
Schleswig-Holstein Kieler Woche 2025: Sicherheit durch mehr Polizei, Barrieren und Kameras
Die Kieler Woche steht bevor, für zehn Tage verwandelt sich die Stadt in ein riesiges Event. Ein besonderer Fokus liegt klar auf dem Thema Sicherheit - eine Mammutaufgabe für die Verantwortlichen.
Die Vorbereitungen für die Kieler Woche (21. bis 29. Juni 2025), auch KiWo genannt, laufen auf Hochtouren. Mehr als drei Millionen Menschen werden dann wieder in Kiel erwartet. Angesichts der Dimensionen rückt eine zentrale Frage in den Fokus:
Wie kann eines der größten Volksfeste Deutschlands sicher gestaltet werden?
Die Eckdaten könnten kaum herausfordernder sein: Hunderte Konzerte in der ganzen Stadt, zehn Tage lang dichtes Gedränge, Alkohol in Massen und keine Einlasskontrollen - ein Kraftakt für alle Beteiligten. Jetzt hat die Stadt mitgeteilt, mit welchen Maßnahmen sie die Sicherheit auf der KiWo gewährleisten wollen. Man habe unter anderem gemeinsam mit der Polizei das Sicherheitskonzept aus dem Vorjahr erweitert und der aktuellen Lage angepasst, so Philipp Dornberger, Chef des Kieler-Woche-Büros.
Ich gehe sehr beruhigt in die Kieler Woche und freue mich darauf. Aber ich weiß auch, dass es für alle ein hartes Stück Arbeit werden wird, damit alle sicher und entspannt feiern können."
— Philipp Dornberger, Referatsleiter der Kieler Woche
Ein Blick auf das Schutzkonzept:
Schutz vor Autos ein wesentlicher Aspekt
Die ersten Vorboten des 60.000 Euro teuren Sicherheitskonzepts sind bereits sichtbar: Tonnenschwere sogenannte "Bigbags" stehen aufgereiht an verschiedenen Orten der Stadt. Seit mehreren Jahren gehören sie bei öffentlichen Großveranstaltungen fest zum Stadtbild dazu. Gerade mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Magdeburg, Liverpool oder München, bei denen Autofahrer in Menschenmengen gerast waren, ein Schwerpunkt auch für die Veranstalter der KiWo.
Um diese Gefahrenquelle zu minimieren, wurde das Konzept dahingehend nochmal angepasst. Ein Mix aus festen und mobilen Barrieren, massiven Zufahrtssperren und modernen Pollern soll die Besucherinnen und Besucher der KiWo schützen, erklärt Daniel Lorenzen, stellvertretender Referatsleiter des Kieler-Woche-Büros. Auch Straßensperren seien vereinzelt vorgesehen. Für ein Volksfest dieser Größe sei der Schutz allerdings nur in bestimmten Bereichen möglich und nicht in der ganzen Stadt, so Lorenzen. Konkret geht es dabei um die ausgewiesenen Eventflächen: Das sind zum Beispiel die Bereiche rund um die Bühnen, aber auch der Jahrmarkt an der Hörn oder die Spiellinie.

Rund 350 "Bigbags" und weitere Barrieren sollen ihren Teil dazu beitragen, die Besucherinnen und Besucher der Kieler Woche davor zu schützen, dass Autos ungewollt auf Eventflächen gelangen.
Mehr Polizeipräsenz auf der Kieler Woche
Messerattacken - auch sie bestimmten zuletzt immer wieder die Debatte um öffentliche Sicherheit. Erst vergangene Woche kam es im Kieler Stadtteil Gaarden zu mehreren Messerangriffen, fünf Menschen wurden dabei schwer verletzt. Ein 17-jähriger Tatverdächtiger sitzt jetzt in U-Haft. Kurz davor verletzte eine Frau 18 Menschen am Hamburger Hauptbahnhof mit einem Messer, mehrere davon lebensgefährlich. Die Polizei legt besonderen Wert darauf, solche Taten in Kiel zu verhindern. Deshalb sollen zur Kieler Woche je nach Situation mehr uniformierte Beamtinnen und Beamte in der Fläche eingesetzt werden, als in den Jahren davor. Sie sollen Präsenz zeigen und somit das Sicherheitsgefühl in der Stadt erhöhen. Unterstützt wird die Kieler Polizei unter anderem von umliegenden Polizeidirektionen und der Bereitschaftspolizei.
