Betten im Krankenhaus in Tel Aviv
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Nahost-Liveblog ++ Kliniken bereiten Rückkehr von Geiseln vor ++

Stand: 17.01.2025 19:34 Uhr

Mehrere Kliniken in Israel bereiten sich auf die Rückkehr und die Versorgung der Geiseln vor. Die UN fordern einen ungehinderten Zugang von humanitären Helfern im Gazastreifen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Nach dem Sicherheitskabinett hat am Abend das gesamte israelische Kabinett über das Waffenruhe-Abkommen mit der radikalislamischen Hamas beraten. Der Sprecher des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Omar Dostri, bestätigte, dass die Sitzung begonnen habe.

Wenige Stunden zuvor hatte das Sicherheitskabinett grünes Licht für das Abkommen gegeben. Die Regierung traf sich trotz des Schabbats, des jüdischen Ruhetages.

Im Zuge der Einigung zwischen Israel und der Hamas auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge könnten nach israelischen Angaben 95 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Das israelische Justizministerium veröffentlichte am Freitag eine Liste mit 95 am Sonntag freikommenden palästinensischen Gefängnisinsassen. Vorher müsse allerdings die Regierung dem Abkommen zustimmen, die Freilassung werde "nicht vor Sonntag 16.00 Uhr (Ortszeit, 15.00 Uhr MEZ) erfolgen".

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs ist überraschend nach Syrien gereist. Karim Khan sei von der syrischen Übergangsregierung eingeladen worden und habe sich am Freitag unter anderem mit Machthaber Ahmed al-Scharaa getroffen, teilte der IStGH mit.

Dabei habe Khan Möglichkeiten erörtert, wie den Opfern des Konflikts, durch den mehr als eine halbe Million Menschen getötet und mehr als sechs Millionen vertrieben wurden, in Den Haag Gerechtigkeit widerfahren kann. Khan habe Unterstützung angeboten, mutmaßliche Verbrecher vor Gericht zu stellen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hofft nach eigenen Worten auf eine "langfristige Stabilisierung" im Gazastreifen infolge der Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Nach einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Massud Peseschkian rief Putin am Freitag zudem zu Bemühungen um eine "umfassende Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts" auf.

Hinsichtlich der zwischen Israel und der Hamas erzielten Vereinbarung sagte Putin: "Wir hoffen, dass dies zur Linderung der humanitären Lage und zur langfristigen Stabilisierung des Sektors beitragen wird." 

Das Medium Times of Israel hat auf seiner Webseite eine detaillierte Liste mit allen israelischen Geiseln, die aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas freikommen sollen. Darunter befinden sich demnach zwölf Frauen und Kinder - das jüngste von ihnen ist erst zwei Jahre alt -, elf ältere Männer und elf weitere Männer unter 50. Diese könnten eventuell verwundet oder erkrankt sein und deshalb freikommen. Die Seite erzählt auch die Geschichten der Geiseln und ihres Martyriums.

Der französische Präsident Emmanuel Macron fordert einen schnelleren Abzug der israelischen Armee aus dem Süden Libanons. Die Streitkräfte müssten vollständig abgezogen werden, sagte Macron bei einem Treffen mit dem libanesischen Präsidenten Joseph Aoun in Beirut. Frankreich unterstütze die Pläne, die libanesische Armee mit mehr Schlagkraft auszustatten, um die Kontrolle im Süden des Landes zu übernehmen.

Als Teil einer Waffenruhe, die am 27. November in Kraft trat, soll sich Israel innerhalb von 60 Tagen aus dem Südlibanon zurückziehen. Die libanesische Hisbollah-Miliz soll im Gegenzug ihre Kämpfer und Waffen abziehen. Neben den USA wirkte Frankreich federführend an den Verhandlungen über die Waffenruhe mit.

