Überholte Technik und hoher Preis Warum es kaum gebrauchte E-Autos gibt
Für viele ist ein neues E-Auto zu teuer. Doch der Gebrauchtwagenmarkt für reine Elektromodelle ist klein und kommt nur langsam in Schwung. Experten erwarten Besserung - allerdings erst in ein paar Jahren.
Der Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos kommt nur langsam in Schwung. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wechselten in den ersten sieben Monaten bundesweit bei einem Bestand von mittlerweile knapp 1,2 Millionen Batterieautos lediglich 47.000 Gebrauchte den Besitzer. Zum Vergleich: Allein im Juli wurden fast 49.000 Neuwagen mit Elektroantrieb zugelassen.
Auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt liegt der Anteil an Besitzumschreibungen von E-Fahrzeugen dem KBA zufolge bei lediglich 1,25 Prozent. Im ersten Halbjahr ging die Zahl der Verkäufe von gebrauchten E-Autos im Vergleich zum Vorjahr sogar um mehr als zehn Prozent zurück.
Möglicherweise überholte Batterietechnik
Noch sei das Angebot zu gering, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. Entsprechend hoch seien die Preise der wenigen Batteriefahrzeuge, die als Gebrauchte angeboten werden.
"Das wird sich in Zukunft ändern", prognostiziert Dudenhöffer. Doch noch berge der Kauf eines Gebrauchten das Risiko, dass die Technik vor allem der Batterie schnell überholt sei. Denn die meisten Gebrauchten, die jetzt am Markt seien, gehörten noch zur ersten Generation der E-Mobilität. "Und der Fortschritt bei der Batterietechnik fließt jetzt erst Stück für Stück in die Flotte ein."
Gebrauchtes E-Autos kostet im Schnitt 43.000 Euro
Auch eine Umfrage des Datenanbieters Deutsche Automobil Treuhand zeigt, dass das Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an Elektroautos aus zweiter Hand eher verhalten ist. Demnach kommt derzeit nur für 14 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer ein gebrauchtes reines E-Fahrzeug in Frage. Zwar können sich 44 Prozent aller Befragten einen E-Auto-Kauf grundsätzlich vorstellen. Allerdings liegt bei der Mehrheit der Zeitpunkt eines geplanten Umstiegs weit in der Zukunft - also später als in fünf Jahren.
Neben der schnell überholten Technik und der damit eher geringen Reichweite spielt auch der Preis eine große Rolle. Bei einer Umfrage des Autoportals mobile.de gaben nur 13 Prozent der Menschen an, mehr als 40.000 Euro für ein gebrauchtes E-Auto ausgeben zu wollen. Nach Angaben der Online-Börse wird ein gebrauchtes Elektroauto jedoch im Schnitt für rund 43.000 Euro angeboten. Bei Verbrennern sind es dagegen nur 29.000 Euro.
Zu kleines Angebot
Laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) verhindern die hohen Neuwagenpreise bei den Batteriefahrzeugen, dass die Gebrauchten billiger werden. "Dafür müssten auch die Preise für Neufahrzeuge deutlich günstiger werden", sagte ein Sprecher. "Wir brauchen ein großes Angebot an E-Fahrzeugen in allen Preiskategorien, damit Kunden die Möglichkeit haben, ein Modell auszuwählen, das preislich für sie akzeptabel ist."
Der Bestand von E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist gering. Trotz gestiegener Zahlen machen sie aktuell noch nicht einmal drei Prozent aus. Das liegt vor allem daran, dass die reinen Batteriefahrzeuge erst seit einigen Jahren in relevanten Stückzahlen verkauft werden. Zudem geben die Halter ihre Autos typischerweise erst nach einigen Jahren weiter.
"Da kommt nicht viel zusammen"
Mit zunehmendem Alter der Bestandsfahrzeuge werde das Angebot an Gebrauchten aber wachsen, sagt Fabian Brandt von der Managementberatung Oliver Wyman. Bis sich ein "gesunder und stabiler Gebrauchtwagenmarkt" entwickle, werde es allerdings noch einige Jahre dauern. Schließlich seien die meisten Bestandsfahrzeuge noch relativ jung und würden erst in einigen Jahren auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. "Da kommt nicht viel zusammen."