Thüringen Zahl der HIV-Neuinfektionen in Thüringen 2024 zurückgegangen
Nach Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts haben sich in Thüringen in diesem Jahr 44 Menschen mit dem HI-Virus neu angesteckt. Nach Einschätzung der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (Agethur) sind das weniger als im Vorjahr. Die Thüringer Aidshilfe gibt zum diesjährigen Welt-Aids-Tag an, dass viele Diagnosen erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung gestellt werden.
In Thüringen hatte die Zahl der HIV-Neudiagnosen im vergangenen Jahr 2023 mit 52 einen Höchstwert seit 2012 erreicht. Schätzungsweise 160 Menschen im Freistaat leben nach Angaben der Agethur derzeit mit dem Virus, ohne von ihrer Infektion zu wissen.
Betroffene suchen Beratung erst spät auf
Vor allem heterosexuelle Personen würden oft erst nach Risiko-Situationen den Weg zu den Beratungen der Aids-Hilfe finden, hieß es von der Aids-Hilfe Thüringen. Homosexuelle Männer hingegen würden sich vergleichsweise häufig testen lassen und hätten ein größeres Wissen zu sexuell übertragbaren Krankheiten.
Nach Angaben der Einrichtung erfahren zwischen einem und zwei Drittel der Betroffenen erst spät von ihrer Infektion - wenn damit verbundene Symptome auftreten. Moderne HIV-Medikamente könnten die Viruslast von Infizierten binnen Wochen oder Monaten unter die Nachweisgrenze drücken - damit sei einer Weitergabe des Virus sogar bei ungeschütztem Sex nicht mehr möglich.
Moderne HIV-Medikamente halten Krankheit im Zaun
Die Schutzwirkung der Medikamente sei sogar besser als mit der Nutzung von Kondomen. Das ist auch der Grund dafür, dass nur wenige Infizierte mit Aids noch an der Krankheit sterben. "Mit HIV/AIDS verstorben sind fünf bis zehn Personen", schreibt die Thüringer Aids-Hilfe auf Nachfrage von MDR THÜRINGEN.
"Die wenigsten davon dürften unmittelbar an AIDS-bedingten Folgen gestorben sein, da moderne HIV-Medikamente weit überwiegend ein Fortschreiten des Immunabbaus stoppen, nicht selten sogar zu einer Verbesserung führen."
Häufigster Infektionsweg: sexuelle Übertragung
Auf etwa 90 Prozent schätzt die Aids-Hilfe den Anteil der Infektionen durch sexuelle Übertragung. Der Rest passiere durch intravenösen Drogenkonsum mit infizierten Spritzen. Letzteres sei im ländlichen Raum wie in Thüringen in der Regel seltener als in großen Ballungszentren.
Im vergangenen Jahr habe die Aids-Hilfe insgesamt 369 HIV-Tests durchgeführt und fast 1.200 Beratungen. Neben einer mittlerweile effektiven Medikamenten-Behandlung führt die Aids-Hilfe die niedrige Zahl der Neu-Infektionen auf ihre langjährige Präventionsarbeit und das dadurch gestiegene Risikobewusstsein zurück.
Laut Thüringer Aids-Hilfe bleibt der häufigste Infektionsweg bei HIV ungeschützter Sex. Kondome bieten einen guten Schutz dagegen. (Symbolbild)
Aufklärung weiterhin wichtig
Am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, klären Regierungen, Organisationen, Mediziner und Vereine weltweit über HIV und Aids, über Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Von Aids spricht man, wenn eine Infektion mit dem HI-Virus in das fortgeschrittene Stadium übergeht. Wegen verbesserter Therapiemöglichkeiten mit hochwirksamen Medikamenten kann dies heutzutage lange hinausgezögert oder sogar verhindert werden.
MDR (flog/jw)