Die UN-Friedenstruppen im Südlibanon haben seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen der Hisbollah und Israel mehr als 100 Waffendepots entdeckt. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte bei einem Besuch des UNIFIL-Hauptquartiers in der Stadt Nakura, dass sie der proiranischen Hisbollah oder anderen bewaffneten Gruppen gehörten.

Waffen, die in der Gegend zwischen der Grenze zu Israel und dem Litani-Fluss gelagert würden und die weder der libanesischen Regierung noch UNIFIL gehörten, stellten einen eklatanten Verstoß gegen die UN-Resolution 1701 dar, so Guterres. 

Nach dem jüngsten Abkommen zwischen Israel und der Hamas soll das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Übergabe der freigelassenen Geiseln durchführen. Dies soll voraussichtlich am Sonntag geschehen. Insgesamt sollen zunächst 33 Menschen aus dem Gazastreifen zurück nach Israel gebracht werden, darunter zwei Kinder und zehn Frauen. "Es ist ein sehr komplexer, es ist ein sehr gefährlicher Prozess", sagte Christof Johnen, Leiter der internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, in einem WDR-Interview. Solche Übergaben seien "enorme Stresssituationen für alle Beteiligten", bei denen man immer damit rechnen müsse, dass etwas passiert.

Die Organisation stellte vorab klar: Die Teilnahme an politischen Verhandlungen zählt nicht zu ihren Aufgaben. Gleichwohl habe das Komitee von der Hamas stets die sofortige und bedingungslose Freilassung der Verschleppten und den Zugang zu ihnen gefordert, heißt es auf der Webseite der Organisation. Das IKRK hatte auch die erste Geisel-Freilassung 2023 durchgeführt.

Krankenhäuser in Israel bereiten sich auf eine Rückkehr von Geiseln aus der Gewalt der militant-islamistischen Hamas vor. Dabei steht die Länge der Gefangenschaft und deren körperliche und psychische Folgen im Vordergrund. "Unsere größte Sorge ist die lange Zeit", sagte die Leiterin der medizinischen Abteilung des israelischen Gesundheitsministeriums, Hagar Mizrahi. "Sie werden wahrscheinlich unter sehr schlechten Bedingungen festgehalten, mit einem Mangel an Nahrung und Mangel an Hygiene."

Aber auch die Psyche der Menschen werde berücksichtigt. Das Personal sei geschult worden, wie es mit solchen Patienten umgehen könne. Mizrahi sagte weiter, dass alle Grausamkeiten, die die Geiseln erlitten haben, dokumentiert und forensische Beweise gesammelt werden. Unter anderem werden die Geiseln auf sexuell übertragbare Krankheiten untersucht, und die entführten Frauen erhalten Schwangerschaftstests.

Nach der Einigung auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen hat die EU ihre Bereitschaft signalisiert, wieder eine Kontrollmission an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten einzusetzen. "Wir sind dazu bereit", sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nach einem Treffen mit dem palästinensischen Regierungschef Mohammed Mustafa in Brüssel. Sie bezog sich dabei auf den Grenzübergang Rafah. Kallas zufolge bedarf es für eine Entsendung einer Einladung der palästinensischen und der israelischen Seite sowie der Zustimmung Ägyptens. Erst dann könne die Mission vorangebracht werden. 

Die EU-Chefdiplomatin bezeichnete die Einigung zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas als "positiven Durchbruch". Zugleich warnte sie jedoch vor potenziellen Risiken auf dem Weg zu einer Waffenruhe. "Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob der Krieg wirklich zu Ende ist, und wir wissen, dass jeder Schritt mit Risiken verbunden ist", sagte Kallas.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Einigung zwischen Israel und der Hamas auf eine Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge als "sehr gute Nachricht" bezeichnet. "Die Vereinbarung muss jetzt Schritt für Schritt konsequent umgesetzt werden", forderte er. "Das Leid der Geiseln und die Qual der Ungewissheit der Familien müssen endlich ein Ende finden."

