Schleswig-Holstein Homeoffice: Trend geht wieder mehr zum Büro
Viele Unternehmen in Schleswig-Holstein fordern wieder etwas mehr Präsenz. Experten und Arbeitgeber sind sich aber einig: Der liebgewonnene Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden bleibt und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Den Kindern kurz Brote schmieren und dann wieder zurück in die Video-Konferenz - das Homeoffice ist für viele Menschen in Schleswig-Holstein nicht mehr wegzudenken. Dabei begann der Boom in Krisenzeiten: Während Corona mussten etliche Menschen aus Infektionsschutzgründen von zu Hause aus arbeiten. Dann ging die Pandemie, das Homeoffice aber blieb und hat sich als feste Größe in unserer Arbeitswelt etabliert. Allerdings wollen viele Betriebe auch in Schleswig-Holstein ihre Beschäftigten offenbar wieder häufiger vor Ort im Büro sehen. Wie der Geschäftsführer des Unternehmensverbandes UV Nord, Sebastian Schulze, auf NDR Nachfrage berichtet, gehe der Trend aktuell "von drei Tagen Homeoffice hin zu ein bis zwei Tagen pro Woche."
Unternehmen: Mehr Präsenz, mehr Vorteile
Wenn die Beschäftigten wieder öfter in der Firma sind, ist das laut Schulze nicht nur gut für das kollegiale Miteinander, sondern auch für den Erfolg der Betriebe: "Die Unternehmen merken natürlich, dass Gespräche im Flur oder am Kaffeeautomaten, bei denen Innovationen angeschoben und neue Ideen entwickelt werden, zu kurz kommen, wenn zu viele Beschäftigte im Homeoffice sind." Außerdem, so der UV-Nord-Chef, könnten Beschäftigte bei mehr Präsenz im Büro stärker voneinander lernen und Auszubildende besser betreut werden. Gleichzeitig zeigen Studien: Einige Führungskräfte schreiben mehr Präsenz auch deshalb vor, weil sie wieder verstärkt Kontrolle über die Beschäftigten haben wollen.
Unternehmen wünschen sich wieder mehr Mitarbeitende im Büro.
Homeoffice wichtig bei Mitarbeitergewinnung
Die Reduzierung von Homeoffice-Tagen scheint allerdings nicht überall gut anzukommen. "Wir hören schon, dass es da auch Widerstände auf Seiten der Arbeitnehmenden gibt", erzählt Sebastian Schulze. Er höre aber nicht, "dass man miteinander bricht, sondern dass Chefs und Angestellte im Gespräch die richtigen Wege finden." Denn die Arbeitgeber wissen, dass sie in Zeiten von Fachkräftemangel für Arbeitnehmer attraktiv sein müssen. Und dazu gehören vor allem flexible, hybride Arbeitsmodelle inklusive Homeoffice, um zum Beispiel Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren zu können. Unternehmensverband wie Arbeitsmarktforschende sind sich daher einig, dass das Homeoffice auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken ist.
Sollten sich Mitarbeitende in der Homeoffice-Frage dennoch benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlen, empfiehlt der Deutsche Gewerkschaftsbund den Angestellten, sich sofort an den Betriebsrat zu wenden. Vermehrt Hilferufe hätten die Gewerkschaften aber bislang nicht erreicht, so ein Sprecher des DGB Nord.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.12.2024 | 08:00 Uhr