Weniger eigene Erzeugung Deutschland importiert deutlich mehr Strom
Weil im ersten Halbjahr weniger Strom hierzulande erzeugt wurde, hat Deutschland deutlich mehr importiert. Dennoch ging die verfügbare Strommenge zurück. Größte Energiequelle war die Windkraft.
Nach Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke hat die deutsche Volkswirtschaft zuletzt deutlich weniger Strom produziert und daher mehr importiert. Im zweiten Quartal dieses Jahres wurden 7,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh) mehr ein- als ausgeführt, wie das Statistische Bundesamt heute berichtete. Das entsprach ziemlich genau der Strommenge der drei deutschen Kernkraft-Meiler im zweiten Quartal 2022 (7,3 Mrd kWh).
Vor der AKW-Abschaltung am 15. April 2023 hatte es allerdings noch einen deutlichen Exportüberschuss gegeben. Daher überstiegen die deutschen Stromexporte (32,6 Milliarden kWh) insgesamt im ersten Halbjahr 2023 die Stromimporte (30,6 Milliarden kWh). Die meisten Einfuhren kamen dabei aus den Niederlanden und Frankreich, das seine Produktion von Atomstrom wieder deutlich hochgefahren hat.
Rückgang der verfügbaren Strommenge in Deutschland
Im ersten Halbjahr wurden hierzulande 233,9 Milliarden kWh Strom erzeugt und eingespeist, hieß es von den Statistikern. Das waren 11,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Aufgrund der höheren Importe (+30,8 Prozent) und den geringeren Exporten (-18,1 Prozent) sank die insgesamt verfügbare Strommenge im deutschen Netz jedoch nur um 6,9 Prozent.
Gründe für den Rückgang seien Einsparbemühungen wegen hoher Energiepreise und ein geringerer Bedarf aufgrund der konjunkturellen Abschwächung gewesen, begründete das Statistische Bundesamt. Das betreffe vor allem die energieintensiven Industriezweige wie die Chemie- und Metallindustrie, die laut der Wiesbadener Behörde drei Viertel des industriellen Energieverbrauchs benötigt.
Windkraft wichtigster Energieträger in der Stromerzeugung
Erzeugt wurde der Strom hierzulande trotz eines Produktionsrückgangs im Jahresvergleich von 2,2 Prozent mehrheitlich durch erneuerbare Energieträger. Nachdem sämtliche Erneuerbare vor einem Jahr einen Anteil von 48,4 Prozent erreicht hatten, kamen sie nun auf 53,4 Prozent.
Dabei war die Windkraft mit 28,6 Prozent der Gesamtproduktion die mit Abstand die wichtigste Quelle, obwohl auch hier die produzierte Menge um 1,2 Prozent zurückging. Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik sank um 5,9 Prozent, ihr Anteil an der gesamten Einspeisung stieg dennoch leicht auf 11,9 Prozent. Der Rückgang der Einspeisung aus Photovoltaik erklärt sich nach Angaben der Statistiker mit den ungewöhnlich vielen Sonnenstunden im 1. Quartal 2022.
Der Anteil des klimaschädlichen Kohlestroms ging derweil um ein knappes Viertel zurück und verringerte seinen Anteil von 31,3 Prozent auf 27,1 Prozent. Im 1. Halbjahr des vergangenen Jahres war Kohle noch der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung. Dagegen stieg die Bedeutung von Gaskraftwerken, deren Anteil von 11,9 auf 13,9 Prozent wuchs.