Ein Mann mit blauen Augen, weißen Haaren und dunklem Anzug spricht in einem Interview (Axel Milberg)

Schleswig-Holstein Milberg über "Borowski"-Ende: "So, wie ich es mir gewünscht habe"

Stand: 17.03.2025 08:26 Uhr

"Borowski und das Haupt der Medusa" ist die letzte Kieler Tatort-Folge mit Axel Milberg und Almila Bagriacik. Gestern war er im Ersten zu sehen. Den Deutschen Fernseh-Krimi-Preis hat er schon gewonnen.

Von Jens Zacharias

Der gebürtige Kieler Milberg hat seinen Job als Tatort-Kommissar Borowski noch nicht ganz an den Nagel gehängt. Er war noch einmal zu Besuch im Norden. Zur Preview seines allerletzten Tatortes Anfang März im Schauspielhaus Kiel.

Lars Kraume hat diese letzte Folge inszeniert - nach einem Drehbuch von Sascha Arango. Zum Ensemble des aktuellen Falls gehören neben Milberg und Bagriacik, die seine Partnerin Mila Sahin spielt, unter anderem auch Thomas Kügel, August Diehl, Anja Antonowicz, Maren Eggert und Corinna Kirchhoff. Die letzte Kieler Tatort-Folge ist für sechs Monate in der ARD-Mediathek abrufbar.

Jury "weit über dem deutschen Krimi-Niveau"

Bereits am Freitag war die Folge in Wiesbaden mit dem Deutschen Fernseh-Krimi-Preis 2025 ausgezeichnet worden. Die Jury lobte sie als einen außergewöhnlicher Film in einer Reihe, die oft "weit über dem deutschen Krimi-Niveau liegt". Schon die erste Szene drücke einen mit ihrer Intensität in den Sessel. "Und auch danach zeigt dieser Film, was Krimi alles kann: schräge Charaktere, kreative Sets, außergewöhnliche Kameraführung und ein fließender Wechsel zwischen den Genres", hieß es weiter in der Begründung.

Worum geht es in "Borowski und das Haupt der Medusa"?

Ein Leben ohne Verbrechen? Eigentlich unvorstellbar! Um seinen Reisepass zu verlängern, geht Kommissar Klaus Borowski wenige Tage vor seinem Ruhestand aufs Bürgeramt. Als er am Tisch des abwesenden Sachbearbeiters Robert Frost das Foto eines Hauses sieht, kriecht eine unheilvolle Erinnerung in ihm hoch. Bereits als Kind ist ihm dieses düstere Anwesen in Kiel aufgefallen.

Der Besitzer des Hauses, Robert Frost, ist verschwunden und offenbar gibt es noch weitere ungeklärte Todesfälle in der Behörde. Borowski beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Zur Aufklärung bleiben ihm nur wenige Tage. Der Fall wird ganz Kiel in einen Ausnahmezustand versetzen.

Stirbt Borowski in seinem letzten Fall?

Abgedreht wurde sein letzter Kieler Tatort bereits vor einem Jahr, weshalb Milberg im NDR Interview elegant die Frage nach seinem Ende als Kommissar umschiffte: "Ich kann mich gar nicht mehr erinnern", um dann aber doch hinterherzuschieben: "Es war am Ende so, wie ich es mir gewünscht habe und wie es zur Figur passt."

Und bei der Preview in Kiel wird das Ende von Klaus Borowski zwar gezeigt, aber die geladenen Gäste wurden gebeten zu schweigen. Doch sie finden ihn alle toll: "Es ist ein toller Borowski - einer von den besten", heißt es da zum Beispiel und "leichte Wehmut ist schon dabei". Man schaut dieses Ende also mit feuchten, traurigen Abschiedsaugen.

Ein Keks als Waffe

Mit Borowski geht ein besonderer Tatort-Kommissar: Allein der kreative und ideenreiche Griff zu allem, was als Waffe dienen könnte, hat ihn legendär gemacht. Da ist eine Harke, eine Bratpfanne und dieses krümelnde Etwas: Die Waffe - ein Keks. Genial, einem Mörder eine ordentliche Ladung Kekskrümel entgegenzuschleudern, darauf muss man erst mal kommen. "Die Spannung liegt darin, dass aus dem scheinbar Unauffälligen das Monströse explodieren kann oder implodieren kann. Das erleben wir gerade in unserer Gesellschaft", sagt Milberg.

In 21 Jahren hätte sich die eine oder andere Gemeinsamkeit zwischen ihm und seiner Figur entwickelt, gab der Schauspieler zu, vor allem "die Lust am Zuhören, am offenen Zuhören, und eben nicht vorschnell zu urteilen". Einen Lieblings-Borowski-Tatort habe er auch: "Borowski und der Engel", in dem es um eine Frau geht, die Gefühle und Emotionen nur imitiert.

Milberg in einer fremden Welt "am glücklichsten"

Milberg, dem als Kommissar Borowski auch schon ein Gullydeckel auf den Kopf gefallen ist, will zurück nach München: "Ich habe dort geheiratet, meine Kinder sind Münchner, meine Frau ist Münchnerin. Deswegen liebe ich Kiel, wie man es liebt, wenn man nicht immer da wohnt."

Schauspieler Axel Milberg im Gespräch mit dem NDR

Milbergs Erfolgsrezept: "Platz machen für die Geschichte. Und wenn die Geschichte mich reinzieht und ich in einer mir fremden Welt bin, bin ich am glücklichsten."

Doch der, der seit über zwei Jahrzehnten den Kieler Kommissar Borowski spielt, will jetzt mal etwas Neues machen: "Für mich muss es immer irgendwie eine Aufbruchstimmung geben." Und so drehte Milberg jüngst im brasilianischen Urwald einen knallharten Thriller. "Ich brauche Zeit auch für andere große Produktionen", sagt er.

Dabei hat Milberg immer das gleiche Erfolgsrezept: "Platz machen für die Geschichte. Und wenn die Geschichte mich reinzieht und ich in einer mir fremden Welt bin, bin ich am glücklichsten." Seit dem 16. März aber nicht mehr im Tatort, sondern auf der ganzen Welt - mal im Dschungel oder, wie jüngst, in Budapest für einen Historienfilm über den Wiener Kongress.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Tatort | 15.03.2025 | 07:10 Uhr