BaFin-Chef Branson "Nicht die beste Aufsichtsbehörde der Welt"
Die Wirecard-Pleite ist derzeit in aller Munde, in München hat diese Woche der Strafprozess gegen ehemalige Manager begonnen. Die Milliardenpleite ist auch ein Versagen der BaFin.
"Es geht in die richtige Richtung", befindet der Chef der Bundesanstalt für Finanzaufsicht, kurz BaFin. Mark Branson erklärt vor dem Club Internationaler Wirtschaftsjournalisten in Frankfurt am Main, vier von sechs Direktoren seien neu. Auch in der Leitungsebene darunter habe es "einen gewissen Wechsel" gegeben. "Wir sind nicht die beste Aufsichtsbehörde der Welt, aber wir sind schnell am Aufholen", sagte Branson, "das geht nicht in einem Jahr". Die BaFin-Abteilungen für Banken und Wertpapiere waren früher selbständige Behörden. Sie würden nun besser zusammenarbeiten.
Die BaFin - ein zahnloser Tiger?
Bei Europäischer Zentralbank und Bundesbank, die ebenfalls mit Bankenaufsicht befasst sind, gilt die BaFin als zahnloses Amt. Zwar sind hinter derlei Einordnungen Konkurrenzgefühle und das ohnehin große Selbstbewusstsein von Mitarbeitern der Zentralbanken erkennbar. Doch ist die Kritik an Geschwindigkeit und Kompetenz der BaFin so breit, dass sachliche Gründe plausibel sind.
Er sehe in der BaFin noch viel Potenzial, das nicht ausgeschöpft werde. "Wir wollen Aufsicht mit Biss", sagte Branson. Damit das konkret wird, brauche es Orientierung und Ziele in der Behörde. Die BaFin sei aber schon mutiger geworden. "Ich versuche unseren Aufsehern zu erklären: Es ist keine schlechte Leistung, Probleme zu sehen", sagte Branson. "Es ist aber schlechte Leistung, wenn etwas hochploppt, und wir haben die Warnsignale nicht gesehen."
"Es wird Skandale geben"
Auf die Frage, ob künftig Finanzskandale wie Wirecard verhindert würden, sagte Branson: "Es wird Skandale geben." Wenn es in Unternehmen hohe kriminelle Energie gebe, könne es immer zu Betrug kommen. "Die Frage ist: Wie reagiert die Behörde auf Warnsignale?"
Der Brite Mark Branson hatte erst im Banking Karriere gemacht und sich dann als Chef der Schweizer Finanzaufsicht einen brillanten Ruf erarbeitet. Er wurde vom damaligen Finanzminister Olaf Scholz zum obersten deutschen Finanzaufseher berufen, nachdem sein Vorgänger wegen des Wirecard-Debakels gefeuert worden war.
Die BaFin hatte Warnungen ignoriert und war gegen Journalisten vorgegangen, die das Geschäftsmodell von Wirecard analysierten. In Bransons erstem amtlichen Jahresbericht für 2021 heißt es, die Methodik habe sich bei Wirecard "als nicht effizient erwiesen".