
Schleswig-Holstein Wilderei im Kreis Pinneberg: Rehe verenden qualvoll
In letzter Zeit gibt es im Kreis Pinneberg vermehrte Fälle von Jagdwilderei. Auch andere Regionen melden einen Anstieg. Für die Tiere bedeutet die oft unprofessionelle Tötung eine lange Quälerei.
Bei Ellerbek (Kreis Pinneberg) hat es innerhalb von einer Woche zwei Fälle von Jagdwilderei gegeben. Das gab die Kreisjägerschaft Pinneberg jetzt bekannt. Die unbekannten Täter haben laut Jagdaufseher in der Ellerbeker Feldmark zwei Rehe mit Schüssen verletzt, allerdings nicht tödlich. Deshalb seien die Tiere noch verletzt geflüchtet und anschließend qualvoll verendet.
Schon seit Jahren hörten rund um Ellerbek Jäger und Anwohner nachts immer wieder Schüsse, so die Kreisjägerschaft. Trotz eingesetzter Nachtsichtgeräte und Scheinwerfer seien aber bisher nie verdächtige Personen gesehen worden.
Fälle der Jagdwilderei in SH häufen sich
- Im gesamten vergangenen Jahr gab es nach offiziellen Angaben 13 Fälle von Jagdwilderei im Kreis Pinneberg. In diesem Jahr sind es bereits zwölf.
- Ähnliche Zahlen meldet der Kreis Herzogtum Lauenburg. Im Kreis Stormarn sind es bisher fünf Fälle.
- Im Kreis Segeberg gab es laut Polizei in diesem Jahr bereits zwei Fälle, so viel wie im gesamten letzten Jahr.
- In den Kreisen Nordfriesland sowie Schleswig-Flensburg gab es in diesem Jahr keine bestätigten Fälle, so die Kreisjägerschaft. Auch in der Vergangenheit habe es demnach in Schleswig-Flensburg durchschnittlich weniger als einen Vorfall im Jahr gegeben.
Dunkelziffer unter Umständen höher
Die Dunkelziffer könnte allerdings noch höher liegen. Denn, so die Kreisjägerschaften, wenn es die Wilderer auf das Fleisch abgesehen hätten, würden sie die getöteten Tiere direkt mitnehmen. Die Wilderei würde also nicht auffallen. Außerdem müssten tote Tiere sofort untersucht werden, um die genaue Todesursache ermitteln zu können, erklärt Christian Schadendorf von der Kreisjägerschaft Pinneberg.

Christian Schadendorf von der Kreisjägerschaft in Pinneberg schätzt, dass einige Wilderer zum Spaß mit Pfeil und Bogen Jagd auf Rehe machen.
Jagd mit Pfeil und Bogen: Wilderei aus Spaß?
Neben Schusswaffen könnten die Wilderer auch freiverkäufliche Sportwaffen verwenden, vermutet Schadendorf. Nach seiner Einschätzungen ist es möglich, dass einige Wilderer die Rehe nur zum Spaß jagen und mit Pfeil und Bogen auf sie schießen. Dabei würden die Rehe nicht so verletzt, dass sie sofort verenden, sondern erst später sterben.
Tiere verenden durch unprofessionelle Jagd qualvoll
Vor Kurzem gab es laut den Jägern einen besonders drastischen Fall: Ein Landwirt habe eine tote Ricke gefunden. Durch einen Bauchschuss sei nicht nur sie, sondern auch das ungeborene Rehkitz getötet worden. Ein Bauchschuss ende nicht sofort tödlich, sodass sich das Reh eine Deckung suche und dann dort qualvoll über Stunden oder Tage verende, erklärt die Kreisjägerschaft Pinneberg.
Auch die Polizei erhöht Präsenz
Die Kreisjägerschaft hat auf die jüngsten Entwicklungen reagiert: "Wir versuchen unsere Präsenz deutlich zu erhöhen. Auch in der Nacht, wo sonst keiner unterwegs ist". Außerdem haben sie die Polizei eingeschaltet, erklärt Schadendorf weiter. Die Polizei habe zugesagt, ihre Patrouillenfahrten in der Feldmark zu erhöhen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 30.05.2025 | 19:30 Uhr