Bundesnetzagentur-Chef zur Gaskrise "Wenn wir nicht sparen, haben wir ein Problem"
Mit deutlichen Worten hat Bundesnetzagentur-Chef Müller vor einem Gasmangel gewarnt. Dieser lasse sich nur verhindern, wenn Verbraucher mindestens 20 Prozent einsparten. Private Haushalte seien nicht vor Sparvorgaben geschützt.
Die Verbraucher in Deutschland müssen aus Sicht der Bundesnetzagentur nach den jüngsten Kürzungen der russischen Gaslieferungen deutlich mehr Energie sparen. "Wenn wir nicht kräftig sparen und kein zusätzliches Gas bekommen, haben wir ein Problem", sagte Behördenchef Klaus Müller der "Welt am Sonntag".
Gasmangel werde sich nur verhindern lassen, wenn Verbraucher mindestens 20 Prozent einsparten. Zusätzlich müssten auch die Durchleitungen von Gas an Nachbarländer um 20 Prozent reduziert werden. Außerdem benötige man zehn bis 15 Gigawattstunden Gas aus anderen Ländern.
Haushalte nicht geschützt
Private Haushalte seien im Fall einer Gasmangellage nicht vor verordneten Einschränkungen geschützt, sagte Müller. "Es ist sicherlich nicht von der Verordnung geschützt, wenn jemand meint, in dieser Notsituation seine Wohnung auf übermäßige Temperaturen heizen zu müssen." Grundsätzlich seien auch Verordnungen denkbar, die nur noch das Beheizen einzelner Räume erlauben.
"Ich will über nichts spekulieren, weil wir diese Diskussionen noch führen", sagte Müller. "Ich will aber deutlich sagen: Um Arbeitsplätze zu sichern, halte ich Sparmaßnahmen für private Haushalte, solange sie nicht den geschützten, lebensnotwendigen Bereich berühren, für legitim."
AKW-Laufzeitverlängerung hängt von Stresstest ab
Der Behördenchef sagte weiter, es gebe gute Gründe für den derzeit laufenden zweiten Stresstest für die Stromversorgung. "Diesen zweiten Stresstest sollte man ernst nehmen. Wir werden sehen, ob er dazu führt, dass Atomkraftwerke länger laufen müssen in Deutschland." Ob auch eine Verlängerung der Laufzeiten über den sogenannten Streckbetrieb von einigen Monaten hinaus denkbar ist, wollte Müller nicht beantworten: "Erst mal stellt sich die Frage, was für den nächsten Winter relevant ist."