Für die Anleger ist das Glas halb voll DAX läuft stärker als der Dow Jones
Die US-Börsen sind kaum verändert ins Wochenende gegangen. Besser lief es an der Frankfurter Börse, an der der DAX die Marke von 13.000 Punkten übersprang.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,2 Prozent auf 31.338 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,1 Prozent nach - auf 3.899 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq legte 0,1 Prozent auf 11.635 Punkte zu. Anleger mussten sich mit sehr positiven Konjunkturdaten auseinandersetzen.
Die US-Wirtschaft hat im Juni deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft seien 372.000 Stellen hinzugekommen, teilte das Arbeitsministerium mit. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 265.000 neuen Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote stagnierte wie erwartet bei 3,6 Prozent. Das Lohnwachstum schwächte sich nicht so stark ab wie von der Börse erhofft.
"Damit fallen die Zweitrundeneffekte höher aus als befürchtet", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners mit Blick auf die Sorge, dass es vermehrt Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen geben wird. "Ein Lohnwachstum auf diesem anhaltend hohen Niveau setzt die Notenbank zusätzlich unter Druck." Damit werde es für die US-Notenbank Fed "schwer bis unmöglich, bei der Straffung der Geldpolitik vom Gaspedal zu gehen."
Anleger rechnen nun fest mit einer weiteren großen Zinserhöhung der Notenbank Fed in diesem Monat. Laut dem "FedWatch Tool" der Terminbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 93 Prozent. Diese wird dabei aus bereits eingegangenen Börsengeschäften der Marktteilnehmer an der CME abgeleitet.
Die Märkte in Europa entwickelten zum Wochenabschluss besser als in den USA. So ging in Frankfurt der DAX bei 13.015 Punkten aus dem Handel und verbuchte damit ein Plus von 1,3 Prozent. Auf Wochensicht liegt der Zuwachs bei eineinhalb Prozent.
Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt gab es durch den weiter schwachen Euro, der die Exportchancen deutscher Unternehmen im internationalen Handel erhöht. Der europäische Gemeinschaftswährung fiel vorübergehend auf einen weiteren 20-jährigen Tiefstand zum US-Dollar bei 1,0072 Dollar. Bis zum Nachmittag erholte sich der Euro wieder und stieg in Richtung 1,02 US-Dollar.
Mit der Talfahrt in der ablaufenden Woche hat sich der Euro zunehmend der Parität zum Dollar genähert - also einem Tauschverhältnis eins zu eins. Zuletzt hatte der Euro-Dollar-Kurs dieses Niveau im Jahr 2002 innegehabt. Das war kurz nach der Einführung des Euro als Bargeld. Gründe für die schwache Entwicklung sind die Furcht vor einer Energiekrise in Europa und der bisher verhältnismäßig zurückhaltende Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die hohe Inflation.
Trotz der guten Kursentwicklung am Freitag bleibt abzuwarten, wie lange die positive Stimmung anhält. Denn am kommenden Montag soll die wartungsbedingte Abschaltung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 beginnen und könnte neue Unsicherheit in den Markt bringen.
"Erst nach Ende der planmäßigen Wartungsarbeiten am 21. Juli könnte etwas klarer sein, ob sich Menschen und Wirtschaft in Deutschland auf einen harten Winter einstellen müssen", warnt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. "Die Unsicherheit darüber dürfte das Börsengeschehen in Frankfurt in den kommenden zwei Wochen maßgeblich mitbestimmen."
Russland will im Fall einer Rückkehr seiner reparierten Gasturbine aus Kanada die Energielieferungen durch die gedrosselte Ostseepipeline Nord Stream 1 angeblich wieder hochfahren. "Wenn die Turbine nach der Reparatur kommt, dann erlaubt das eine Zunahme der Umfänge", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax.
Am niederländischen Gashandelspunkt TTF setzt sich heute der Preisauftrieb nicht weiter fort. Die Notierungen für die kommenden sechs Monate lagen deutlich im Minus aber weiter mit rund 175 Euro je Megawattstunde ungefähr doppelt so hoch wie vor einem Monat.
Der in Finanzschwierigkeiten steckende Energiekonzern Uniper hat bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Wie das Unternehmen mitteilte, zielen diese Maßnahmen unter anderem darauf ab, "das derzeitige Auflaufen erheblicher Verluste zu beenden" sowie den "Liquiditätsbedarf von Uniper zu decken". Uniper war bereits mit dem Bund in entsprechenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen.
Der Vorschlag von Uniper sieht auch vor, dass sich der Bund mit einem relevanten Anteil an dem Unternehmen beteiligt. Außerdem will der Energiekonzern Preissteigerungen an Kunden weitergeben können.
Doch zurück zum DAX. Papiere der Holding Porsche SE und die Vorzugsaktien von Volkswagen setzten sich an die Spitze des wichtigsten deutschen Aktienindex'. Offenbar macht die VW-Tochter Porsche AG Fortschritte bei ihrem Börsengang. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat VW weitere Konsortialbanken für den Börsengang der Sportwagen-Tochter ausgewählt. Der IPO-Prozess könnte im September eingeleitet werden und die Erstnotiz im Oktober erfolgen.
Aktien von TAG Immobilien standen wegen einer beschlossenen Kapitalerhöhung unter Druck. Aktionäre erhalten das Recht, für 101 bestehende Aktien 20 neue zu beziehen und dies zu einem Bezugspreis von 6,90 Euro je Aktie. Die knapp 29 Millionen Aktien umfassende und etwa 200 Millionen Euro schwere Maßnahme dient der Refinanzierung der Übernahme des polnischen Unternehmens Robyg.
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat seine Auslieferungen im Juni deutlich gesteigert. Der DAX-Konzern übergab im abgelaufenen Monat 60 Maschinen an seine Kunden und damit 13 mehr als im Mai. Für sein Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen muss Airbus das Tempo aber noch beschleunigen: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft. Allerdings ziehen die Auslieferungszahlen bei dem Hersteller üblicherweise gegen Jahresende deutlich an.
Der Lufthansa-Ableger Eurowings will wegen gestiegener Energiekosten die Ticketpreise um mindestens zehn Prozent erhöhen. Das sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jens Bischof, der Tageszeitung "Rheinische Post". Als Grund gab Bischof an, die höheren Spritpreise würden das Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro belasten. Anders seien die Belastungen des Ölpreis-Schocks nicht zu schultern.
Der Autozulieferer ElringKlinger hat unter anderem wegen des gestiegenen Zinsniveaus und der Währungsentwicklung Abschreibungen in Höhe von 86 Millionen Euro verbucht. Das drückte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im zweiten Quartal deutlich in die roten Zahlen. Demnach geht der Konzern nach vorläufigen Zahlen von einem Minus von 97 Millionen Euro aus - nach einem Plus von 23 Millionen Euro im zweiten Quartal des vergangenen Jahres.
Die Aktie des Kurznachrichtendienstes Twitter stand deutlich unter Druck. Auslöser war ein Bericht der "Washington Post", wonach der andauernde Konflikt zwischen Elon Musk und dem Twitter-Management über die Anzahl von Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme ernsthaft gefährde.