Wall Street im Minus Ein Stück Ernüchterung
Nach dem Optimismus vom Freitag herrschte heute an der Wall Street Ernüchterung. Neben Zinssorgen drückte auch die Lage im Nahen Osten auf die Stimmung. All dies hatte zuvor auch schon den DAX gebremst.
Die verpuffte Zinseuphorie nach den jüngsten US-Jobdaten und Sorgen über die Lage in Nahost drückten zum Wochenstart die großen Aktienindizes der Wall Street. Der Leitindex Dow Jones verlor 0,94 Prozent auf 41.954 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq ging es um 1,18 Prozent bergab, der marktbreite S&P-500-Index ging bei 5.695 Zählern um 0,96 Prozent schwächer aus dem Handel.
Neben den global an den Märkten dominierenden Sorgen um eine weitere Eskalation des Nahost-Konflikts sorgte insbesondere die Erwartung kleinerer Zinssenkungen nach dem starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag für Ernüchterung, waren doch die Erwartungen eines weiteren "großen" Zinsschritts" von 50 Basispunkten wie im September zuletzt massiv ins Kraut geschossen.
Die Daten hatten am Freitag zwar den Erwartungen an eine weitere "große" Zinssenkung der US-Notenbank Fed um 0,5 Prozentpunkte Anfang November einen herben Dämpfer verpasst. Dafür sind die Hoffnungen gestiegen, dass die weltgrößte Volkswirtschaft den Rutsch in die Rezession vermeiden und eine "sanfte Landung" hinlegen wird.
Ein Spannungsfeld, in dem sich die Wall Street schon länger befindet. Ziel der US-Notenbank ist es, die Wirtschaft zwar abzukühlen, ohne sie dabei aber abzuwürgen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte wird nunmehr nach Daten der Terminbörse CME auf fast 90 Prozent geschätzt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende vielleicht gar keine merkliche Abkühlung der US-Wirtschaft gibt, hat mit den September-Zahlen deutlich zugenommen", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets.
"Mit einer ausbleibenden konjunkturellen Abkühlung wächst jedoch auch die Gefahr für eine weiter hartnäckig hohe Inflation, womit der Spielraum für die US-Notenbank eingeschränkt würde, die Leitzinsen weiter zu senken."
Nun warten die Anleger auf weitere Konjunkturdaten, die die kommenden Tage anstehen. Vor allem die Verbraucher- und Produzentenpreise für den September am Donnerstag beziehungsweise Freitag dürften Ausmaß und Timing weiterer Fed-Zinssenkungen wesentlich beeinflussen.
Am Freitag nimmt zudem die Quartalsberichtssaison der Unternehmen traditionell mit Zahlen der Banken JPMorgan und Wells Fargo sowie des Investmentriesen Blackrock Fahrt auf. Bereits morgen legt Coca-Cola-Konkurrent Pepsico Zahlen für das dritte Quartal vor.
Aktienstrategin Marija Veitmane von State Street Global Markets sieht angesichts der widerstandsfähigen Wirtschaft und der zuletzt nachlassenden Inflation weiter gute Aussichten für Aktien. Auf etliche weitere deutliche Zinssenkungen als Kurstreiber sollten die Investoren aber nicht zu sehr vertrauen, gab sie zu bedenken.
Unter den Einzelwerten heute fielen die beiden Tech-Größen IBM und Meat zunächst positiv auf. IBM erreichte bei 227,67 Dollar, Meta bei 602,95 Dollar ein neues Allzeithoch. Die Niveaus konnten aber nicht gehalten werden.
Meta rutschte am Ende auf 584,78 Dollar ab, zuvor hatte die Aktie von einer Kurszielerhöhung der UBS von 635 auf 690 Dollar profitiert. IBM behauptet am Ende noch ein Plus von 0,5 Prozent auf 227,12 Dollar.
Mit einer gehörigen Portion Nervosität starteten die heimischen Märkte in die neue Woche. Denn weiter schwache Konjunkturdaten sowie die Sorgen um die Lage im Nahen Osten einerseits ließen wenig Risikofreude aufkommen. Zinshoffnungen stehen dem zwar weiterhin entgegen, treten aber derzeit etwas zurück. Trotzdem bleiben diese aber diesseits und jenseits des Atlantiks für die Bullen (Käufer) weiterhin ein starkes Argument.
