Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des russischen Angriffskrieges in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Kiew erwartet rasche "Siegesplan"-Zusagen ++

Stand: 12.10.2024 23:38 Uhr

Die Ukraine erhofft sich nach der Vorstellung ihres "Siegesplans" rasche Zusagen des Westens für die geforderte Militärhilfe. Laut Präsident Selenskyj gelingt es der Armee, ihre Stellungen in Kursk zu halten. Die Entwicklungen zum Nachlesen.

12.10.2024 • 23:38 Uhr

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will mit westlichen Investitionen die Waffenproduktion in dem von Russland überfallenen Land deutlich ausbauen. "Unsere industrielle Kapazität erlaubt es uns, weit mehr Drohnen, mehr Granaten und militärische Ausrüstung zu produzieren, als es die finanziellen Möglichkeiten unseres Landes erlauben", sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Der Westen könne das Geld geben, zumal viele Partner aus Mangel an eigenen Waffen im Moment der Ukraine nicht ausreichend helfen könnten.

Den ukrainischen Streitkräften ist es Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge gelungen, ihre Positionen in der russischen Grenzregion Kursk gegen russische Angriffe zu verteidigen. "Was die Kursk-Operation betrifft, hat Russland versucht, unsere Positionen zurückzudrängen, aber wir halten die vorgesehenen Linien", sagte Selenskyj in einer Videoansprache.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass seine Streitkräfte zwei Dörfer im Gebiet Kursk zurückerobert hätten.

In seiner Ansprache räumte Selenskyj zudem ein, dass in den ukrainischen Regionen Donezk und Saporischschja, die teilweise von russischen Streitkräften kontrolliert werden, "sehr schwierige Bedingungen" herrschten.

Die Ukraine erhofft sich nach der Vorstellung ihres "Siegesplans" im russischen Angriffskrieg rasche Zusagen des Westens für die geforderte Militärhilfe. Es gehe hier nicht um Tage, sondern um Stunden, sagte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, im ukrainischen Fernsehen.

"Unsere Partner verstehen die Logik des Plans", sagte er. Es seien sehr konkrete Schritte der westlichen Partner nötig, um der Ukraine zu helfen. Das Land ist durch den russischen Vormarsch stark unter Druck. 

Die Details des "Siegesplans" des ukrainischen Präsidenten Selenskyj sind bisher öffentlich nicht bekannt. Der Staatschef hatte ihn jeweils hinter verschlossenen Türen bei seinen Besuchen in Berlin, Paris, Rom und London mit Staats- und Regierungschefs besprochen.

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Grenzregion Belgorod ist nach Angaben der dortigen Behörden ein Mensch getötet worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Eine Drohne sei in dem Dorf Ustinka eingeschlagen, teilt der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, mit.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der Innenstadt von Kiew hielten Ukrainer und Ukrainerinnen am Freitagabend eine Gedenkfeier für die verstorbene Journalistin Victoria Roshchyna ab. Russische Behörden hätten den Tod der Journalistin bestätigt, hieß es von Dmytro Lubinets, dem Kommissar für Menschenrechte des ukrainischen Parlaments. Roshchyna wurde in den von Russland kontrollierten Gebieten der Ukraine, von wo aus sie berichtete, als vermisst gemeldet.

Im Mai 2024 bestätigte Russland erstmals, dass es sie festgenommen hatte. Reporter ohne Grenzen (RWB) berief sich auf einen Brief des russischen Verteidigungsministeriums, nach dem Roshchyna am 19. September in russischer Gefangenschaft starb. Die Umstände ihres Todes werden noch untersucht.

Ukrainerinnen und Ukrainer halten Bilder der verstorbenen Journalistin Victoria Roshchyna.

Am Freitagabend fand eine Gedenkfeuer zu Ehren der verstorbenen Journalistin statt.

Der Menschenrechtsorganisation PEN Ukraine zufolge war die Journalistin bei ihrer Festnahme gesund. "Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass ihr Tod entweder die Folge eines vorsätzlichen Mordes oder eine Folge der grausamen Behandlung und Gewalt war, die sie in russischer Gefangenschaft erlitten hatte", erklärte PEN Ukraine. Die Organisation rief internationale Medienschaffende dazu auf, ihre Stellungnahme zum Tod der Journalistin zu unterzeichnen.

