Milliarden unter Tage Was aus den DDR-Geldscheinen geworden ist
Tief unter der Erde bei Halberstadt lagerten tonnenweise DDR-Geldscheine. Der Kinofilm "Zwei zu Eins" erzählt von drei Freunden, die das Geld im Wendesommer finden. Was passierte mit den Millionen?
Halberstadt im Sommer 1990. Maren, Robert und Volker kennen sich seit ihrer Kindheit. Eher zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR - als riesigen Berg von Geldscheinen. Sie wurden dort eingelagert, um zu verrotten. Was im Film "Zwei zu Eins", der aktuell in den Kinos läuft, wie eine unglaubliche Geschichte klingt, hat einen wahren Kern.
Das Papiergeld der DDR sollte verrotten
Im Zuge der Wiedervereinigung zog auch die D-Mark auf die Konten und in die Geldbeutel der DDR-Bürger ein. Ab dem 1. Juli 1990 war das Papiergeld der DDR kein offizielles Zahlungsmittel mehr. Die Staatsbank Berlin nahm die Banknoten zurück und lagerte sie in einer Stollenanlage bei Halberstadt ein. Eingemauert und eingeschlämmt war man sich sicher, dass das Geld bald verrotten würde, was ein Gutachten 1992 auch bestätigte.
Doch dem war nicht so, weiß Christine Volk, Pressesprecherin der KfW-Bank, aus eigener Anschauung. "Es waren über 600 Millionen einzelne Scheine, die da unten lagen. Dreitausend Tonnen Bargeld. 60 Meter unter der Erde in einem labyrinthartigen Stollensystem, Kilometer lang. Also riesengroß und überwaldet."
Ein Arbeiter öffnet einen Sack mit altem DDR-Geld. Unter Tage wurden unter anderem 200- und 500-Mark-Scheine eingelagert, die nie im Umlauf waren.
Der Schatz von Halberstadt lockte Glücksritter an
Dieser sogenannte Schatz von Halberstadt blieb nicht unentdeckt - aber anders als im Film vergingen gut zehn Jahre vom Zeitpunkt der Einlagerung bis zu Einbrüchen in den Stollen. Im Jahr 2001 seien der KfW-Bank Informationen zugetragen worden, dass sich Geldscheine aus dem Stollen in Umlauf befänden, so KfW-Pressesprecherin Volk in der Sendung Update Wirtschaft auf tagesschau24: "Es handelte sich um die 200er und 500er, die in der DDR nie in Umlauf waren, die konnten also nicht auf irgendeinem Dachboden gefunden worden sein."
Das alte Geld lockte "Glücksritter" an, die das Geld gegen DM eintauschten.
KfW-Bank als Rechtsnachfolgerin der DDR-Staatsbank
Und was hat die KfW, die Förderbank des Bundes, mit dem DDR-Geld zu tun? Sie war bei der Währungsumstellung selbst nicht involviert, wurde aber 1994 nach der Fusion der Staatsbank Berlin Rechtsnachfolgerin und damit Eigentümerin der unter Tage eingelagerten Scheine. Und somit auch verantwortlich für sie, erzählt KfW-Pressesprecherin Volk, die selbst Anfang der 2000er in der Schachtanlage inmitten der DDR-Scheine stand.
"Wir haben festgestellt, dass in der Betonabschlusswand eines dieser tief unter Tage liegenden Stollen ein Loch war und sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hat, und wir mussten handeln und eine Entscheidung treffen, ob wir das Geld da weiter liegen lassen können," erzählt Volk. Aus damaliger Sicht der KfW war das Risiko zu hoch, "dass jemand bei einem weiteren Einbruchsversuch sein Leben riskiert, sich verletzt oder Schlimmeres geschieht."
Am Ende landeten die alten Geldscheine aus der DDR in der Müllverbrennungsanlage BKB Buschhaus.
298 Lkw-Ladungen DDR-Geld wurden vernichtet
Im März 2002 begann die KfW vor Ort in der Untertageanlage Halberstadt mit der Entsorgung des DDR-Geldes. Nach dem vollständigen Aufbruch der Stollenabschlusswände wurde das mit Sand und Kies vermischte Geld per Radlader aus den insgesamt 300 Meter langen Stollen befördert. Unter Tage wurden in einem Trommelsieb die Scheine von Sand und Kies gereinigt und in Container à 33 Kubikmeter Fassungsvermögen gefüllt. Insgesamt 298 Lkw-Ladungen DDR-Geldscheine wurden zur Müllverbrennungsanlage BKB Buschhaus überführt und dort endgültig vernichtet.