Der DAX konnte heute Verluste zwar größtenteils ausbügeln und verteidigte dabei auch die Marke von 19.000 Punkten, zu mehr reichte es aber nicht. Vor allem am Nachmittag blieben Impulse aus New York aus, so dass der Index sich kaum noch bewegte und um die Marke von 19.100 Punkten pendelte. Am Ende lag der Schlussstand bei 19.104 Punkten, ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.
Nach flottem Start rutschte der DAX im Gefolge stetig ab und erreichte bei 19.011 Punkte sein Tagestief nahe der auch technisch wichtigen Marke von 19.000 Punkten, ehe er sich wieder erholte.
ING-Experte Christian Zoller verweist auf die negative Saisonalität: "Im Monat Oktober wird statistisch betrachtet verstärkt ein Verlaufstief erreicht, bevor es dann im Zuge einer möglichen Jahresendrally wieder aufwärts geht. Im laufenden Monat Oktober muss daher noch mit einer erneuten Abwärtsbewegung gerechnet werden."
Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen notierte ebenfalls moderat um 0,41 Prozent im Minus bei 26.740 Zählern. "Zwar könnte der DAX weiter vom Konjunkturoptimismus in den USA und auch in China nach der geldpolitischen Bazooka weiter oben gehalten werden, für die Aktien in der zweiten und dritten Reihe besteht dagegen wenig Kursfantasie", erklärte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Wie hoch die Nervosität der Anleger war, zeigte auch ein Blick auf den Anleihenmarkt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist zu Wochenbeginn auf 2,25 Prozent gestiegen. Auch in den anderen Ländern der Eurozone legten die Renditen zu. In den USA stieg die viel beachtete Rendite für zehnjährige Anleihen wieder über 4,0 Prozent.
Es ist vor allem die fragile und zugleich hochexplosive Lage im Nahen Osten, welche die Anleger derzeit vor neuen Engagements zurückschrecken lässt. "Mit dem Eingreifen des Iran in den Nahost-Konflikt besteht die Gefahr eines Flächenbrands in der genannten Krisenregion", sagte Analyst Christian Henke vom Broker IG. Und Israel drohe mit einem Gegenschlag. "Die gesamte Region sitzt auf einem großen Pulverfass."
Der Euro trotzte am Nachmittag den schwachen Konjunkturdaten aus Deutschland und blieb zuletzt auch im US-Handel kaum verändert bei 1,0974 Dollar. Der Greenback hatte am Freitag nach einem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht zu anderen wichtigen Währung deutlich zugelegt. Der Euro war im Gegenzug unter 1,10 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0982 (Freitag: 1,1029) US-Dollar fest.
In der deutschen Wirtschaft mehren sich unterdessen die Krisensignale. Die Industrie verbucht deutlich weniger Neugeschäft und einen stärkeren Auftragsrückgang als erwartet. So sind die Auftragseingänge für die deutsche Industrie im August überraschend deutlich um 5,8 Prozent zum Vorjahresmonat gesunken. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang um 2,0 Prozent gerechnet.
Auch vom Privatkonsum sind aktuell kaum Wachstumsimpulse zu erwarten. Die Stimmung im Einzelhandel und unter Verbrauchern hat sich weiter verschlechtert. In der Industrie ist nach zwei Anstiegen in Folge der Auftragseingang im August unerwartet deutlich gesunken.
"Dies spricht dafür, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte allenfalls stagniert", kommentierte Ralph Solveen, Volkswirt bei der Commerzbank. "Mit einer Belebung ist erst im kommenden Jahr zu rechnen, und auch diese dürfte sehr verhalten ausfallen."
Am Rohstoffmarkt setzten die Ölpreise angesichts der wachsenden Kriegsgefahr im Nahen Osten ihre Rally fort. Rohöl der Nordseesorte Brent kostete 81,05 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit rund 3,8 Prozent mehr, die Notierung für das US-Leichtöl WTI stieg ebenfalls um 3,8 Prozent.