Der notleidenden palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen bot Scholz weitere Hilfe mit Lebensmitteln und medizinischer Versorgung an.  "Diese Einigung auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen birgt die Chance für ein dauerhaftes Ende des Krieges", sagt Scholz nach einem Treffen mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson in Berlin. Er rief die Hamas auf, ihre Waffen "ein für alle Mal" niederzulegen. "Der Terror der Hamas muss enden."

Die Vorbereitungen zur Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen laufen ägyptischen Sicherheitsquellen zufolge auf Hochtouren. So wird offenbar schon intensiv daran gearbeitet, Einrichtungen, Straßen und Gebäude an dem Grenzübergang instand zu setzen.

Dutzende Lastwagen seien bereits in Stellung gebracht worden, um bei Öffnung des Übergangs Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Die palästinensische Seite wird seit Mai vergangenen Jahres von der israelischen Armee kontrolliert, und der Grenzübergang ist seitdem geschlossen.

Teil der Abmachung zur Waffenruhe ist es, die Hilfslieferungen aus Ägypten wieder aufzunehmen und deutlich aufzustocken. Insgesamt wurden nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds rund 600 Laster mit Hilfsgütern für die Einfuhr nach Gaza vorbereitet.

Lkw stehen in der Nähe des Grenzübergangs Rafah

Auf dem Weg zum Grenzübergang warten auf ägyptischer Seite zahlreiche Lastwagen

Das israelische Sicherheitskabinett hat das Abkommen mit der Hamas für eine Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge gebilligt. Das teilte das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu mit.

"Nach Prüfung aller politischen, sicherheitspolitischen und humanitären Aspekte und unter Berücksichtigung, dass das vorgeschlagene Abkommen zum Erreichen der Kriegsziele beiträgt, hat (das Sicherheitskabinett) empfohlen, dass die Regierung dem vorgeschlagenen Rahmen zustimmt", hieß es. Die Vereinbarung muss jetzt noch von der gesamten israelischen Regierung genehmigt werden.

Mit der Entscheidung des Sicherheitskabinetts war trotz des Widerstands einiger rechtsextremer Politiker gerechnet worden. Einzig der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich stimmten dagegen, wie die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete.

Die Sitzung der israelischen Regierung zur Genehmigung des Abkommens mit der Hamas soll israelischen Medien zufolge heute Nachmittag stattfinden. Sie sei nun für 15.30 Uhr Ortszeit (14.30 Uhr MEZ) geplant, melden mehrere Medien. Zuvor hieß es, die Regierung von Premierminister Netanjahu werde erst am Samstagabend zusammenkommen.

An dem späteren Termin hatten auch Geiselangehörige Kritik geübt, da sie eine Verzögerung des Beginns der Waffenruhe und damit auch der Freilassung der Entführten fürchten. Planmäßig soll die Waffenruhe am Sonntag um 12.15 Uhr Ortszeit (11.15 Uhr MEZ) beginnen.

Eine Zustimmung von Israels Sicherheitskabinett steht noch aus. Die Sitzung in Jerusalem hat verspätet begonnen und dauert derzeit noch an. Eine Billigung des Abkommens durch das Sicherheitskabinett und die gesamte Regierung gilt als sicher.

Die UN fordern einen ungehinderten und sicheren Zugang von humanitären Helfern zu den notleidenden Menschen im Gazastreifen. Die Konfliktparteien Israel und Hamas müssten den Zugang garantieren, verlangte Rik Peeperkorn von der Weltgesundheitsorganisation. Der WHO-Beauftragte für die besetzten palästinensischen Gebiete erklärte, seine Organisation und Partner stünden zur Hilfe für die Bevölkerung bereit. Mehr als zehn Milliarden US-Dollar seien nötig, um das teilweise zerstörte Gesundheitssystem wieder aufzubauen.

