Gelbe Kabelschächte über den Serverschränken im neuen Rechenzentrum im Datacenter Leipzig.

Globale Konkurrenz Wie Deutschland in Sachen KI dasteht

Stand: 10.02.2025 13:04 Uhr

Welche Strategie ist im Geschäft mit Künstlicher Intelligenz die richtige im internationalen Wettbewerb? Deutsche Unternehmen setzen auf hochspezialisierte Software etwa für die Industrie.

Selbst wenn es Menschen sind, die in der Industrie ein Produkt zusammensetzen - Künstliche Intelligenz (KI) könnte sie dabei unterstützen. Das Walldorfer Software-Unternehmen SAP hat ein System entwickelt, das Monteuren Arbeitsabläufe vorgibt und mit Kameras kontrolliert, ob sie eingehalten werden und das Produkt fehlerfrei ist.

Das KI-Knowhow sei in Deutschland vorhanden, sagt der SAP-Vorstandsvorsitzende Christian Klein. Das Problem seien zu viel Bürokratie und zu strenge Regeln beim Zugriff der KI auf benötigte Daten. "Datenschutz ist wichtig, aber wir können ihn nicht über Innovation stellen", warnt er. "Man darf nicht als Allererstes immer die Frage stellen: Was kann Schlimmes passieren?" Die Vorgaben seien außerdem europaweit uneinheitlich - auch das müsse die Politik dringend ändern, wenn Deutschland und Europa im internationalen Wettbewerb bestehen wollten.

Antonio Krüger, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, über KI-Technologien

tagesthemen, 10.02.2025 22:30 Uhr

"Generelle Risiko-Aversion"

Aber kann das überhaupt noch gelingen? In den USA flossen der KI-Branche 2023 allein von privaten Investoren 70 Milliarden Dollar zu - in Deutschland waren es nur rund zwei Milliarden Euro. "Es gibt bei uns eine generelle Risiko-Aversion", glaubt Jonas Andrulis zu erkennen. Er ist Gründer des Heidelberger KI-Unternehmens Aleph Alpha.

Vor wenigen Jahren waren die Heidelberger unter den Ersten, die ihr komplett selbst entwickeltes KI-Sprachmodell hatten. "Sehr gute Forschung hatten wir hier schon immer", sagt Jonas Andrulis. Die moderne Generation von KI sei von Europäern in Europa erfunden worden. "Wir tun uns aber schwer mit der Wertschöpfung. Im Bereich KI und ganz generell bei neuen Entwicklungen", so seine Analyse. Und dies habe leider auch zur Folge, dass viele gute Fachleute, die in Europa ausgebildet wurden, in die USA abwanderten.

Inzwischen hat Aleph Alpha sich vom Ziel verabschiedet, die USA im Wettlauf um das beste KI-Sprachmodell einzuholen oder gar zu überholen. "Unsere Kunden brauchen von uns nicht noch ein weiteres Modell, das ein Gedicht für den Geburtstag der Oma schreiben kann", fasst der Firmengründer es zusammen. Sein Unternehmen nutzt inzwischen die vorhandenen KI-Tools und konstruiert aus ihnen Software für hochspezialisierte Anwendungen. Zum Beispiel Programme, die bei der intelligenten Verwaltung von Dokumenten helfen.

David gegen Goliath

Die Konkurrenz mit den internationalen Tech-Größen sei für Deutschland ein Kampf von David gegen Goliath, erklärt Katharina Hölzle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart. "Aber wir wissen: David hat Goliath besiegt", sagt sie augenzwinkernd. "Mit Schläue und den richtigen Waffen."

Die Stärke der deutschen Wirtschaft sei, dass sie zum Beispiel bei Maschinenbau, Feinwerkmechanik und Elektrotechnik noch immer führend sei. "Diese Kompetenz müssen wir paaren mit dem KI-Knowhow. Da können wir gewinnen."

Es gebe viel gute Forschung, es hake aber noch bei der Anwendung. "Da gibt es erste Ansätze, die sich noch nicht so richtig durchgesetzt haben", so Hölzles Einschätzung. "Wir müssen klarer identifizieren, für welche Probleme unsere Industrie KI-Lösungen braucht."

Mehr Kooperationen als Weg zum Erfolg?

Auch Kooperationen zwischen Unternehmen könnten die heimische KI-Branche stärken, ist sie überzeugt. Im Moment sei die Angst noch groß, Daten mit Anderen zu teilen, es fehle die Kultur des Miteinander-Wollens. "Dieses Denken: Wenn wir den Kuchen zusammen backen, dann wird er auch größer und dann kriegt jeder auch ein größeres Stück - das muss erst noch einsetzen", sagt Katharina Hölzle.

Das KI-Assistenzsystem von SAP ist insofern ein Positiv-Beispiel. Denn es wurde tatsächlich in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen entwickelt. Allerdings ist es bisher ein Prototyp, der noch in keiner Fabrik steht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 22. Januar 2025 um 20:00 Uhr.