Stärkster Preistreiber bleibt die Furcht der Anleger vor einer weiteren Eskalation der geopolitischen Lage im Nahen Osten. Diese hat den Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember im Handelsverlauf wieder bis an die Marke von 80 Dollar getrieben.
Schon seit Beginn des Monats geht es mit den Ölpreisen nach oben. In dieser Zeit hat Brent-Öl um etwa sieben Dollar je Barrel zugelegt. "Alle Aufmerksamkeit richtet sich erneut auf den Nahen Osten", sagte Arne Lohmann Rasmussen, Analyst beim Hedgefonds Global Risk Management. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, "ob es nach dem iranischen Raketenangriff der vergangenen Woche eine militärische Reaktion Israels geben wird".
Diese Sorgen haben allerdings zuletzt wieder etwas nachgelassen, nachdem sich US-Präsident Joe Biden am Freitag gegen einen Angriff auf die Infrastruktur der iranischen Öl-Industrie ausgesprochen hatte.
Heidelberg Materials ist einem Medienbericht zufolge mit dem indischen Mischkonzern Adani Group in Gesprächen über den Verkauf seines Zementgeschäftes auf dem Subkontinent. Der Deal könnte einen Wert von 1,2 Milliarden Dollar betragen, berichtete die Tageszeitung Economic Times unter Berufung auf Insider. Heidelberg Materials und die Adani Group wollten sich dazu nicht äußern.
Commerzbank sieht Risiken bei Übernahme durch Unicredit
Tagessieger unter den DAX-Werten waren die Papiere der Commerzbank, die gut zwei Prozent zulegten. Bankchefin Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit große Risiken. Die Integration zweier großer Banken sei extrem schwierig, sagte Orlopp dem Handelsblatt. Die Commerzbank sei nach der Übernahme der Dresdner Bank 2008 mehrere Jahre damit beschäftigt gewesen, die Systeme beider Banken zusammenzuführen.
"Einen solchen Stillstand können wir uns in der heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten."
Die Preise für Kfz-Ersatzteile wie Scheinwerfer, Rückleuchten und Kofferraumklappen sind nach Angaben der Versicherungswirtschaft weiter stark gestiegen. Zwischen August 2023 und August 2024 wurden die Preise im Schnitt um 6,2 Prozent erhöht, bei Kühlergrills waren es sogar über zehn Prozent, wie heute der Gesamtverband der Versicherer (GDV) mitteilte. Das führe zu deutlich höheren Reparaturkosten bei Unfällen. Die Versicherer können darauf mit höheren Beiträgen reagieren.
Der Preisanstieg sei Teil einer langfristigen Entwicklung, die der GDV seit Jahren beobachte, erklärte Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. "Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rapide und sind weitgehend unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung. Während der Verbraucherpreis-Index seit 2014 um rund 28 Prozent zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um fast 75 Prozent".
Marktführer in der wettbewerbsintensiven KfZ-Sparte in Deutschland sind die Allianz sowie die HUK-Coburg. "Wie sich diese Kostenentwicklung auf die Prämien der Kfz-Versicherung auswirkt, ist eine Entscheidung jedes einzelnen Versicherungsunternehmens", betonte Asmussen. Es bestehe jedoch ein klarer Zusammenhang zwischen den steigenden Ersatzteilpreisen und den Versicherungsbeiträgen.
Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank hat bei Jenoptik zu einem Kurssprung von zuletzt knapp fünf Prozent geführt. Analyst Michael Kuh traut den Papieren mit seinem Kursziel von 45 Euro noch deutlich mehr zu. Jenoptik sei deutlich unter dem Schnitt der mittelgroßen europäischen Halbleiter-Konkurrenz bewertet.
Der kriselnde Industriekonzern thyssenkrupp nimmt seine vom Staat mit Milliardensummen unterstützten Pläne für eine klimaschonende Produktion unter die Lupe. Der in Überarbeitung befindliche Businessplan solle auch Erkenntnisse zur weiteren "grünen Transformation" des Stahlbereichs liefern, erklärte die thyssenkrupp-Stahltochter.