Die Gruppe sieben führender westlicher Industrienationen (G7) hat zur Einhaltung der Vereinbarungen aufgerufen. "Dies ist eine bedeutende Entwicklung", teilte Kanadas Premierminister Justin Trudeau als amtierender G7-Vorsitzender mit. Das Abkommen zwischen Israel und der islamistischen Hamas könne den Weg für die Rückkehr aller verbliebener Geiseln nach Israel sowie der Zivilbevölkerung in ihre Häuser im Gazastreifen ebnen. Außerdem könne es dringend benötigte humanitäre Hilfe erleichtern.

"Wir rufen alle Parteien auf, die Bedingungen des Abkommens einzuhalten", hieß es weiter. Langfristig forderten die G7-Staaten alle Seiten dazu auf, "konstruktiv" über nachfolgende Phasen des Abkommens zu verhandeln, um ein dauerhaftes Ende der Feindseligkeiten zu erreichen.

Die Flaggen der G7-Länder.

Die G7-Staaten drängen auf einen dauerhaften Frieden

Nach dem Machtwechsel in Syrien hat die Europäische Union ein Hilfspaket für das Land angekündigt. Es umfasst 235 Millionen Euro für Syrien und die Nachbarstaaten, wie EU-Nothilfekommissarin Hadja Lahbib am Freitag nach einem unangekündigten Treffen mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa in Damaskus ankündigte. Mit den Hilfsgeldern sollen unter anderem Notunterkünfte, Lebens- und Arzneimittel finanziert werden. Die Belgierin Lahbib ist die bisher hochrangigste EU-Vertreterin aus Brüssel, die Syrien seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad besuchte.

Unter den Geiseln, die in Nahost jetzt freikommen könnten, sind laut Bundesaußenministerium mehrere Personen mit Deutschland-Bezug. Eine Sprecherin des Ministeriums spricht in Berlin von einer niedrigen zweistelligen Zahl.

Zum vereinbarten Nahost-Abkommen sagte die Sprecherin: "Dieser Moment ist jetzt ganz entscheidend". Die Bundesregierung appelliere an alle Seiten, die Vereinbarungen jetzt auch umzusetzen. Es gebe die Chance für einen längeren Waffenstillstand. Dies sei nach langen Verhandlungen die Chance, eine bessere Situation zu erreichen.

Eine Wand mit Foto der israelischen Geiseln

Und den Geiseln sind auch noch Menschen, die einen Bezug zu Deutschland haben.

Israels Sicherheitskabinett hat nach offiziellen Angaben seine Beratungen zum Abkommen mit der Hamas über eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge begonnen. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Die Sitzung in Jerusalem begann später als geplant. Nach dem Sicherheitskabinett muss noch die Regierung dem Deal zustimmen. Nach Informationen der "Times of Israel" ist dies erst für Samstagabend geplant. Eine Billigung des Abkommens durch das Sicherheitskabinett und die gesamte Regierung gilt als sicher.

Planmäßig soll die Waffenruhe am Sonntag um 12.15 Uhr (11.15 Uhr MEZ) beginnen. Das Büro Netanjahus kündigte an, es könne wie geplant in Kraft treten, sofern Sicherheitskabinett und Regierung zustimmen. Mit der Freilassung der ersten Geiseln wird demnach am Sonntag gerechnet. Israelischen Medien zufolge könnte dies um 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) passieren.

Nach der Einigung auf ein Abkommen für eine Waffenruhe im Gazastreifen hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Beginn der Freilassung von Geiseln für Sonntag in Aussicht gestellt. Vorbehaltlich der Zustimmung des israelischen Sicherheitskabinetts und der Regierung werde der Beginn der Freilassungen von israelischen Geiseln, die die radikalislamische Terrormiliz Hamas und mit ihr verbündete Gruppen bei ihrem Angriff am 7. Oktober 2023 verschleppt hatten, für Sonntag erwartet, erklärte Netanjahus Büro.

