Schleswig-Holstein Geschenke für Seeleute: Seemannsmission Kiel sorgt für Weihnachtsstimmung
Um die 27.000 Frachtschiffe fahren jedes Jahr durch den Nord-Ostsee-Kanal - auch an den Weihnachtsfeiertagen. Ehrenamtliche der Kieler Seemannsmission beschenken die Seeleute an der Kieler Schleuse.
Es ist kalt, grau und windig - ein Dezembertag an der Holtenauer Schleuse. Beim letzten Tageslicht stehen Martina Drexler, Kirsten Keller und Sanny Boy Fajutrao von der Kieler Seemannsmission an den Schleusentoren - voll bepackt mit bunten Geschenketüten. Darin ist alles, was Seeleute brauchen könnten: "Also, wir haben Süßigkeiten, Vitamintabletten, Duschmittel und auch Suppen - das mögen die Leute von den Philippinen sehr gerne. So Kleinigkeiten halt", erzählt Kirsten Keller. Heute gibt es noch große Schokoladenweihnachtsmänner dazu.
Geschenkeverteilen muss schnell gehen
Zweimal pro Woche verteilen die Ehrenamtlichen in der Weihnachtszeit solche Geschenketüten. Wann das nächste Schiff kommt, wissen Sie wissen nie ganz genau - aber heute müssen sie nicht lange warten. Das Containerschiff "Rauma" macht in der Schleuse fest. An Bord arbeiten Filipinos und Ukrainer auf engstem Raum - regelmäßig sind sie von Hamburg nach Klaipeda unterwegs. Ein Seemann kommt für ein kurzes Gespräch an Land, geführt auf englisch: "Hallo, guten Tag, Willkommen in Kiel. Wir haben Geschenke für euch, für Weihnachten. Wir hoffen, ihr bleibt gesund und habt eine gute Reise. - Dankeschön."
Seeleute sind oft monatelang an Bord
Ein paar Sätze und schon ist der Seemann wieder auf dem Schiff. "Wir haben wenig Zeit in der Schleuse und wir gehen gerne an die Gangway, um zu hören, ob alles in Ordnung ist an Bord. Man kann höchstens den Hinweis bekommen, wenn's mal nicht so ist, aber in der Regel ist es so, dass sie sich sehr freuen, wenn sie mal ein paar Takte mit jemand anderem sprechen können, weil sie ja monatelang an Bord sind", erzählt Martina Drexler, während die "Rauma" die Leinen löst.
Seemannsmission will ein Zeichen der Zugehörigkeit setzen
Ihr Kollege Sanny Boy Fajutrao macht ein freiwilliges soziales Jahr in der Seemannsmission. Er kommt von den Philippinen - so wie die meisten Seeleute. Schnell tauscht er sich von Kaikante zu Bordkante mit der Crew in ihrer Landessprache aus. Weihnachten sei für die Filipinos sehr wichtig, sagt er, und würde dort von September bis Januar gefeiert: "Jetzt ist eine gute Gelegenheit, ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr zu wünschen."
Die "Rauma" fährt weiter in Richtung Ostsee. Crewmitglieder und Kapitän lächeln und winken zum Abschied - die Geschenke scheinen hier gut anzukommen.
"Das Geschenk ist ein Symbol der Zugehörigkeit. Denn wir wollen, dass sie spürgen, dass wir als Seemannsmission ihre Familie sind."
Geschenke durch Spenden finanziert
Die meisten Seeleute bleiben sechs bis neun Monate auf den Schiffen, erzählen die Ehrenamtlichen. An Bord leben sie meist zu zweit auf einem Zimmer. Gearbeitet wird im Schichtsystem: sechs Stunden Arbeit, dann folgen sechs Stunden Pause, inklusive schlafen - ein harter Alltag. Dank der Arbeit der Seeleute kommen die meisten der Geschenke in Deutschland überhaupt unter den Weihnachtsbaum - denn mehr als 80 Prozent der Waren werden per Schiff transportiert.
Die Seemannsmission kümmert sich darum, dass die Seeleute gut versorgt sind. Martina Drexler und Kirsten Keller sind seit fünf Jahren dabei, Sanny Boy Fajutrao seit fast einem Jahr. Sie verteilen warme Mützen, verkaufen Snacks und SIM-Karten und organisieren im Notfall einen Arzt - alles ehrenamtlich. Ihre Arbeit und auch die Weihnachtsgeschenke werden durch Spenden finanziert.
Vier Schiffe beschenken die Freiwilligen heute in einer Stunde. Am Ende sind alle Geschenketüten verteilt und die Crews mit einer kleinen Weihnachtsüberraschung auf dem Weg zum nächsten Hafen. Bis Mitte Januar werden mehrere hundert Geschenke an der Kieler Schleuse an Bord gehen, zusammen mit guten Wünschen: "Merry christmas and a happy new year."
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 21.12.2024 | 19:30 Uhr