DAX und Wall Street gewinnen US-Jobdaten wecken Kauflust der Anleger
Starke Daten vom US-Arbeitsmarkt haben die Wall Street und den DAX ins Plus gehievt. Die Zinssenkungshoffnungen wurden zwar gedämpft, aber die Stärke der US-Wirtschaft machte den Investoren Mut.
An der Wall Street schloss der Dow Jones mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 42.352,75 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 legte 0,9 Prozent auf 5.751,07 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,2 Prozent auf 18.137,85 Punkte.
Die Themen des heutigen Börsentages waren die aktuellen Spannungen im Nahen Osten und der US-Arbeitsmarktbericht. "Da der Konflikt im Nahen Osten nicht weiter eskaliert, beruhigen sich zunächst auch die Gemüter an der Börse etwas", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Positiv aufgenommen wurde vor allem der monatliche US-Arbeitsmarktbericht. In den USA wurden im September 254.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 140.000 gerechnet. Dies linderte die Ängste der Anleger vor einer Rezession in den USA.
Für die Zinssenkungshoffnungen der Anleger ist das jedoch ein Dämpfer: Der erneut starke Stellenzuwachs, die überraschend gesunkene Arbeitslosenquote und die robuste Lohnentwicklung sollten die ambitionierten Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed zurückdrängen, schrieb Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba.
"In den USA kommen vom Arbeitsmarkt weiterhin keinerlei Signale für eine Rezession", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Sollte es bei dieser Robustheit bleiben, dürfte es zwar in naher Zukunft zu weniger starken Zinssenkungen der Fed kommen. Allerdings ist der Fakt, dass es dennoch graduelle Schritte nach unten geben wird, während die Wirtschaft weiter wächst, mehr wert als zwingend notwendige geldpolitische Lockerungen ohne Wachstum."
"Es ist eine gute Überraschung, aber ich denke auch, dass es jetzt das Tempo der Zinssenkungen verlangsamen könnte", meint Peter Cardillo, Marktexperte bei Spartan Capital Securities.
Zuvor war der DAX mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 19.120 Punkten aus dem Handel gegangen. Im Handelsverlauf war der deutsche Leitindex zeitweise bis unter die Marke von 19.000 Punkten gefallen, nachdem er vor einer Woche noch bei 19.492 Zählern ein Rekordhoch erreicht hatte. Für die laufende Woche liegt das Minus bei 1,8 Prozent.
"Wir bewerten die aktuelle Konsolidierung als positiv und nach der jüngsten Aufwärtsbewegung überfällig. Die überkaufte Markttechnik kühlt sich ab und Risiken werden wieder stärker eingepreist", schreiben die Marktbeobachter von Index Radar. "Die Rekordstimmung an den Börsen ist erst einmal verflogen", meint auch Analystin Claudia Windt von der Helaba." Vermutlich haben Investoren die jüngsten Rekordstände genutzt, um vor allem hierzulande Kasse zu machen", so Windt.
Der Kurs des Euro reagiert auf die US-Jobmarktdaten mit Verlusten. Da die Zinsen in den USA voraussichtlich höher bleiben als erwartet, stärkt das die Nachfrage nach Dollar, was wiederum den Euro belastet. Der Dollar legte nach den Daten zu allen wichtigen Währungen deutlich zu. Auch Gold und Staatsanleihen flogen aus den Depots.
Autoaktien haben sich trotz der Entscheidung der EU, Zusatzzölle auf Elektroautos aus China zu ermöglichen, heute robust gezeigt. Obwohl die deutsche Branche mehr Nachteile als Vorteile sieht und Gegenmaßnahmen Chinas befürchtet, legen die Aktien zu. Die Investoren hoffen offenbar, dass Brüssel mit China am Verhandlungstisch noch eine Lösung erreicht. In diesem Fall können die Zölle von der EU-Kommission wieder gestoppt werden.
Das Börsendebüt (IPO) des Wissenschaftsverlags Springer Nature ist heute erfolgreich verlaufen. Bereits der erste Kurs der Aktien lag mit 24,00 Euro klar über dem Ausgabepreis von 22,50 Euro. Nach einem Hoch bei 24,66 Euro gleich zu Handelsbeginn schlossen sie mit 24,24 Euro knapp acht Prozent über dem Ausgabepreis. Dieser war bereits oberhalb der Mitte der ursprünglichen Angebotsspanne von 21,00 bis 23,50 Euro festgelegt worden. 2018 war der Börsengang des Verlags an einem zu geringen Zeichnungsinteresse gescheitert.
Das Nachsehen hatten zum Wochenschluss die Titel vieler Reedereien angesichts der überraschend schnellen Beilegung des Streiks der Hafenarbeiter an der US-Ost- und Golfküste. Investoren, die aufgrund des Streiks auf ein Anziehen der Frachtkosten gesetzt hätten, verkauften nun die Aktien, erläutert Yang Ji-hwan von Daishin Securities. Die Titel von Moeller-Maersk fielen um bis zu 8,6 Prozent, die von Hapag-Lloyd notierten fast 14 Prozent schwächer. Hafenarbeiter und Hafenbetreiber konnten gestern eine vorläufige Einigung in ihrer Tarifauseinandersetzung erzielen.
Der neue BASF-Chef Markus Kamieth hat Milliardeninvestitionen in den Erhalt und Ausbau des Standorts Ludwigshafen zugesichert. "78 Prozent der Anlagen sind zukunftssicher. Ich finde das beeindruckend viel", sagte er dem Handelsblatt. Der Chemiekonzern, der unter der weltweit mauen Konjunktur leidet, werde in den nächsten Jahren Milliarden in den Erhalt, die Modernisierung und den Ausbau des Stammwerks investieren. Gleichzeitig seien aber weitere Einsparungen nötig. In Ludwigshafen sollen die Kosten daher bis 2026 um 1,1 Milliarden Euro sinken. Das ist annähernd die Hälfte des weltweiten Sparvolumens von 2,1 Milliarden Euro.
Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy rechnet 2024 wegen der höheren Werbeausgaben für das E-Rezept mit einem geringeren Gewinn als bisher. Die Marge basierend auf dem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet das Management im laufenden Jahr jetzt zwischen 1,2 und 2,2 Prozent, wie der im MDAX notierte niederländische Konzern mitteilte. Bisher hatte das Unternehmen eine Marge von 2 bis 4 Prozent in Aussicht gestellt. Redcare ist in Deutschland vor allem mit der Marke Shop Apotheke vertreten.