Das Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass am Sonntag eine Waffenruhe im Gazastreifen beginnt und in einer ersten Phase insgesamt 33 Geiseln freikommen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nach Vereinbarung einer Waffenruhe für den Gazastreifen die Bedeutung einer Zweistaatenlösung hervorgehoben. Die Ereignisse hätten gezeigt, dass der einzige Ausweg aus der dauerhaften Instabilität der Region die Erkenntnis sei, dass es auch politischer Lösungen bedürfe. "Es ist sehr klar, dass die Lösung darin liegt, das legitime Recht der Palästinenser auf einen Staat anzuerkennen und die Möglichkeit, in Frieden auf einem unabhängigen und anerkannten Gebiet zu leben (...)", sagte Macron der libanesischen Zeitung "L'Orient Today". 

Macron traf am Morgen zu einem Besuch in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein. Er will dort mit dem neu gewählten Präsidenten Joseph Aoun und dem designierten Regierungschef Nawaf Salam zusammentreffen.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Strengreligiöse jüdische Männer, die den Einberufungsbefehl in die israelische Armee verweigern, müssen künftig mit Strafverfolgung rechnen. Wehrpflichtige, die sich nicht gemäß ihrem Bescheid melden, würden als Deserteure betrachtet und unterlägen strafrechtlichen Sanktionen, erklärte die Armee laut israelischen Medienberichten.

Laut einem Bericht der "Times of Israel" unter Berufung auf Militärquellen wurden bereits Verfahren gegen ultraorthodoxe Wehrpflichtige eingeleitet, die sich nicht zum Wehrdienst gemeldet haben, und rund 1.000 Haftbefehle ausgestellt. Konkrete Angaben zu den geplanten Sanktionen machte die Armee demnach nicht. Die Armee betonte, man unternehme große Anstrengungen, die strengreligiösen Männer unter Bedingungen zu rekrutieren, die es ihnen ermöglichten, ihre religiösen Überzeugungen und ihren Lebensstil beizubehalten.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat alle Verwaltungshaftanordnungen gegen jüdische Siedler in den besetzten palästinensischen Gebieten aufgehoben. Dies geschehe "angesichts der erwarteten Freilassung von Terroristen in der Westbank" im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens für Gaza, sagte er laut Bericht der Zeitung "Haaretz".

Damit solle "eine klare Botschaft" der Ermutigung für das jüdische Siedlungsprojekt gesendet werden, so Katz. Es sei besser, wenn jüdische Siedlerfamilien glücklich seien als Familien freigelassener Terroristen. Die umstrittene Verwaltungshaft wird in der Regel gegen palästinensische Terrorverdächtige in Israel ausgesprochen und bietet die Möglichkeit, Personen auch ohne Anklage auf unbestimmte Zeit festzuhalten und die gegen sie vorliegenden Beweise zurückzuhalten. Zuletzt waren mehrere Anordnungen gegen extremistische Siedler ausgesprochen worden. Menschenrechtsorganisationen beklagen einen starken Anstieg von Siedlergewalt gegen Palästinenser seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023.

Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas sorgt auch bei Gazas christlicher Minderheit für ein Aufatmen. "Die Menschen beginnen, sich Gedanken über die Nachkriegszeit zu machen", sagte der katholische Pfarrer von Gaza, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli von der Gemeinschaft "Verbo encarnado", der Katholischen Nachrichten-Agentur. Es herrsche Zuversicht, dass der Waffenstillstand umgesetzt und eingehalten werde.

Man hoffe nun, dass der Waffenstillstand ein erster Schritt zum Frieden sei. Gleichzeitig sorgten die Tage bis zum geplanten Inkrafttreten des Abkommens für Sorge. Aus früheren Kriegen wisse man, dass es in den Tagen vor einem Waffenstillstand häufig zu besonders schweren Kampfhandlungen komme. Romanelli berichtete, die vergangenen zwei Tage seien von schwerem israelischem Beschuss geprägt gewesen, bei dem Dutzende weitere Palästinenser getötet worden seien.

