Abdel Fattah al-Sisi
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Krieg in Nahost ++ Ägypten schlägt zweitägige Waffenruhe vor ++

Stand: 27.10.2024 23:04 Uhr

Ägypten hat eine zweitägige Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch weiterer Geiseln vorgeschlagen. Israels Premier Netanyahu musste eine Rede wegen Protesten unterbrechen. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

27.10.2024 • 23:04 Uhr

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Israels Militär will nach eigener Darstellung beim jüngsten Angriff auf Ziele im Iran nur einen Teil seiner Kapazitäten genutzt haben. "Wir können viel mehr tun", sagte Generalstabschef Herzi Halevi bei einer Lagebesprechung im Militärhauptquartier in Tel Aviv. "Wir richteten Schläge auf strategische Systeme im Iran und wir sind auf alle Szenarien an allen Schauplätzen vorbereitet", zitiert ihn eine Mitteilung der israelischen Streitkräfte.

Israel hatte am Samstag in mehreren Wellen Luftabwehrsysteme, Militärstützpunkte und Raketenfabriken in mehreren Gebieten des Iran angegriffen. Der Vergeltungsschlag war die Antwort auf eine iranische Attacke am 1. Oktober, bei der Israel mit rund 200 ballistischen Raketen beschossen worden war.

Anlässlich neuer Gespräche über einen Frieden in Nahost hat Ägypten eine zweitägige Waffenruhe im Gazastreifen vorgeschlagen. In dieser Zeit sollten vier israelische Geiseln gegen einige palästinensische Gefangene ausgetauscht werden, sagte Präsident Abdel Fattah al-Sisi in Kairo. Anschließend sollten innerhalb von zehn Tagen Gespräche über die Umsetzung eines permanenten Waffenstillstandes geführt werden.

Der UN-Sicherheitsrat soll sich morgen mit dem jüngsten israelischen Angriff auf den Iran befassen. Die Sitzung am Montag sei vom Iran beantragt worden, mit der Unterstützung von China, Russland und Algerien, teilte die Schweizer Ratspräsidentschaft mit. Im Sicherheitsrat hat Israels enger Verbündeter, die USA, ein Vetorecht.

Am Samstag hatte Israel Ziele im Iran angegriffen und dies als Vergeltung für einen iranischen Angriff am 1. Oktober bezeichnet. Diese Entwicklung hat die Befürchtungen über einen Ausbruch eines größeren Krieges genährt.

Israels Luftwaffe hat nach Angaben aus dem Libanon erstmals den Ort Haret Saida nahe Sidon am Mittelmeer angegriffen. Mindestens acht Menschen seien getötet worden, unter ihnen ein Kind, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. 25 weitere Menschen seien verletzt worden.

Israel habe das Wohnhaus eines Hisbollah-Mitglieds und seiner Familie angegriffen, erfuhr die dpa von einem Anwohner. Mindestens zwei Raketen hätten das Haus getroffen. Die Miliz habe die Gegend abgesperrt.

Embedded mit Israels Armee in Tunneln der Hisbollah im Libanon

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, tagesschau, 27.10.2024 17:45 Uhr

Israels Präsident Herzog hat die Angehörigen der Opfer des Hamas-Massakers am 7. Oktober vergangenen Jahres im Namen des israelischen Staates um Entschuldigung gebeten. "Ich stehe hier als Präsident des Staates Israel und entschuldige mich", sagte Herzog bei einer Gedenkveranstaltung in Jerusalem.

Anders als Herzog hat Regierungschef Netanyahu bislang nicht um Entschuldigung gebeten. Er hat zwar Fehler des Sicherheitsapparates eingeräumt, aber eine Untersuchung der Verantwortlichkeiten, die auch ihn das Amt kosten könnte, will Netanyahu erst nach Ende des Krieges zulassen.

Herzog äußerte sich deutlich. "Es tut uns leid, dass wir es versäumt haben, Ihre Angehörigen zu verteidigen, es tut uns leid, dass wir den grundlegendsten Vertrag zwischen einem Land und seinen Bürgern gebrochen haben, nämlich ihr Leben und ihre Sicherheit zu verteidigen", sagte er. Warnungen vor dem Angriff der Hamas am 7. Oktober verganenen Jahres waren offenbar missachtet worden.

Die Außenministerinnen und Außenminister von Deutschland, Kanada, Australien, Frankreich, Japan, Südkorea und Großbritannien warnen das israelische Parlament vor einem Anti-UNRWA-Gesetz. Hintergrund ist eine Knesset-Debatte, die Immunität des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten aufzuheben und jegliche Kontakte zwischen israelischen staatlichen Stellen und UNRWA zu verbieten.

"Ohne die Arbeit des UNRWA wäre die Bereitstellung von Hilfe und Dienstleistungen, einschließlich Bildung, Gesundheitsversorgung und Verteilung von Treibstoff im Gazastreifen und im Westjordanland, stark behindert, wenn nicht gar unmöglich", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Dies hätte "verheerende Folgen" für die bereits kritische und sich rasch verschlechternde humanitäre Lage, insbesondere im nördlichen Gazastreifen.

