Abu Dhabi überweist zehn Milliarden Dollar Großzügiges Geldgeschenk für Dubai
Mit zehn Milliarden Dollar unterstützt Abu Dhabi den Nachbarn Dubai. Damit kann das Emirat erstmal seine fälligen Schulden bezahlen. Was aussieht wie eine großzügige Geste, ist vielmehr der Versuch von Imagepflege. Den Herrschern in Abu Dhabi geht es auch um den Ruf der Region.
Von Carsten Kühntopp, ARD-Hörfunkstudio Amman, zzt Dubai
Es war die Großzügigkeit von Abu Dhabi, die sieben, zum Teil bitterarme Emirate Anfang der siebziger Jahre zu einem Staat zusammenführte und dann zusammenhielt - und es ist nun diese Großzügigkeit, die Dubai fürs Erste finanziell über Wasser hält. Die Regierung von Dubai teilte mit, man habe zehn Milliarden US-Dollar aus Abu Dhabi erhalten.
Mit diesem Geld werde Nakheel, eine Tochter des angeschlagenen staatlichen Firmenkonglomerats "Dubai World", fällige Schulden in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar zurückzahlen. Auch der Rest der Finanzspritze wird "Dubai World" zur Verfügung gestellt, allerdings unter der Voraussetzung, dass ein Zahlungsaufschub mit den Gläubigern ausgehandelt wird. Damit ist das Unternehmen zunächst aus dem Gröbsten raus - obwohl nicht klar ist, wie es mit den verbleibenden 22 Milliarden Dollar Schulden weitergeht, für die "Dubai World" im November um einen Aufschub gebeten hatte.
Börsenmakler in Dubai vor dem Computer
Sorge um den Ruf der Region
Offenbar handelt es sich um ein Geldgeschenk aus Abu Dhabi, eines, das generöser als erwartet ausfällt. In den vergangenen Wochen hatte Abu Dhabi durchblicken lassen, dass man nicht gedenke, Blankoschecks für Dubai auszustellen. Genau das hat man nun aber getan. Wahrscheinlich deswegen, weil Abu Dhabi fürchtete, Dubais Schuldenkrise könnte die gesamte Region beschädigen. So hatten Ratingagenturen in den vergangenen Wochen auch Staatsfirmen in Abu Dhabi heruntergestuft. Sie können nun Kredite nur zur wesentlich schlechteren Konditionen aufnehmen. Außerdem will man es Dubai offenbar ermöglichen, das Gesicht zu wahren.
Eine nachhaltige Schädigung seines guten Rufes würde das ganze Land in die Krise stürzen. Achmed al-Attar, ein Blogger in Abu Dhabi, fasst zusammen, wie man in Abu Dhabi auf Dubais Schwierigkeiten geblickt hat. "Da ist Enttäuschung, dass man dort zugelassen hat, dass die Dinge so schlimm werden. Aber es gibt auch das Bewusstsein, dass wir ein Land sind, dass wir Dubai nicht pleite gehen lassen werden, dass wir alles tun werden, um zu verhindern, dass Dubais Reputation Schaden nimmt. Und wir werden unser Schwesteremirat ermuntern, die Krise als Chance zu sehen, sich zu bessern und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert".
The Palm Jumeirah": Sieben Jahre lang baute die Firma Nakheel an der ersten von einst geplanten fünf künstlichen Inseln.
Neues Insolvenzrecht nach britischem Vorbild
Dass Dubai keinen politischen Preis für die Unterstützung zahlen muss, ist schwer vorstellbar. Vermutlich wird es nicht mehr so selbstständig wie früher handeln können. Stattdessen dürfte Abu Dhabi fortan stets ein Wörtchen mitreden. Peter Göpfrich, Gesandter der deutschen Wirtschaft, glaubt, dass die Zukunft von Dubai weiter gut aussieht - wegen seiner strategisch wichtigen Lage und seiner exzellenten Infrastruktur. Dubai habe eigentlich alle Voraussetzungen, auf hohem Niveau zu existieren und Geschäfte zu machen, erklärte Göpfirch. Dubai, das jetzt unter stärkerer Kontrolle von Abu Dhabi stehe, müsse sich jedoch von der Fixierung auf dem Immobilienmarkt lösen.
Dubai will nun ein neues Insolvenzrecht einführen, nach amerikanischem und britischem Vorbild. Dies würde "Dubai World" erlauben, Konkurs anzumelden, sollten die Umschuldungsverhandlungen mit den Gläubigern erfolglos verlaufen.
Wie es scheint, haben die Entscheidungsträger in Dubai aus dem PR-Debakel der vergangenen Wochen gelernt. In ihrer jüngsten Mitteilung verspricht die Regierung Transparenz. Man werde so handeln, wie es international auf den Märkten üblich sei. Und dann heißt es wörtlich: "Dubai ist und bleibt ein starkes und lebendiges Finanzzentrum. Unsere besten Tage liegen noch vor uns."