Bücher liegen gestapelt auf einem Tisch.

Literaturagenturen Wie es das eigene Buch zum Verlag schafft

Stand: 09.05.2025 16:31 Uhr

Viele Menschen würden gerne ein Buch schreiben. Aber wie bekommt man einen Fuß in die Tür der Literaturwelt und einen Vertrag bei einem Verlag? Da kommen mittlerweile oft Literaturagenturen ins Spiel.

Von Nele Deutschmann, NDR

Wie schreibt man ein erfolgreiches Buch? Das ist zuvorderst eine Frage des Talents - aber auch eine der richtigen Vermarktungsstrategien und Kontakte in die Buchbranche.

J.K. Rowling ist ein berühmtes Beispiel einer Autorin, die ihre Buchidee an viele Verlage geschickt hat und immer wieder Absagen kassierte. Bekanntlich hat es in diesem Fall am Ende schließlich doch geklappt und "Harry Potter" wurde ein Welterfolg. Aber viele Verlage können die Massen an unangefragt eingesandten Manuskripten kaum noch stemmen. Oft arbeiten sie daher mit Literaturagenturen zusammen, die eine Vorauswahl übernehmen.

Nur ein kleiner Teil ist erfolgversprechend

Vanessa Gutenkunst ist Literaturagentin bei der Agentur Copywrite. Dort betreut sie bekannte Autorinnen wie beispielsweise Alina Bronsky - und hat auch Caroline Wahl auf ihrem Weg zum ersten Bestseller begleitet. Auch sie bekommt viele Manuskripte eingesandt - zwischen acht bis zehn Manuskripte pro Tag, wie sie im NDR Bücherpodcast "eat.READ.sleep." verrät.

Jedes zugesandte Manuskript wird laut Gutenkunst überprüft, doch auch die Literaturagentur siebt stark aus. Sie vertritt nur jene Projekte, die sie für erfolgversprechend hält. Von den zahlreichen Manuskripten, die eingeschickt werden, nimmt die Agentur pro Jahr nur etwa fünf bis maximal zehn an.

Mit wenigen Seiten zum Buchvertrag

Doch woher weiß eine Agentin, wann ein Manuskript Potential hat? "Das geht relativ schnell, dass man elektrisiert ist", so Gutenkunst. Es könne ein besonderer Ton oder manchmal auch nur ein Bild sein, das sie anspringe. So sei das auch bei der damals noch unbekannten Caroline Wahl gewesen.

Die Agentin war mit Wahl bereits wegen eines anderen Stoffes in Kontakt, als die junge Autorin die ersten vier oder fünf Seiten zu "22 Bahnen" schickte. "Das hat mich sofort angesprochen. Ich mochte diese Wucht da drin. Ich mochte diese Erzählstimme, dieses Hohe und Schnelle und dabei irgendwie auch Zarte. Das war einfach etwas Besonderes", so die Agentin. Vier oder fünf Seiten können also schon ausreichen, um eine Karriere als erfolgreiche Schriftstellerin zu starten.

Tipps für angehende Autorinnen und Autoren

"Es gibt sicher verschiedene Wege, einen Fuß in die Tür zu bekommen", sagt Isabel Bogdan, Autorin aus Hamburg. Ihr erster Roman "Der Pfau" stand monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Vor seiner Veröffentlichung hatte sich Bogdan ebenfalls an eine Agentur gewandt. Persönliche Kontakte könnten ihrer Meinung nach in der Buchbranche helfen, aber die habe eben nicht jeder.

Jungen Autorinnen und Autorinnen rät sie daher: "Eine Agentur suchen. Auch das geht vermutlich am besten über persönliche Empfehlungen. Es hilft, schon irgendetwas vorweisen zu können - Lesebühnen, Veröffentlichungen in Anthologien, Stipendien, Preise." Bei der Agentur und Verlagssuche solle man zudem gezielt vorgehen.

Ein professionelles Exposé und detaillierte Recherchen zum passenden Verlag oder zur Agentur sind auch für Vanessa Gutenkunst bei der Einsendung unerlässlich. Selbst zu lesen und das eigene Genre zu kennen, bevor man schreibt, empfiehlt sie als Basis, um das Interesse einer Agentur zu wecken.

Vermittler zwischen Autoren und Verlagen

Hat eine Agentur dann einen erfolgversprechenden Stoff zur Hand, geht die Vermittlungsarbeit los. Durch ihre umfassenden Branchenkenntnisse überblicken die Agentinnen und Agenten die aktuellen Trends und Bedürfnisse des Buchmarkts und wissen, welche Projekte von Verlagen gesucht werden. Und auch nachdem die Buchverträge verhandelt sind, betreuen die Agenturen ihre Autorinnen und Autoren weiter. Sie achten auf die Einhaltung der Vertragskonditionen, kontrollieren Abrechnungen und sorgen für korrekte Honorarzahlungen.

Was die Vergütung betrifft, erfolgt diese in der Regel erfolgsabhängig. Literaturagenten erhalten eine Provision, meist um die 15 Prozent des Autorenhonorars. Seriöse Agenturen verlangen kein Geld im Voraus, sondern werden nur bei Vertragsabschluss mit einem Verlag bezahlt.

Selbst erfolgreiche Autoren bleiben bei Agenturen

Anders als in den USA, wo die meisten Autoren von Agenturen vertreten werden, hat die Bedeutung der Agenten in Deutschland erst in den letzten Jahren deutlich zugenommen. An der Entwicklung kann die zunehmende Kommerzialisierung kritisiert werden und auch für kleinere Verlage kann es von Nachteil sein, dass Agenturen meist direkt mit großen Verlagen verhandeln.

Für viele Autorinnen und Autoren überwiegen jedoch die Vorteile und sie bleiben auch dann bei Agenturen, wenn sie bereits bei Verlagen unter Vertrag sind und Bücher veröffentlichen. Selbst bereits erfolgreiche Autoren entschließen sich, sich von Agenturen vertreten zu lassen - seit Kurzem ist beispielsweise Bestseller-Autor Daniel Glattauer bei der Agentur Copywrite unter Vertrag. Bis dahin hatte er keinen Agenten.

Auch Autorin Isabel Bogdan bleibt nach den Erfolgen ihrer Bücher bei ihrer Agentur: "Aus Liebe - im Ernst. Das Verhältnis zu meiner Agentin geht inzwischen weit über das Professionelle hinaus." Sie sei immer da, wisse, wie es ihr gehe, was sie brauche - sei immer ansprechbar. Denn auch das können gute Literaturagenturen bieten: ein enges Vertrauensverhältnis.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Kultur am 25.04.2025 um 13 Uhr.