"Wir fordern die israelische Regierung nachdrücklich auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen, die Vorrechte und Immunitäten des UNRWA unangetastet zu lassen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden, eine umfassende, schnelle, sichere und ungehinderte humanitäre Hilfe in all ihren Formen sowie die Bereitstellung der dringend benötigten Grundversorgung für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen."

Demonstranten haben bei einer Gedenkfeier zu Ehren der Opfer des Terrorangriffs der Hamas in Israel eine Rede des Premierministers Netanyahu mit Protestrufen unterbrochen. Sie riefen "Schande über Sie". Netanyahu musste seine Ansprache kurz nach deren Anfang unterbrechen. Die Veranstaltung wurde landesweit live übertragen.

Bei der Gedenkveranstaltung wurde an die Opfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober vergangenen Jahres auf den Süden Israels erinnert. Viele Landsleute machen Netanyahu dafür verantwortlich, dass es zu dem Angriff kam. Zudem kritisieren sie, dass noch nicht alle Geiseln der Hamas im Gazastreifen befreit wurden.

27.10.2024 • 12:33 Uhr

Gallant mahnt Zugeständnisse an

Zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sind nach Angaben von Israels Verteidigungsminister Gallant "schmerzhafte Zugeständnisse" nötig. "Nicht alle Ziele können allein durch Militäreinsätze erreicht werden", sagte Gallant in einer Rede anlässlich des Jahrestags des Angriffs der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres nach dem jüdischen Kalender. "Um unserer moralischen Pflicht nachzukommen, unsere Geiseln nach Hause zu bringen, werden wir schmerzhafte Zugeständnisse machen müssen", fuhr er fort.

Für heute wurden im katarischen Doha neue Verhandlungen zwischen Israel, den USA und Katar erwartet, um über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln zu sprechen.

Der Angriff im Iran war nach Worten des israelischen Premierministers Netanyahu "präzise und mächtig". Er habe "alle seine Ziele erreicht", sagte der Regierungschef bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Herzlberg in Jerusalem für die Opfer des Hamas-Massakers am 7. Oktober vergangenen Jahres. 

Israel befinde sich in einem existenziellen Kampf gegen die "Achse des Bösen" unter Führung des Irans, sagte Netanyahu. Israels Feinde müssten dabei einen "sehr hohen Preis" zahlen. Der Iran habe Israel zu Monatsbeginn mit Hunderten von ballistischen Raketen angegriffen. "Dieser Angriff ist gescheitert", so Netanyahu.

"Wir haben versprochen, dass wir auf den iranischen Angriff reagieren würden, und am Samstag haben wir zugeschlagen", so der Premierminister weiter. Die Luftwaffe habe zahlreiche Ziele im Iran angegriffen. "Wir haben die Verteidigungsfähigkeit des Irans schwer beschädigt, ebenso wie ihre Fähigkeit, Raketen herzustellen, die gegen uns gerichtet sind." Er dankte den USA für "die enge Abstimmung und Unterstützung". 

Netanyahu wandte sich auch direkt an das iranische Volk: "Unser Kampf ist nicht gegen euch, sondern gegen das tyrannische Regime, das euch unterdrückt und die ganze Region bedroht."

Ein Lastwagen ist nördlich von Tel Aviv in eine Bushaltestelle gefahren. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war der Lkw in einen an der Haltestelle stehenden Bus gefahren, der gerade seine Passagiere absetzte.

Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom zufolge wurden dabei rund 40 Menschen verletzt, darunter sechs Menschen schwer. Mindestens 16 Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht. Zahlreiche Rettungswagen waren im Einsatz, mindestens ein Hubschrauber war in der Luft.

Medienberichten zufolge geht die Polizei von einem Anschlag aus. Die Umstände würden aber zunächst untersucht, hieß es weiter. Der Fahrer des Lastwagens sei "außer Gefecht gesetzt" worden.

Das israelische Fernsehen zeigte, wie die Polizei das Gebiet absperrte.

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Anschlägen von Palästinensern mit Autos oder Lastwagen gekommen. 

In der Nähe von Tel Aviv ist ein Lastwagen in eine Menschengruppe gefahren

tagesschau, 27.10.2024 10:00 Uhr

Bei dem Einschlag einer Drohne der libanesischen Hisbollah-Miliz in eine Fabrik für Flugzeugteile in der nordisraelischen Stadt Bar Lew sind zwei Menschen leicht verletzt worden. Das teilte der Rettungsdienst Magen David Adom auf X mit. 

Nach Angaben der Armee ist die Drohne während des Anflugs aus dem Libanon geortet worden, dann aber in das Fabrikgebäude eingeschlagen. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Auf Fotos in israelischen Medien waren kleinere Schäden an der Fassade und am Dach des Gebäudes zu erkennen.

Auch in anderen Städten Galiläas im Norden Israels gab es erneut Luftalarm wegen Raketen aus dem Libanon. Über mögliche Opfer oder größere Schäden dort wurde zunächst nichts bekannt.

