Wahl in Schleswig-Holstein Günther muss sich jetzt entscheiden
Der CDU-Erfolg in Schleswig-Holstein ist ein Verdienst des ausgleichenden Moderators Günther. Bei der Wahl des Regierungspartners muss er nun zeigen, wohin er das Land führen will. Das bietet Angriffsfläche.
Der Sieg der CDU in Schleswig-Holstein ist ganz wesentlich ein Verdienst von Ministerpräsident Daniel Günther. Günther hat es verstanden aus CDU, FDP und Grünen eine gut funktionierende Jamaika-Koalition zu bilden und das nördlichste Bundesland mit Augenmaß und klarer Kommunikation durch die Corona-Pandemie zu steuern. Die Wählerinnen und Wähler in Schleswig-Holstein haben das honoriert.
Wie groß der Erfolg ist, zeigt ein Blick zurück ins Jahr 2017: Daniel Günther war bei der Wahl vor fünf Jahren noch der CDU-Ersatzkandidat und Überraschungssieger, jetzt hat er sein Profil als ruhiger, besonnener Problemlöser verankert, bei den Bürgern und auch bei den politischen Mitbewerbern. Der Ministerpräsident würde das Dreierbündnis mit FDP und Grünen am liebsten fortsetzen. Sein überwältigender Erfolg an der Schwelle zur absoluten Mehrheit macht das aber wenig wahrscheinlich.
Mehr Klarheit, aber mehr Angriffsfläche
Günther kann sich seinen künftigen Regierungspartner jetzt aussuchen. Was auf den ersten Blick wie eine komfortable Situation erscheinen mag, ist in Wahrheit auch für den Taktiker Günther eine durchaus schwierige Entscheidung: Setzt er in Zukunft verstärkt auf Umweltschutz, kann er mit den Grünen ein neues Regierungsbündnis schmieden. Seine im Kern immer noch konservative CDU im Norden hat aber deutlich mehr Sympathien für eine Koalition mit der FDP.
Günther wird jetzt herausgehen müssen aus der Rolle des ausgleichenden Moderators. Schon mit der Wahl seines neuen Regierungspartners muss er zeigen, wohin er Schleswig-Holstein führen will. Das bringt vielleicht mehr Klarheit für den Kurs der künftigen Landesregierung, aber auch deutlich mehr Angriffsflächen.
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