Nachdem bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg nach israelischen Angaben letzte Details geklärt worden sind, wird Israels Sicherheitskabinett am Morgen über die Vereinbarung abstimmen. Eine Sitzung sei für 10.15 Uhr Ortszeit (9.15 Uhr MEZ) geplant, meldeten mehrere Medien übereinstimmend. 

Die Regierung werde erst zu einem späteren Zeitpunkt zusammenkommen, um das Abkommen abzusegnen, hieß es aus dem Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Es wird damit gerechnet, dass die Vereinbarung genehmigt wird. Nach Informationen der "Times of Israel" ist die Abstimmung der Regierung für Samstagabend geplant.

Hintergrund ist, dass Gegner des Abkommen noch 24 Stunden lang Einspruch beim Obersten Gericht dagegen einreichen können.  Da am Freitagabend der Schabbat - der jüdische Ruhetag - beginnt, bliebe religiösen Menschen nicht genug Zeit. Die Zeitung meldete weiterhin, dass deshalb die Frist zur Einreichung von Petitionen erst am späten Sonntag enden werde - und das Abkommen deshalb erst am Montag in Kraft treten könne. Eigentlich soll es am Sonntag um 12.15 Uhr (11.15 Uhr MEZ) beginnen. Eine offizielle Bestätigung für einen späteren Beginn der Waffenruhe gab es bislang nicht.

Die Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe haben das Abkommen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln als "bedeutende Entwicklung" bezeichnet und Israel und die Hamas-Terrormiliz zu einer "vollständigen Umsetzung" aufgerufen. In einer gemeinsamen Mitteilung forderte die Ländergruppe alle Parteien auf, sich konstruktiv an den nächsten Gesprächsphasen zu beteiligen, "um die vollständige Umsetzung" des Abkommens und "ein dauerhaftes Ende der Feindseligkeiten zu gewährleisten".

Die Feuerpause sei zudem eine Gelegenheit, "um die katastrophale humanitäre Situation im Gazastreifen zu beenden, wo sich die Bedingungen weiter verschlechtern", so die G7-Staaten. Die Gruppe besteht aus den USA, Kanada, Großbritannien, Japan, Frankreich, Italien und Deutschland.

Die palästinensische politische Führung, die das besetzte Westjordanland verwaltet, bereitet sich auf eine mögliche Rückkehr in den Gazastreifen vor. Der palästinensische Ministerpräsident Mohammad Mustafa traf sich gestern mit hochrangigen Beamten, um Pläne für die mögliche Wiedereingliederung staatlicher Einrichtungen im Gazastreifen zu erörtern, teilte sein Büro mit. Bei dem Treffen ging es auch um die Koordination von humanitärer Nothilfe für den Gazastreifen.

Es gibt immer noch keinen Plan, wer den Gazastreifen nach dem Krieg regieren soll. Israel hat erklärt, dass es mit Palästinensern zusammenarbeiten wird, die weder der Hamas noch der vom Westen unterstützten palästinensischen Autonomiebehörde angehören. Die Hamas unterdessen hat Drohungen gegen jeden ausgesprochen, der mit dem israelischen Militär zusammenarbeitet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trifft heute den neuen libanesischen Staatschef Joseph Aoun in Beirut. Neben dem Gespräch mit Aoun plant Macron auch Begegnungen mit dem neuen libanesischen Regierungschef Nawaf Salam und UN-Generalsekretär António Guterres, der ebenfalls den Libanon besucht. 

Der Libanon befindet sich seit Jahren in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise und hatte mehr als zwei Jahre lang keinen Präsidenten. Eine der drängendsten Aufgaben des neuen Präsidenten ist die Überwachung der fragilen Waffenruhe im Konflikt zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah.

Der rechtsextreme israelische Minister Ben-Gvir droht bei Zustimmung zum Waffenruhe-Abkommen mit Rücktritt. Die UN fordern Zugang zum Gazastreifen, es stünden 80.000 Tonnen Nahrungsmittel bereit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 17. Januar 2025 um 08:30 Uhr.