Russland und die Ukraine haben eigenen Angaben zufolge am Samstag dutzende Drohnen der anderen Seite aus der Luft geholt. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, Russland habe die Ukraine mit 28 Drohnen angegriffen, von denen 24 zerstört worden seien. Ukrainischen Angaben zufolge galten die russischen Angriffe den Regionen Sumy, Poltawa, Dnipropetrowsk, Mikolajew und Cherson

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, seine Streitkräfte hätten über Nacht 47 ukrainische Drohnen abgeschossen. Den russischen Angaben zufolge wurden 17 Drohnen in der südöstlichen Region Krasnodar abgeschossen, 16 über dem Asowschen Meer und zwölf über der Grenzregion Kursk.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die USA haben ihrer Botschafterin Bridget A. Brink zufolge neun Stromtransformatoren an die Ukraine geliefert. Die Transformatoren seien an einen "Verteilungsbetreiber an vorderster Front" gegangen, so Brink.

Die Geräte sollen der Ukraine dabei helfen, die durch die russischen Angriffe schwer beschädigten Stromnetze wiederherzustellen und eine stabile Stromversorgung für Gemeinden an vorderster Front sicherzustellen, hieß es.

Angst in der Ukraine vor weiterem harten Kriegswinter mit Energieausfällen

Vassili Golod, ARD Kiew, tagesschau, 12.10.2024 20:00 Uhr

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben ein Treibstoffdepot in der von Russland besetzten Region Luhansk in der Ostukraine angegriffen. Auf dem Gelände sei ein Feuer ausgebrochen, teilt der ukrainische Generalstab über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die Anlage habe der Lagerung von Öl und Treibstoff für die russischen Invasionstruppen gedient, hieß es.

Auch das russische Katastrophenschutzministerium veröffentlichte ein Video von einen Brand in einem Öldepot in der besetzten Stadt Rowenky in Luhansk. "In der Nacht fing ein Treibstofftank infolge eines Drohnenangriffs Feuer. Das russische Katastrophenschutzministerium löschte das Feuer schnell", hieß es in der Videobeschreibung.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die südostukrainische Großstadt Saporischschja wird täglich angegriffen. Wenn Luftalarm ausgelöst wird, haben die Menschen in Saporischschja oft nur wenige Minuten Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. ARD-Korrespondentin Rebecca Barth berichtet, wie die Menschen vor Ort damit umgehen.

Die Bundeswehr braucht für die neuen Anforderungen der NATO 35.000 Soldaten zusätzlich. Davon geht der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, FDP-Politiker Marcus Faber aus, wie er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte.

Nach Medienberichten soll im NATO-Bündnis die Zahl der Kampftruppenbrigaden ab 2031 von 82 auf 131 steigen - als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine. Auch Faber nannte diese Zahl.

Das deutsche Heer benötige dann statt drei Divisionen mit 65.000 Soldaten eher fünf Divisionen, was insgesamt ungefähr 100.000 Soldaten entspräche, sagte Faber. Insgesamt hat die Bundeswehr derzeit gut 180.000 Soldaten. Für die Umsetzung bleibt demnach noch Zeit. "Das wäre ein längerer Weg von ungefähr zehn Jahren", sagte Faber. Er forderte, Deutschlands jährliche Ausgaben für Verteidigung von zwei auf drei Prozent zu steigern.

Die russische Regierung hat Insidern zufolge faktisch einen Mindestpreis für die Ausfuhr von Weizen festgelegt. Das Landwirtschaftsministerium habe die Exporteure in einer nichtöffentlichen Sitzung aufgefordert, von internationalen Käufern nicht weniger als 250 Dollar je Tonne zu nehmen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters nach eigenen Angaben von zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

Einer der Insider sagte, das Ministerium habe eine Frist von einer Woche zur Umsetzung der Empfehlungen gesetzt. Die Regierung in Moskau hatte bereits eine Erhöhung der Ausfuhrzölle um 41 Prozent pro Tonne angekündigt. Dies wurde als Maßnahme zur Eindämmung der Exporte interpretiert.

Die neue Untergrenze soll dem Bericht zufolge den massenhaften Export der vergangenen Wochen eindämmen. Hintergrund ist auch eine Inflation von etwa neun Prozent in dem Land, dessen Wirtschaft in den vergangenen Monaten zunehmend auf den Krieg gegen die Ukraine ausgerichtet wurde. Der Verband hatte im Vorfeld nicht näher bezeichnete Exporteure beschuldigt, übermäßige Mengen an Weizen zu niedrigen Preisen zu verschiffen.

12.10.2024 • 00:26 Uhr

Der Liveblog vom Freitag

Russland hat nach ukrainischen Angaben gut die Hälfte der ostukrainischen Stadt Torezk eingenommen. Selenskyj will in Berlin "realistische Schritte" für einen Weg zum Frieden vorstellen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 12.10.2024 Bayern 2 um 13:00 Uhr in den Nachrichten und die tagesschau um 20:00 Uhr.