
Niedersachsen Schule und Inklusion: Niedersachsens Lehrer kritisch bei Umsetzung
Die Mehrheit der Lehrkräfte in Niedersachsen hält den gemeinsamen Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderung grundsätzlich für sinnvoll. In der Praxis hakt es jedoch, zeigt nun eine Forsa-Umfrage.
Das Meinungsforschungsinstitut hat im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) 2.737 Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Inklusion an Schulen befragt, darunter 253 aus Niedersachsen. Für den gemeinsamen Unterricht sprachen sich in der repräsentativen Befragung sowohl bundesweit als auch im Land 62 Prozent der Teilnehmenden aus. Der Haken: Von den Befürworterinnen und Befürwortern halten es landes- wie bundesweit rund zwei Drittel zurzeit für sinnvoller, Kinder mit Behinderung an Förderschulen zu unterrichten.
Fehlendes Personal in der Kritik
Gegen den gemeinsamen Unterricht sprechen aus Sicht der Skeptiker vor allem fehlendes Personal, aber auch eine ungenügende materielle Ausstattung sowie eine mangelnde Ausbildung der Lehrkräfte für die Inklusion. Auch bundesweit wurden diese Argumente am häufigsten genannt. Der VBE spricht in diesem Zusammenhang von einem "strukturellen Versagen".
Schulen dürfen Kinder mit Behinderung nicht ausschließen
In Niedersachsen darf grundsätzlich keinem Kind der Zugang zu einer bestimmten Schule oder Schulform aufgrund einer Einschränkung oder Behinderung verwehrt werden, heißt es etwa auf der Webseite des Kultusministeriums. So sehe es auch Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention vor. In Niedersachsen sei daher jede Schule eine inklusive Schule, so das Ministerium. Im Rahmen der Forsa-Umfrage gaben 95 Prozent der Befragten aus Niedersachsen an, dass an der eigenen Schule Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Damit liegt das Land laut Umfrage bundesweit vorne. Beim Schlusslicht Baden-Württemberg waren es 67 Prozent.
"Ohrfeige für die Inklusionspolitik in Niedersachsen"
In den Ergebnissen der Forsa-Umfrage sieht der VBE-Landesvorsitzende Franz-Josef Meyer eine "schallende Ohrfeige für die Inklusionspolitik in Niedersachsen". Das Kultusministerium müsse umdenken und den inklusiven Unterricht mit mehr Personal ausstatten, forderte er.
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NDR Info | Aktuell | 02.06.2025 | 13:48 Uhr