Schleswig-Holstein Keine Busstreiks mehr: Fahrer sagen Ja zu Tarifabschluss in SH
Seit Oktober wurde gestreikt, jetzt ist der Arbeitskampf im privaten Busgewerbe zwischen den Omnibusverband Nord (OVN) und der Gewerkschaft Ver.di beendet. Dessen Mitglieder haben in einer Urabstimmung dem neuen Tarifkompromiss zugestimmt.
85,5 Prozent der Ver.di-Mitglieder stimmten nach Angaben der Gewerkschaft dem Angebot der Arbeitgeber zu. Knapp eine Woche hatten sie Zeit, über den ausgehandelten Kompromiss zu entscheiden. Damit steht fest, dass Schülerinnen und Schüler sowie Berufspendler in Schleswig-Holstein nicht mehr mit Streikaktionen rechnen müssen.
Inflationsausgleich und Lohnplus für die Beschäftigten
Die Beschäftigten der privaten Busunternehmen erhalten durch den neuen Tarifvertrag nun eine Inflationsausgleichsprämie von 850 Euro und mehr Lohn: 11,2 Prozent mehr, gestaffelt in drei Stufen bis Ende 2026. Die Arbeitgeber sprechen von einem schmerzlichen Abschluss. Zufriedenheit hingegen bei Ver.di: "Die Beschäftigten der privaten Omnibusunternehmen im Land haben mit den Streiks bewiesen, dass gewerkschaftlicher Zusammenhalt und Stärke immer mehr zum Alltag werden, um auch künftig Angriffe auf gute Arbeit und gute Löhne im ÖPNV abzuwehren", sagte Sascha Bähring, Verhandlungsführer für Ver.di Nord. Gleichzeitig fordert die Gewerkschaft nach den Erfahrungen im aktuellen Tarifstreit, den ÖPNV im Land neu auszurichten. Landesweit sollten alle Busunternehmen, privat und kommunal, in einen gemeinsamen Tarifvertrag überführt werden. Nur so könnte mit den Auftraggebern direkt verhandelt werden, argumentiert Ver.di.
Diese Idee schließt den Arbeitgeberverband der privaten Unternehmen - den Omnibusverband Nord - aus und stößt bei Geschäftsführer Joachim Schack auf Kritik: "Das ist eine Unverschämtheit, ehrlich gesagt. Und es ist auch ein Angriff auf die Tarifautonomie. Auch wir können uns unseren Tarifpartner nicht aussuchen. [...] Wir stehen für die ganzen Unternehmen, gerade im ländlichen Raum. Und das sind bei weitem nicht Kleinstunternehmen, sondern mittelständische, familiengeführte Unternehmen, die sich auch deutlich angegriffen fühlen durch solche Aussagen."
Aufgekündigter Tarifvertrag war Auslöser der Streiks
Eigentlich hatten sich der Omnibusverband Nord und die Gewerkschaft Ver.di schon längst auf einen Tarifvertrag geeinigt. Doch Ende September kündigte der OVN die Vereinbarung einseitig wieder auf. Die Beschäftigten reagierten mit Streiks. Die Vertreter der privaten Busunternehmen begründeten den Schritt damit, dass die Landesregierung eigentlich zugesagtes Geld für den ÖPNV wieder gestrichen hatte. Zum OVN gehören nach eigenen Angaben zurzeit mehr als 90 private Busunternehmen aus Schleswig-Holstein und Hamburg mit insgesamt etwa 1.800 Bussen. Dazu gehören die Autokraft, Transdev (Rohde), die Sylter Verkehrsgesellschaft und die Verkehrsgesellschaft Südholstein.
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10.12.2024 | 12:00 Uhr