Thüringen Sanieren oder umziehen? Hermsdorfer streiten über Zukunft ihrer Grundschule
Die Grundschule "Waldsiedlung" ist seit Jahren sanierungsbedürftig. Vergangene Woche wurden Räume sogar vorübergehend gesperrt. Viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Auf einer Schulkonferenz mit Politik, Verwaltung und Schulleitung wurden nun Lösungen besprochen.
Für die marode Grundschule "In der Waldsiedlung" in Hermsdorf sollen Ausweichmöglichkeiten geprüft werden. Das hat Bürgermeister Benny Hofmann (pl) auf einer Schulkonferenz am Dienstagabend vorgeschlagen. Hofmann mache sich für eine derartige kurzfristige Lösung stark, da ein Neubau seitens des Landkreises erst 2029 geplant ist.
"Ich wäre nicht bereit, als Kreisrat dafür zu stimmen, dass wir noch Hunderttausende Euro in dieses zerfallene Objekt stecken. Eher solle man zunächst ein anderes Objekt anvisieren und komplett umziehen. Alles andere sei verschenktes Geld, so Hofmann.
Lösungen für marode Schule gesucht
Die Grundschule "Waldsiedlung" ist seit Jahren sanierungsbedürftig, vergangene Woche waren Räume sogar vorübergehend gesperrt worden. Eltern hatten sich an MDR THÜRINGEN gewandt und auf die Zustände aufmerksam gemacht. Sie fühlen sich nicht ernst genommen. Auf der Schulkonferenz am Dienstagabend standen vom Landratsamt als Schulträger Steffen Grosch, Amtsleiter Zentrale Dienste, Schulleiterin Susanne Schmerbauch und Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann Rede und Antwort.
Unter anderem brachte Hofmann die Berufsschule im Ort ins Gespräch - hier könnten möglicherweise Räume genutzt werden. Auch am Tridelta Campus Hermsdorf sei nicht alles belegt, so dass Ausweichmöglichkeiten bestünden. Es sei nicht hinnehmbar, jetzt noch Hunderttausende in das Gebäude zu versenken, das in vier Jahren sowieso abgerissen werden soll, so Hofmann.
Grundschule "Waldsiedlung" ist eines der 15 Schulsanierungsprojekte in den kommenden Jahren im Saale-Holzland-Kreis.
Eltern in Hermsdorf sorgen sich
Ähnlich sehen das die Eltern. Es reiche nicht aus, Dach und Innenraum-Beleuchtung zu erneuern, wenn es weiterhin an Sonnenschutz an den Fenstern und einer nutzbaren Toilette mangelt, so der Tenor. Auch bleibe die Angst, die Risse könnten gravierender werden und Kinder durch herabfallenden Putz verletzt und in Gefahr gebracht werden.
Sie fordern eine Übersicht an nötigen Leistungen zur Mängelbeseitigung sowie deren Gesamtkosten. Erst dann könne entschieden werden, ob es sich noch lohnt zu reparieren oder gleich umzuziehen. Selbst eine Container-Lösung wurde ins Spiel gebracht.
Das optisch eher unschöne Namensschild der Grundschule in Hermsdorf
Auf einen Neubau im Jahr 2029 wollen sie nicht warten. "Warum müssen die Kinder erst in Gefahr gebracht werden, bevor etwas passiert?", hieß es. Das Vertrauen in die Sicherheit der Kinder sei bereits auf null. Jemand anderes berichtete, "dass früh die Kinder zu Hause noch auf Toilette gehen, den ganzen Tag in der Schule nichts trinken, weil die Toiletten hier in einem abartigen Zustand sind".
Warum müssen die Kinder erst in Gefahr gebracht werden, bevor etwas passiert? | Aussage von besorgten Eltern
Laut Gutachten keine Probleme bei der Standsicherheit
"Die Kinder sind sicher", sagte Steffen Grosch vom Landratsamt. Das habe das Gutachten der Statik-Experten aus Jena ergeben. Ein Umzug sei deswegen nicht notwendig, allerdings sei geplant, Mängel zu beseitigen und die Schule etwas auf Vordermann zu bringen. So soll Grosch zufolge noch in diesem Jahr die Beleuchtung in den Klassenräumen, die zu Teilen noch aus DDR-Zeiten stammt, ausgetauscht werden. Das Dach soll im Frühjahr eine neue Dachhaut erhalten. Die Fenster könnten mit Sonnenschutz-Folie beklebt werden.
Laut Steffen Grosch soll noch in diesem Jahr die Beleuchtung in den Klassenräumen, die zu Teilen noch aus DDR Zeiten stammt, ausgetauscht werden.
Schulleiterin Susanne Schmerbauch fühlte sich erneut vertröstet. Sie leitet seit 22 Jahren die Schule, schon damals sei es kein modernes Gebäude mehr gewesen. Der Bau stammt aus dem Jahr 1968. Auf der Schulkonferenz konnten ihrer Meinung nach die Sicherheitsbedenken der Eltern nicht ausgeräumt werden. Das habe auch das Gutachten nicht geschafft.
Die Pläne, jetzt unheimlich viel in das Schulgebäude zu investieren, obwohl man weiß, dass es in vier Jahren abgerissen werden soll, hat auch bei allen Unverständnis hervorgerufen. Susanne Schmerbauch, Schulleiterin |
Im Januar soll es einen neuen Termin geben, wo sich über erste Erkenntnisse ausgetauscht werden soll. Laut Schulleiterin Schmerbauch wird gegenübergestellt, welche Sanierungsleistungen noch nötig sind, um die nächsten vier Jahre gut untergebracht zu sein und demgegenüber die Alternative, in einem fremden Gebäude untergebracht zu werden.
MDR (vle/pvk)