Am Landgericht Erfurt beginnt ein Mordprozess gegen einen Mann. Er soll in Erfurt einen 39-Jährigen mit einer Pumpgun erschossen haben.

Thüringen Mordprozess in Erfurt gestartet: Mann soll Bekannten mit Pumpgun erschossen haben

Stand: 23.12.2024 11:45 Uhr

Der Erfurter Prozess um tödliche Schüsse am Roten Berg ist am Montag nach der Anklageverlesung unterbrochen worden. Wegen Mordes steht ein 48 Jahre alter Erfurter vor Gericht. Er soll einen 39-Jährigen Bekannten im Juni mit mehreren Schüssen aus einer Schrotflinte getötet haben. Laut Staatsanwaltschaft waren Drogen, Liebe, Eifersucht, Rache im Spiel: Seine Freundin hatte einen neuen Freund. Der Angeklagte nannte einen anderen Grund, warum der 39-Jährige gestorben sei.

Von MDR THÜRINGEN

Ein Mann soll mit einer Pumpgun einen Bekannten im vergangenen Sommer in einem Wohnviertel in Erfurt unter freiem Himmel erschossen haben. Die Tat habe er dem späteren Opfer zuvor auch angekündigt, hieß es in der zum Prozessbeginn am Montag am Landgericht Erfurt verlesenen Anklage.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen vor, sich an einem Juniabend bewaffnet aufgemacht zu haben, um den Bekannten zu töten. Als er diesen in Begleitung dessen Hundes fand, habe er zunächst zwei Schüsse auf den 39-Jährigen abgegeben. Dabei sei der Mann am Rücken und der Hund am Kopf getroffen worden. 

Als der Angeschossene Schutz hinter einem Auto gesucht habe, soll ihn der Angeklagte mit einem dritten Schuss in den Rücken getötet haben. Danach habe der Mann die Waffe, Munition und die getragene Kleidung versteckt.

Staatsanwaltschaft: Streit um Frau als Grund

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord vor. Hintergrund der Tat soll der Streit um eine Frau gewesen sein. Der Angeklagte habe die Gunst einer 22-Jährigen zurückgewinnen wollen, die zum Tatzeitpunkt mit dem Opfer zusammen war, hieß es in der Anklage. 

Auch der Angeklagte meldete sich mehrfach selbst zu Wort. Er erklärte etwa, dass der 39-Jähriger aus seiner Sicht an einer Überdosis des Schmerz- und Betäubungsmittel Fentanyl gestorben sei.

Zudem sei der Angeklagte unzufrieden mit seinem Verteidiger und erklärte, selbst Anträge stellen zu wollen und sich möglicherweise auch im Prozessverlauf äußern zu wollen. Gegen seinen Anwalt habe der Verdächtige Strafanzeige erstattet. Den genauen Grund dafür nannte der Mann nicht. Verhandlungstermine sind bis in den Mai 2025 angesetzt.

Was die Verhandlung erschweren könnte: Der Aufenthalt einiger Zeugen ist unbekannt. Auch die Ladung für die Frau, die der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft zurückgewinnen wollte, sei ans Gericht zurückgekommen, sagte der Vorsitzende Richter Markus von Hagen.

Drei Polizisten stehen vor einem Gebäude hinter einer Absperrung

Polizisten stehen im Sommer 2024 in Erfurt hinter einer Absperrung. Hier wurde zuvor ein Mann erschossen. Einen Tag vor Weihnachten beginnt der Prozess gegen einen Tatverdächtigen. (Archivfoto)

Waffe nicht gefunden, Hund gerettet

Der Fall hatte im Sommer viel Aufsehen erregt, auch weil die Polizei mehrere Tage nach dem Angeklagten gesucht hatte, bis er schließlich in der Innenstadt von Erfurt festgenommen wurde. Die Suche nach der Tatwaffe sei dagegen verlaufen, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Kästner-Hengst am Rande der Verhandlung.

Rückstände der verschossenen Patronen konnten aber einer Waffe zugeordnet werden - ein italienisches Modell, mit dem der Angeklagte zuvor schon geübt haben soll. Die für die Ermittlung wichtigen Projektile seien etwa bei einer Operation des Hundes entnommen worden. Mit dem Eingriff wurde auch das Leben des Mischlings gerettet.

Das Gericht hatte das Verfahren noch kurz vor Weihnachten eröffnet, um Fristen einzuhalten. Nachdem die Anklage verlesen wurde, wurde der Prozess wieder unterbrochen.

MDR (kir/rom)/dpa