Keine Waffen und Messer auf öffentlichen Veranstaltungen
Daniel Lorenzen betont: Laut Verordnung herrscht in Schleswig-Holstein, wie auch im ÖPNV, ein striktes Waffen- und Messerverbot auf öffentlichen Veranstaltungen. Das heißt, alle Arten von Waffen und Messern sind auf dem gesamten Gebiet der Kieler Woche und den Wegen dazwischen verboten. Für die Veranstalter sei es allerdings trotzdem eine schwierige Situation, so Lorenzen: Denn auf dem Fest gibt es keine festen Einlasskontrollen. Die Polizei will deshalb verstärkt stichprobenartig kontrollieren, erklärt er. Dabei arbeiten die Beamten mit den Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes zusammen. So sollen potenzielle Gefahrenquellen schon frühzeitig erkannt und beseitigt werden.
Elf Kameratürme haben die KiWo im Blick
Wie schon 2024 setzen die Veranstalter erneut auf Überwachungskameras auf dem gesamten Areal. Mit insgesamt elf Kameratürmen sollen die Massen im Blick behalten werden. Die Live-Aufnahmen laufen im sogenannten Lagezentrum zusammen, wo Vertreter von Stadt, Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt die Eventareale überwachen. "Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Crowd-Management, das heißt die gezielte Führung der Massen. Wir können gucken: Wo entstehen enge Räume? Wo entstehen Gefahren?", so Lorenzen. Vor allem die Wege zu den großen Veranstaltungsflächen wolle man genau beobachten. Ergänzt würden die Bilder durch Drohnenaufnahmen von Feuerwehr und Polizei. Alle privaten Drohnenflüge über die KiWo seien strengstens verboten, betonen die Veranstalter.
Durch die Video-Überwachung würden außerdem Gefahrenquellen früh erkannt und Risiken besser eingeschätzt werden, sagt Lorenzen. Im Ernstfall könnten Einsatzkräfte zu Orten geschickt werden, wo jemand akut Hilfe benötige. Die Aufnahmen würden für 72 Stunden ohne Verpixelung zwischengespeichert. Zugriff darauf habe allerdings nur die Polizei, um eine vermeintliche Straftat aufzuklären, erklärt er weiter. Man wolle dadurch verhindern, dass die Daten missbräuchlich verwendet werden.

Elf Kameratürme sollen helfen, die Massen auf den Kieler Wochen im Blick zu behalten. Die Live-Bilder laufen im Lagezentrum zusammen.
Die Stadt hat die Kameraüberwachung eng mit dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) abgestimmt. Wie Marit Hansen, Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, gegenüber NDR Schleswig-Holstein erklärt, sind unverpixelte Aufnahmen laut Landesverwaltungsgesetz bei öffentlichen Großveranstaltungen möglich, sofern zum Beispiel eine "erhöhte Gefährdungslage" vorliegt. Dafür sei im Vorfeld der Veranstaltung allerdings eine Einschätzung des Sicherheitsrisikos durch die Veranstalter notwendig. Ist dies gegeben, sei das rechtlich kein Problem, so Hansen.
Einbahnstraßenregelung soll Panik und Stau vorbeugen
Nach den Erfahrungen aus den Vorjahren soll es auch auf der KiWo 2025 eine feste Einbahnstraßenregelung zwischen Ostseekai und Reventloubrücke geben: Täglich ab 18 Uhr werden die Besucherströme, die vom Süden aus in den Norden kommen, über den Düsternbrooker Weg geleitet. Der Weg direkt am Wasser bleibt in dem Abschnitt somit für alle anderen offen, die in südliche Richtung unterwegs sind. Diese Regelung werde lagebedingt angepasst, heißt es von Lorenzen. Im Zweifel könnte auch das ganze Areale zeitweise abgesperrt werden.
