Intransparente Lieferketten Amnesty kritisiert E-Auto-Hersteller
Die Hersteller von Elektroautos schützen Arbeiter und Gemeinden offenbar nicht ausreichend vor Ausbeutung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht von Amnesty International. Am schlechtesten schneidet ein chinesischer Konzern ab.
Bei der Produktion von Elektroautos achten große Hersteller laut Amnesty International zu wenig auf mögliche Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten. Keines der führenden Unternehmen der Branche könne ausreichend darlegen, wie es mit Risiken in Rohstofflieferketten umgehe, erklärte die Menschenrechtsorganisation zur Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. Die deutschen Autobauer Mercedes, BMW und VW schneiden laut Amnesty allerdings vergleichsweise gut ab.
In einer Rangliste bewertet die Menschenrechtsorganisation auf der Grundlage öffentlicher Dokumente die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und Richtlinien von 13 großen Elektroautoherstellern. Dabei geht es insbesondere um die Lieferketten der für die E-Mobilität wichtigen Rohstoffe Kobalt, Kupfer, Lithium und Nickel.
BYD auf dem letzten Platz
Am schlechtesten schneidet der chinesische Hersteller BYD ab. Von 90 möglichen Punkten erreichte das Unternehmen lediglich elf. Auf den hintersten Plätzen landeten zudem Mitsubishi aus Japan (13 Punkte) sowie das südkoreanische Unternehmen Hyundai (21 Punkte), dicht gefolgt von Geely Auto und Nissan mit jeweils 22 Punkten.
Angeführt wird das Ranking von Mercedes Benz mit 51 Punkten. Den zweiten Platz belegt der von US-Milliardär Elon Musk geleitete Tesla-Konzern (49 Punkte), gefolgt von Stellantis (42 Punkte). BMW und die VW Group teilen sich gemeinsam mit Ford mit jeweils 41 Punkten den vierten Platz.
Dass die deutschen Unternehmen sich im internationalen Vergleich stärker zu menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten bekannt haben, führt Amnesty auch auf das seit Anfang 2023 gültige Lieferkettengesetz zurück. Nachholbedarf bestehe jedoch weiter bei der Offenlegung von Entschädigungsmaßnahmen und in der Transparenz von Lieferketten für die Batterieproduktion, hieß es.
Elektroautos gelten im Vergleich zu Verbrennern als klimafreundlicher. Allerdings kommt es laut Amnesty insbesondere beim Abbau der für die Batterien benötigten Metalle und seltenen Erden zu Ausbeutung, Gesundheits- und Umweltschäden. Die Menschenrechtsorganisation verwies unter anderem auf Zwangsräumungen im Zusammenhang mit dem Abbau von Kobalt in der Demokratischen Republik Kongo.
HUK: Nur Minderheit kauft E-Autos
Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, sollen bis 2030 15 Millionen reine E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren. Eine aktuelle Kfz-Versicherungsauswertung der HUK Coburg zeigt jedoch: Private Autobesitzer steigen nur sehr zögerlich um.
Im dritten Quartal dieses Jahres haben sich danach nur 3,9 Prozent der privaten Autobesitzer bei der Anschaffung eines Wagens - neu oder gebraucht - für ein Elektroauto entschieden, wie das Unternehmen für sein erstmals veröffentlichtes "E-Barometer" berechnete. Der Anteil von Batterieautos am privaten Fahrzeugbestand ist demnach von Juli bis September nur um 0,1 Prozent gestiegen und lag bei insgesamt 2,9 Prozent.
Darüber hinaus gibt es der Auswertung zufolge zumindest eine teilweise Rückwärtsbewegung: In diesem Jahr hat sich danach gut ein Drittel bisheriger E-Auto-Fahrer bei der Anschaffung eines anderen Wagens wieder für den Verbrennungsmotor entschieden. Das Unternehmen wirft daher die Frage auf, ob es sich um ein "grundlegendes Akzeptanzproblem" handeln könnte.
Die HUK ist mit knapp 14 Millionen versicherten Fahrzeugen Marktführer bei den Kfz-Versicherungen in Deutschland, jährlich meldet eine sechsstellige Zahl von Autofahrern ein anderes Fahrzeug an. Dieser unternehmenseigene Datenbestand war Grundlage der Berechnungen.