27.10.2024 • 10:01 Uhr

Vier israelische Soldaten getötet

Bei Kämpfen im Südlibanon sind nach Angaben des israelischen Militärs vier israelische Soldaten ums Leben gekommen.

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat nach dem israelischen Angriff ein überlegtes Vorgehen angemahnt. "Wie die Kraft und der Wille des iranischen Volkes dem zionistischen Regime (Israel) verdeutlicht werden sollen, müssen die Verantwortlichen entscheiden", sagte Chamenei laut der Staatsagentur Irna bei einer Veranstaltung in der Hauptstadt Teheran. "Es soll das getan werden, was dem Wohl dieses Volkes und Landes entspricht", fügte er hinzu.

Chameneis Worte nach dem israelischen Luftangriff fallen vergleichsweise moderat aus. Im Kontext des Nahost-Konflikts und nach der Tötung iranischer Generäle oder führender Verbündeter hatte das Staatsoberhaupt in den vergangenen Monaten auch Rache geschworen. Seine Äußerungen gelten als letztes Wort, an dem sich sowohl Regierung als auch Militär orientieren.

Bei dem israelischen Angriff waren nach offizieller Darstellung vier Soldaten getötet und mehrere Militärstandorte wie Radaranlagen beschädigt worden.

Einen Tag nach dem israelischen Angriff ist Irans Parlament zu einer Sitzung hinter verschlossenen Türen zusammengekommen. Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf, ehemaliger General der Revolutionsgarden, leitete die Beratungen, wie iranische Medien übereinstimmend berichteten. 

Irans Parlament hat begrenzten Einfluss. Die eigentliche Macht konzentriert sich auf die Staatsführung, mit Religionsführer Ali Khamenei an der Spitze. Nach der Wahl in diesem Jahr dominiert jedoch eine Mehrheit konservativer Hardliner das Parlament, die auch Einfluss auf die Stimmung in den radikalen Flügeln im Militär ausüben dürfte.

Ghalibaf sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, dass eine militärische Antwort Irans auf den israelischen Angriff sicher sei - obwohl er diesen als "passiv" bewertete und damit das Ausmaß relativierte. Er berief sich demnach auf das Selbstverteidigungsrecht gemäß der UN-Charta. Gleichzeitig betonte Ghalibaf die Notwendigkeit einer Waffenruhe im Libanon und im Gazastreifen.

Die israelische Luftwaffe hat am frühen Sonntagmorgen erneut einen Luftangriff auf Ziele im Süden Beiruts geflogen. Der Angriff ereignete sich kurz nach Mitternacht, wie die amtliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete. Zuvor hatte die israelische Armee die Bewohner zweier Viertel in den südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt dazu aufgefordert, die Gebiete zu verlassen, da sich dort Einrichtungen der Hisbollah-Miliz befänden. 

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Sie habe sich im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens in der Stadt Gaza in einem Gebäude befunden, das früher eine Schule gewesen sei, hieß es in der Nacht. Die Kommandozentrale habe Hamas-Terroristen zur Planung und Ausführung von Anschlägen auf Israels Truppen und den Staat Israel gedient. Die Angaben der israelischen Armee ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Man habe vor dem "präzisen Angriff" zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, hieß es. Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee nicht. Die israelische Armee sprach von einem weiteren Beispiel für den systematischen Missbrauch ziviler Infrastruktur durch die Hamas, die damit gegen internationales Recht verstoße.

Nach den israelischen Raketenangriffen hat der Iran sein "Recht und die Pflicht zur Selbstverteidigung" unterstrichen, jedoch auf eine Drohung mit unmittelbarer Vergeltung verzichtet. Der Generalstab der iranischen Streitkräfte erklärte, Teheran behalte sich das Recht vor, auf die Angriffe "zum angemessenen Zeitpunkt zu antworten".

Zugleich nannte der Generalstab jedoch eine Waffenruhe in den Nahost-Konflikten als Priorität. International folgten auf die israelischen Angriffe zahlreiche Aufrufe zur Deeskalation. Die israelische Armee hatte ihren eigenen Angaben zufolge in der Nacht zum Samstag Luftangriffe gegen militärische Ziele im Iran geflogen. Die Angriffe waren die Reaktion auf den iranischen Raketenbeschuss auf Israel knapp vier Wochen zuvor. 

Bei einem Israel zugeschriebenen Angriff sind im nördlichen Gazastreifen nach örtlichen Berichten mindestens 30 Palästinenser getötet worden. Den Beschreibungen zufolge sollen fünf Häuser in einem Wohnviertel der grenznahen Stadt Beit Lahia angegriffen worden sein. Eine unbekannte Zahl von Menschen werde unter den Trümmern vermutet.

Katastrophenschutz und Rettungsdienste könnten wegen der anhaltenden Kampfhandlungen den Schauplatz nicht erreichen, hieß es weiter. Bewohner der umliegenden Häuser würden die Verwundeten in Eselskarren wegbringen oder zu Fuß wegtragen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Im Zentrum von Tel Aviv haben Hunderte Menschen für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln demonstriert. Aus dem Libanon sind laut dem israelischen Militär mehr als 200 Geschosse abgefeuert worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 26. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.