Wichtige Datenleitungen G7 wollen Unterseekabel besser schützen
Die Huthi-Milizen drohen mit Angriffen auf die Untersee-Datenkabel im Roten Meer. Die Industriestaaten der G7 wollen den Schutz dieser wichtigen Infrastruktur nun verbessern.
Kurz vor dem Jahreswechsel veröffentlichten die Huthi-Milizen eine Karte. Darauf waren von Asien nach Europa verlaufende Unterseekabel zu sehen. Der Text darunter: "Wussten Sie, dass die Internetleitungen, die den Osten mit dem Westen verbinden, durch Bab-el-Mandeb verlaufen?" Bab-el Mandeb ist eine Meeresenge zwischen Jemen, Arabischer Halbinsel und dem Horn von Afrika.
Und als wäre damit die Drohung nicht klar genug, verschärfte eine Unterstützergruppe der Huthi den Ton noch und schrieb auf ihren Kanälen: "Die globalen Internetkabel, die durch die Meerenge von Bab-el-Mandeb verlaufen, sind in unserer Hand".
"Ohne Datenaustausch können wir nicht sicher leben"
Spätestens da war den westlichen Alliierten der G7-Staaten klar, dass sie für die rund 500 Untersee-Kabel, die als Kommunikations-Autobahnen zwischen vielen Ländern essenziell sind, eine eigene Schutzstrategie benötigen. Teilweise verlaufen die Kabel nur 100 Meter unter der Wasseroberfläche. "Ohne den Datenaustausch können wir nicht sicher leben und wirtschaftlich erfolgreich arbeiten", erklärt dazu der deutsche Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing (FDP).
Mit Blick auf ein G7-Treffen Ende der Woche in Verona fügte er hinzu: "Deswegen ist es notwendig, dass wir unsere digitalen Infrastrukturen schützen. Wir haben jetzt die Anschläge im Roten Meer. Und das zeigt uns, hier besteht eine Anfälligkeit und wir müssen handeln." Das Thema Unterseekabel steht deshalb in Italien auf der Tagesordnung. Zu den sieben führenden Industriestaaten der G7 gehören neben Deutschland und Italien auch die USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Kanada.
Hinzu kommen die Angriffe der Huthi-Milizen auf die Handelsschiffe. Das zeigt der Fall des mittlerweile gesunkenen Frachters "Rubymar". Die Huthis hatten das mit 21.000 Tonnen Ammoniumnitrat-Dünger beladene Schiff am 18. Februar mit Raketen beschossen. Ammoniumnitrat ist ein hoch explosives Salz. Nach Angaben von US-Behörden hat der am Meeresgrund zerrende Anker der "Rubymar" wohl das Unterseekabel durchtrennt. Das hatte die Telekommunikation weltweit gestört.
Doppelte oder dreifache Leitungen nötig?
Matthias Wachter ist beim Bundesverband der Deutschen Industrie BDI für die Themen Digitalisierung und Innovation zuständig. Er fordert gegenüber der ARD: "Die Zeitenwende bedeutet aus unserer Sicht, dass wir Sicherheit ganzheitlich denken müssen." Dazu gehöre "viel stärker als bisher" auch der Schutz kritischer Infrastrukturen und Unterseekabel. Es sei deshalb gut und richtig, dass die G7 dieses Thema prominent aufgreifen würden.
Für Bernhard Rohleder, den Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom, reicht es nicht aus, die bisher bestehenden Unterseeverbindungen zu schützen. Sein Appell an die Politik lautet, "dazu beizutragen, dass es künftig mehr Redundanz in diesen Infrastrukturen gibt". Soll heißen: "Sie müssen doppelt oder sogar dreifach ausgebaut werden", damit Kabel, die tatsächlich gestört oder getrennt werden, sofort durch ein Ersatzkabel ersetzt werden könnten, so Rohleder.
Vorfälle auch in der Ostsee
Dass der weltweite Datenaustausch fast ausschließlich über Untersee-Datenkabel läuft, halten viele Experten zudem nicht mehr für zeitgemäß. Deshalb könnte der globale Datenaustausch auch via Satelliten und "weltraumbasierte Systeme", wie Wachter vom BDI sie nennt, bald stärker in den Fokus rücken.
Auch in der Ostsee wurden bereits Schäden an Unterseekabeln entdeckt. Deshalb sind Europa und die NATO auch hier besorgt über die Sicherheit kritischer Infrastrukturen. Digitalminister Volker Wissing mahnt in Verona nun an, man müsse ernstnehmen, dass sich die geopolitische Situation destabilisiere an vielen Stellen auf der Erde: "Und deswegen brauchen wir eine Antwort auf die Frage der Sicherheit unserer digitalen Infrastrukturen."