
Thüringen 500 Jahre Bauernkrieg: Ausstellung in Thüringen räumt mit Klischees auf
Das Deutsche Burgenmuseum in Thüringen bietet einen frischen Blick auf den Bauernkrieg. Am Sonntag wurde auf der Veste Heldburg die Sonderausstellung "1525. Bauernkrieg im Henneberger Land" eröffnet, die Teil eines größeren Projektes von insgesamt fünf Museen der Region ist. Darin soll auch mit einigen Klischees über einen der blutigsten Aufstände in der deutschen Geschichte vor 500 Jahren aufgeräumt werden.
- Im Deutschen Burgenmuseum auf der Veste Heldburg ist am Sonntag eine Sonderausstellung zum Bauernkrieg eröffnet worden.
- Die Schau will auch mit einigen Klischees aufräumen und speziell die Rolle von Burgen im Bauernkrieg beleuchten.
- Die Sonderausstellung ist Teil eines gemeinsamen Projektes, an dem sich insgesamt fünf Museen in Südthüringen und Franken beteiligen.
Im Deutschen Burgenmuseum auf der Veste Heldburg ist am Sonntag ein besonderes Ausstellungsprojekt gestartet. Unter dem Titel "1525. Bauernkrieg im Henneberger Land" beteiligen sich daran insgesamt fünf Museen der Region, die vor 500 Jahren Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen war. Die Henneberger Grafen herrschten damals zwischen Main und Werra im heutigen Südthüringen und nördlichen Franken.

Auf der Veste Heldburg in Südthüringen lädt das Deutsche Burgenmuseum zum Besuch.
Mit dabei sind neben der Veste Heldburg auch Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, das Hennebergische Museum Kloster Veßra, das Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden und das Henneberg-Museum im fränkischen Münnerstadt. In den Sonderausstellungen konzentrieren sich die jeweiligen Häusern auf die Themen Bauern, Burgen, Klöster, Städte und Herrschaft.
Geschichte entdecken: "Nicht nur Bauern mit Dreschflegel"
Wie Wilfried Keil vom Museum in der Veste Heldburg im Gespräch mit MDR KULTUR erklärt, soll die Sonderausstellung im Deutschen Burgenmuseum deutlich machen, wie die damaligen Bauernheere aussahen: "Dabei setzen wir uns mit einigen Klischees auseinander." So sind im Ausstellungsraum in der ehemaligen Remise zum Beispiel Waffen von Bauern zu sehen, darunter ein umgebauter Dreschflegel etwa oder eine umgeschmiedete Sense.
Dazu betont Keil, dass nicht nur Bauern zu den Aufständischen gehörten: "Es waren nicht nur Bauern, sondern auch Handwerker, Händler, Bürger aus allen Schichten, auch Geistliche. Und mancher hatte zuvor als Landsknecht gekämpft." Landsknechte seien wiederum Söldner mit eigener Ausrüstung gewesen. Zumindest ein Schwert oder eine Hellebarde gehörten dazu, wie Keil weiter ausführt. "Und die haben sie auch benutzt."
Keil ist seit November 2023 Leiter des Deutschen Burgenmuseums und stellt mit der Schau die erste, selbst konzipierte Ausstellung vor.

Auch ein Modell von Dürers Säule zum Bauernkrieg ist in der Sonderausstellung im Deutschen Burgenmuseu auf der Veste Heldburg zu sehen.
Im Henneberger Land war der sogenannte Werrahaufen unterwegs, auch der Bildhäuser Haufen – jeweils 10.000 bis 12.000 Mann starke Verbände, befehligt von Hauptmännern mit Kriegserfahrung. Den Aufständischen ging es um die Wiedereinsetzung von Rechten, die noch im Hochmittealter gegolten hatten: Um die Nutzungsrechte von Weiden zum Beispiel, um Holz- und Jagdrechte. Aber auch um Grundsätzliches wie die Befreiung von Leibeigenschaft, Frondienst oder willkürlichen Strafen. Dabei bezogen sie sich in ihren Forderungen ausdrücklich auf die Bibel als Heilige Schrift.
Burgen als Ziele: "Archive bewusst zerstört"
Ein umherziehendes Heer dieser Größe hatte vor allem ein Versorgungsproblem, wie Keil weiter erklärt. Deshalb seien die Vorräte von Klöstern geplündert worden. Burgen seien hingegen nur gelegentlich überfallen worden, weil es dort im Allgemeinen nichts zu holen gab. Zugleich nennt Keil ein interessantes Gegenbeispiel mit dem Schloss Meinburg bei Schweinfurt, das auch Amtssitz der Grafen von Henneberg war. "Dort lag ein Teil des Hennebergischen Archivs, das in Teilen bewusst zerstört worden mit der Idee, Unterlagen wie zum Beispiel Schuldscheine zu vernichten."

