandiert weiter in Australien. Der Konzern übernehme das Transportbetongeschäft des australischen Familienunternehmens Midway Concrete, teilte Heidelberg Materials mit. Das Unternehmen betreibe vier Betonwerke in Laverton, Craigieburn, Melton und Lara. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben.

Der Konsumgüterkonzern Henkel hat seine Jahresziele für 2025 bekräftigt. Henkel bestätige "den Ausblick für 2025 – mit weiter steigendem Umsatz und Gewinn", sagte Henkel-Chef Carsten Knobel in seiner heute vorab verbreiteten Rede zur Henkel-Hauptversammlung 2025. Henkel blicke "auch in diesen turbulenten Zeiten mit Zuversicht nach vorne". Der Konzern strebe weiter ein organisches Umsatzwachstum zwischen 1,5 und 3,5 Prozent an.

Im DAX ist im frühen Handel die Sartorius-Aktie gefragt. Sie kann damit ihre Erholung vom Zollschock-Tief vor mehr als einer Woche fortsetzen. Die Zahlen für das erste Jahresviertel seien besser als gedacht, sagte ein Händler. Auch der Margen-Ausblick kommt am Markt gut an: Vom Umsatz sollen 2025 rund 29 bis 30 Prozent als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben.

ASML ist mit weniger Bestellungen ins Jahr gestartet als erwartet und fürchtet wegen des Handelskriegs eine weitere Investitionszurückhaltung seiner Kunden. Der Auftragseingang erreichte im ersten Quartal 3,9 Milliarden Euro, während Analysten mit 4,9 Milliarden gerechnet hatten. Auch beim Umsatz verfehlte der Weltmarktführer bei Maschinen zur Halbleiter-Produktion die Markterwartungen.

Der frühere Telekom-Chef René Obermann soll Aufsichtsratschef beim Softwarekonzern SAP werden. Das geht aus einem Schreiben des derzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden Pekka Ala-Pietilä an die Aktionäre zur Hauptversammlung hervor. Obermann ist derzeit Chefaufseher von Airbus und Europachef des Finanzinvestors Warburg Pincus. Er bringe für die Position die "strategische Weitsicht, das Marktverständnis, die Führungskompetenz und die Erfahrung in der Unternehmensführung mit", schrieb Ala-Pietilä.

Der japanische Autohersteller Honda verlagert die Produktion des Hybrid-Modells Civic von Japan in die USA. Das Auto werde künftig im Honda-Werk im US-Bundesstaat Indiana hergestellt, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Fertigung in Japan werde im Juni oder Juli eingestellt.

Der Telekomausrüster Adtran Networks hat sich bei der Ermittlung des Jahresergebnisses 2024 vertan. Das pro forma Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liege aufgrund einer Neueinschätzung im Rahmen der Abschlussaufstellung wohl bei minus 10,2 Millionen Euro, teilte das SDAX-Unternehmen mit. Zunächst hatte Adtran einen Verlust von 4,5 Millionen Euro ermittelt.

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf chinesische Importe wirbeln Insidern zufolge die Produktionspläne des Elektro-Autobauers Tesla durcheinander. Einfuhren von Komponenten für das Robotaxi Cybercab und den Sattelschlepper Semi seien ausgesetzt worden, sagte eine Person mit direkter Kenntnis von der Angelegenheit der Nachrichtenagentur Reuters. Damit könnte sich die Massenproduktion der mit Spannung erwarteten neuen Modelle verzögern.

Der Prozess zur möglichen Zerschlagung des Facebook-Konzerns Meta hat eine überraschende Enthüllung gebracht: Gründer Mark Zuckerberg erwog 2018 selbst, die Foto-Plattform Instagram wieder abzustoßen. In einer vor Gericht zitierten vertraulichen E-Mail verwies Zuckerberg auf zunehmenden Druck von Wettbewerbshütern. Es sei möglich, dass man "in den nächsten fünf bis zehn Jahren" gezwungen werde, sich von Instagram und dem Chatdienst WhatsApp zu trennen.

Für die US-Fluggesellschaft United Airlines ist die wirtschaftliche Unsicherheit nach dem Zoll-Rundumschlag von Donald Trump so groß, dass sie für das laufende Jahr zwei Prognosen abgegeben hat. Im Falle einer Rezession in den USA rechnet UA mit einem Gewinn von 7,00 bis 9,00 Dollar je Aktie. Bleibt die Wirtschaft stabil, dürfen es 11,50 bis 13,50 Dollar pro Aktie werden.

Die Firma Bialetti, bekanntester Hersteller der achteckigen Kaffeekocher für den Herd, ist vom chinesischen Unternehmer Stephen Cheng aus Hongkong übernommen worden. Dessen Konsortium erwarb über den in Luxemburg ansässigen Investmentfonds Nuo Capital fast 79 Prozent der Bialetti-Aktien, wie beide Unternehmen mitteilten. Der Kaufpreis wurde auf etwa 53 Millionen Euro beziffert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. April 2025 um 09:05 Uhr.