RKI-Chef Wieler "Bekämpfungsstrategie zeigt Erfolge"
Die Corona-Einschränkungen in Deutschland sind massiv, wirken aber offenbar: Laut RKI-Chef Wieler ist die Reproduktionszahl weiter gesunken - auf 0,7. Er sprach von einem "wirklich guten Zwischenergebnis".
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sieht bei der Eindämmung des Coronavirus Lichtblicke: "Auch wenn wir immer noch am Anfang dieser Pandemie sind, zeigt sich, dass die Bekämpfungsstrategie, die wir in Deutschland aufgebaut haben, Erfolge zeigt", sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Als Beispiel führte er an, dass sich in dieser Woche der tägliche Anstieg der Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche deutlich verringert habe. Zudem wies er darauf hin, dass die Reproduktionszahl aktuell durchschnittlich bei 0,7 liegt. "Es zeigt sich, dass diese Reproduktionszahl weiter gesunken ist. Das heißt, dass im Durchschnitt momentan nicht mehr jede Person eine andere Person ansteckt", so Wieler weiter.
Wieler: "Ausreichende Behandlungskapazitäten"
Auch die Behandlungskapazitäten in den Kliniken reichten aktuell. "Bei der derzeitigen Dynamik können wir keine Engpässe prognostizieren. Wir hoffen, dass das so bleibt", sagte Wieler.
Deutschland habe eine "erste Welle ganz gut überstanden". Das Virus werde aber weiterhin zu Infektionen führen. Die strikte Eindämmung von Krankheitsausbrüchen bleibe daher zentral. Es sei weiterhin dringend erforderlich, "Infektionsketten zu brechen", sagte er.
Immer mehr medizinisches Personal infiziert sich
Wieler ergänzte, dass bundesweit mehr als 3000 neue Infektionsfälle täglich gemeldet wurden. "Wir sehen auch, dass immer mehr Menschen, die in medizinischen Einrichtungen tätig sind, erkranken." Der Anteil habe sich gegenüber der Vorwoche erhöht und liege bei fünf Prozent der gesamten Meldezahlen.
Wieler verwies auch darauf, dass die Zahl der Todesfälle weiter ansteige. "In dieser Woche hatten wir tatsächlich den größten Anstieg." Der Anteil der Verstorbenen an allen gemeldeten Fällen liege jetzt bei 2,9 Prozent.
Spahn hält Ausbruch derzeit für beherrschbar
Spahn zeigte sich erfreut, dass die bisherigen Maßnahmen gegriffen hätten: "Der Ausbruch ist - Stand heute - wieder beherrschbar und beherrschbarer geworden", sagte der CDU-Politiker. Mitte März habe es im Ausbruchsgeschehen eine sehr starke Dynamik gegeben. Daher hätten sich Bund und Länder zu einer "Vollbremsung" entschieden.
"Nun können wir sagen, das war erfolgreich. Wir haben es geschafft, das dynamische Wachstum zurückzubringen zu einem linearen Wachstum. Die Infektionszahlen sind deutlich gesunken, vor allem auch die relativen Steigerungen von Tag zu Tag", sagte Spahn. Ermutigend sei auch, dass seit dem 12. April täglich mehr Menschen genesen, als es neue Infizierte gebe.
Produktion von Schutzmasken im Inland - erste Verträge
Für die Produktion medizinischer Schutzmasken im Inland stehen laut Spahn erste Vereinbarungen. Nach einer ersten Ausschreibung seien Zuschläge an rund 50 Unternehmen erteilt worden. Damit sollten ab Mitte August pro Woche zehn Millionen FFP2-Spezialmasken und 40 Millionen OP-Masken hergestellt werden. Damit lasse sich der Grundbedarf für das Gesundheitswesen im Großen und Ganzen decken.
Spahn betonte, dass neben der Beschaffung im Ausland eine solche Unabhängigkeit wichtig sei. Angesichts der Corona-Epidemie ist Schutzausrüstung für das medizinische Personal weltweit knapp.
Masken empfohlen, aber nicht verpflichtend
Beim Tragen von Gesichtsmasken im Alltag setzt Spahn weiter auf Freiwilligkeit und lehnt eine Pflicht vorerst ab. "Mein Eindruck ist, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger sehr verantwortlich mit der momentanen Lage umgehen." Immer mehr Menschen würden einen Mund-Nasen-Schutz tragen. "Abschließend und grundsätzlich setze ich eher auf Freiheit, Einsicht, Mitmachen, Akzeptanz durch Überzeugen mit Argumenten, weil aller Erfahrung nach Gebote eher Unterstützung bringen als Verpflichtungen." Zunächst solle die Entwicklung in den kommenden Tagen abgewartet werden, sagte der Gesundheitsminister.