Wie die Bauern kämpften, zeigt die Schau auch anhand eines Dioramas mit Belagerungsschanze in der Sonderausstellung zum Bauernkrieg.
An einem Modell der Wallenburg bei Schmalkalden kann man sehen, wie die schwach besetzten Burgen auf ihre Befestigungsanlagen vertrauten. In einem Diorama werden Belagerungstechniken und -waffen gezeigt. Allerdings wurde die Zahl der angeblich niedergebrannten Burgen stark übertrieben – das lag an den Schadenersatzprozessen, die es nach der Niederschlagung der Bauernaufstände gab, wie in der Ausstellung erklärt wird. Für detailliert belegte Zerstörungen konnte von den Untertanen Wiedergutmachung gefordert werden. In dem einen oder anderen Fall wurde der Schaden wohl übertrieben und auf diesem Weg so manche Burg ausgebaut.

In der Ausstellung ist ein Modell der Burgruine Wallenburg zu sehen.
Bauernkriegs-Panorama: Rundreise durch Museen in Südthüringen
Die Sonderschau auf der Veste Heldburg fügt sich wunderbar ein in die Dauerausstellung des Deutschen Burgenmuseums. Zum Beispiel kann man jetzt an der Artustafel Belagerungstechniken aus der Bauernkriegszeit spielerisch nachstellen. Und wer sich aufmacht zu einer Rundreise durch die Museen in Südthüringen, der erhält ein anschauliches Gesamtbild zum Bauernkrieg im Henneberger Land.

Blick in die Dauerausstellung im Deutschen Burgenmuseum in Thüringen
In Thüringen wird ab Ende April außerdem mit einer Kunstausstellung im Panoramamuseum Bad Frankenhausen und mit einer dreiteiligen kulturhistorischen Ausstellung in Mühlhausen unter dem Titel "freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg" an das Jubiläum erinnert. Dort wurde vor einer Woche die Dürer-Säule als neues Denkmal enthüllt.
Quelle: MDR KULTUR (Sabine Frank), Redaktionelle Bearbeitung: ks
"1525. Bauernkrieg im Henneberger Land" Ein Ereignis – Fünf Perspektiven in fünf Sonderausstellungen - Service-Infos für Ihren Besuch
Bauern, 10.04. bis 19.10.2025, Henneberg-Museum Münnerstadt
Burgen, 14.04. bis 02.11.2025, Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg
Klöster, 18.04. bis 19.10.2025, Hennebergisches Museum Kloster Veßra
Städte, 27.04. bis 05.09.2025, Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden
Herrschaft, 03.05. bis 09.11.2025, NaturHistorisches Museum Schloss Bertholdsburg Schleusingen
Fachtagung des Stadtarchivs Schweinfurt, 24./25. Januar 2025

Bauernkrieg im Henneberger Land - Poster zu den Sonderausstellungen in Bayern und Thüringen Quelle / Rechte: Die Museeen Bis 2026 themenbezogen
Deutsches Burgenmuseum: Service-Infos für Ihren Besuch
Deutsches Burgenmuseum
Veste Heldburg
Burgstraße 1
98663 Heldburg
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag; Montag geschlossen 10 bis 17 Uhr November
Dezember und März: Dienstag bis Sonntag; Montag geschlossen 10 bis 16 Uhr Januar und Februar: Samstag und Sonntag 10 bis 16 Uhr
Doku-Highlights und Veranstaltungen zum Bauernkrieg: Tipp für Audiothek & Mediathek
Im Jahr 2025 jährt sich der Bauernkrieg und der Todestag des mitteldeutschen Reformators Thomas Müntzer zum 500. Mal. Daran erinnert der MDR mit diesen Angeboten:
Podcast, Dokumentation und Dialogevent
Vor 500 Jahren brennen in weiten Teilen Deutschlands Kirchen, Klöster und Burgen. Zehntausende Aufständische ziehen damals in den Krieg. Sie fordern von Adel und Kirchenmacht bessere Lebensbedingungen, mehr Gerechtigkeit – und Freiheit! Der vierteilige Podcast "Das war der Bauernkrieg" (MDR/SWR/BR) arbeitet die Ereignisse auf, stellt regionale Bezüge her, lässt namhafte Historiker zu Wort kommen und nimmt auch die erinnerungspolitische Dimension in den Blick. Ab dem 28. Februar in der ARD Audiothek.
Wie alle Kriege wird der Bauernkrieg meist als Geschichte von Männern erzählt. Die Dokumentation "Die Frauen des Bauernkriegs" (Yellow Table Media/ARTE/MDR/SWR/PRE-TV) legt den Fokus auf die Frauen, die damals den Kampf für Freiheit und Mitbestimmung aufnahmen. Sie blieben Jahrhunderte fast vergessen – und sind doch als Role Models für engagierte Frauen unserer Tage zu lesen. Die Dokumentation ist am 10. Mai auf ARTE und am 18. Mai um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen und in der ARD Mediathek zu sehen. Geplant ist eine außergewöhnliche Dialogveranstaltung im Sendegebiet mit Einblicken in Doku und Podcast.
Musikalische Events und Live-Übertragungen
Mit zwei Konzerten in Stolberg, der Geburtsstadt Thomas Münzers, gedenkt der MDR-Musiksommer den vielfältigen Jubiläums-Aktivitäten rund um den Bauernkrieg. Bei MDR KULTUR wird zudem der Gedenkgottesdienst aus Bad Frankenhausen am 18. Mai übertragen. Darüber hinaus überträgt der MDR für die ARD den Gottesdienst zum Reformationstag (31. Oktober) aus Allstedt, der ebenfalls den Bauernkrieg thematisiert.