Der angeschlagene Batterienhersteller Varta hat mit seinen Gläubigern einen Schuldenschnitt vereinbart. Zudem habe der Autohersteller Porsche zugesichert, anschließend bei Varta einzusteigen, wie das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Ellwangen heute mitteilte. Für den Übergang erhält Varta demnach außerdem von seinen Kreditgebern weitere 30 Millionen Euro.
Varta stellt neben Haushaltsbatterien auch Auto- und Energiespeicherbatterien her. Das Unternehmen ist mit hunderten Millionen Euro verschuldet. Im Juli teilte es mit, wegen der Schuldenlast nicht mehr wirtschaften zu können. Es brauche einen Schuldenschnitt. Die Gläubiger forderten demnach einen Kapitalschnitt auf null. Damit verlieren sämtliche Aktien ihren Wert. Der Kurs der Aktie ist ohnehin von 200 Euro Anfang 2021 auf mittlerweile rund 1,40 Euro gefallen.
Das Vorhaben sei nun genehmigt und die wesentlichen Verträge dafür seien unterzeichnet worden, erklärte Varta. Mit Porsche sowie dem bisherigen Großaktionär, dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner, sei zudem eine "Investorenvereinbarung" abgeschlossen worden. Die beiden Investoren steuern demnach nach dem Kapitalschnitt 60 Millionen Euro bei.
Der Bergbaukonzern Rio Tinto will den Lithiumproduzenten Arcadium Lithium aus Australien kaufen. Rio Tinto habe Arcadium ein unverbindliches Übernahmeangebot unterbreitet, teilten beide Unternehmen mit. Die in Australien gelisteten Aktien-Hinterlegungsscheine von Arcadium Lithium reagierten mit einem Kursplus von mehr als 45 Prozent. Die Rio-Tinto-Aktie verlor hingegen rund zwei Prozent.
Pfizer-Aktien legen gegen den Trend in New York rund 3,2 Prozent zu. Der aktivistische Investor Starboard Value hat Insidern zufolge einen Anteil von rund einer Milliarde Dollar an Pfizer erworben. Er dränge auf Veränderungen, um die Leistung des Unternehmens zu verbessern, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Pfizer ist unter Druck, weil die Verkäufe von Corona-Produkten stark zurückgegangen sind und andere Geschäftsbereiche die Erwartungen nicht erfüllt haben.
Der niederländische Stromnetzbetreiber Tennet prüft einem Zeitungsbericht zufolge einen Börsengang seiner deutschen Tochter. Tennet habe Banker von Goldman Sachs, Morgan Stanley, ABN Amro und Deutsche Bank mit der Planung einer möglichen Aktienplatzierung betraut, berichtete heute die "Financial Times".
Die deutsche Tochter könnte dabei mit mehr als 20 Milliarden Euro bewertet werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine mit der Situation vertraute Person. Im Sommer war nach jahrelangen Verhandlungen der Versuch gescheitert, den deutschen Tennet-Teil an den Bund zu verkaufen. Tennet scheut die nötigen Milliarden-Investitionen in ihr deutsches Stromnetz
Der US-Serverhersteller gab heute bekannt, mehr als 100.000 Grafikprozessoren (GPU) pro Quartal auszuliefern. Zudem stellte Super Micro neue Produkte für seine Flüssigkühlung (Direct Liquid Cooling, DLC) vor, die als energieeffizienter gilt als konventionelle Luftkühlung. Damit werde "die höchste GPU-Dichte pro Rack" ermöglicht, teilte der Konzern mit. Racks sind in Datenzentren die Schränke oder Rahmen, in denen die eigentlichen Server untergebracht sind. Die Super-Micro-Aktie sprang deutlich um 15,79 Prozent.
Der Boom bei generativer Künstlicher Intelligenz (KI) hat die Nachfrage nach der zugehörigen Hardware massiv gesteigert. Super-Micro-Server enthalten dabei etwa die GPUs von Nvidia. Dessen Titel legten 2,24 Prozent zu.