Live-Karte zeigt Überfüllung bei der Kieler Woche 2025 an
Eine weitere Maßnahme zur Besucherlenkung: Die Stadt hat auf ihrer Webseite eine Übersichtskarte erstellt, auf der quasi live per Ampelsysstem angezeigt werden soll, wie voll die jeweiligen Veranstaltungsorte im Moment sind oder ob Areale bereits wegen Überfüllung geschlossen wurden. So können Besucherinnen und Besucher im Vorfeld entscheiden, wo sie hingehen werden, heißt es als Erklärung.

2023 kam es im Bereich zwischen Reventloubrücke und Ostseekai zu dichtem Gedränge, nix ging mehr. Im vergangenen Jahr wurde deshalb eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet - so auch in diesem Jahr.
Rückzugsort für alle, die Hilfe brauchen
Wem die Enge der Massen zu viel wird oder wer sich wegen einer bestimmten Situation unwohl und alleingelassen fühlt, kann auch in diesem Jahr wieder Schutzbereiche der Initiative Saferspaces aufsuchen. Die dortigen Awareness-Teams sind geschult und unterstützen bei Grenzüberschreitungen, Diskriminierungen oder Überforderungen. Erkennbar sind sie an ihren lilafarbenen Westen.
Drei Teams sind außerdem mobil auf der KiWo unterwegs. Sie könnten innerhalb kürzester Zeit überall auf dem Gelände sein und sollen einschreiten, bevor brenzlige Situationen eskalieren, erklärt Lorenzen. Wer Hilfe braucht, könne sie über QR-Codes rufen, die auf dem ganzen Festivalgelände verteilt sind. Die Awareness-Teams übernehmen allerdings nicht die Aufgabe der Sicherheitskräfte und der Polizei. In akuten Notfällen und bei medizinischen Problemen solle der Notruf 112 oder 110 gewählt werden, so die Veranstalter.
So schützt man sich vor Taschendiebstählen
Viele Besucher, enges Gedränge sowie eine Menge Bargeld - beste Voraussetzungen für Taschendiebe. Im vergangenen Jahr war die Zahl der registrierten Diebstähle auf der KiWo allerdings rückläufig: Wurden 2023 laut Polizei noch etwa 50 Taschen und Portemonnaies gestohlen, waren es 2024 nur noch 20.
Die Polizei gibt folgende Tipps, um sich besser vor Taschendieben zu schützen:
- Bargeld sowie Geldkarten immer in verschiedenen Innentaschen und eng am Körper tragen
- Hand- und Umhängetaschen immer verschlossen halten und auf der Vorderseite tragen
- Brustbeutel, Gürteltasche oder angekettete Geldbörse benutzen
- Taschendiebe meiden meist den direkten Blickkontakt und halten eher nach Beute Ausschau
- Taschen und Rucksäcke nicht unbeaufsichtigt ablegen, vor allem nicht in der Menschenmenge
Sicherheit auf der Kieler Woche: Fazit der vergangenen Jahre
Wie sicher ist also die Kieler Woche? In den vergangenen Jahren habe sich das zehntägige Event meist als verhältnismäßig ruhig und harmonisch präsentiert, heißt es von der Polizei. Die Beamten zogen nach Abschluss der Veranstaltungen meist ein positives Fazit.
So verzeichnete die Polizei 2024 rund 140 Straftaten im Rahmen der Kieler Woche - und das bei mehr als dreieinhalb Millionen Gästen, betonen die Beamten. Somit lag die Zahl, trotz etwas weniger Besuchern, auf dem Niveau des Vorjahres. Bei den meisten Einsätzen sei es um körperliche Auseinandersetzungen und Streitereien gegangen. Laut der Polizei insgesamt ein Zeichen dafür, dass das Sicherheitskonzept der Vorjahre aufgegangen ist.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.06.2025 | 19:00 Uhr