
Niedersachsen Relegation: Havelse schlägt Lok Leipzig und steigt in Dritte Liga auf
Der TSV Havelse ist nach dreijähriger Abstinenz in den Profifußball zurückgekehrt. Die Garbsener gewannen am Sonntag das Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Lok Leipzig mit 3:0 (0:0) nach Verlängerung und stiegen damit zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Dritte Liga auf.
"Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön. So was hat man lange nicht gesehen", sangen die Niedersachsen nach dem Abpfiff im Wilhelm-Langrehr-Stadion. Erfolgscoach Samir Ferchichi, der das Team Mitte September 2022 übernommen und behutsam aufgebaut hatte, sprang dabei in der Mitte des Spielerknäuels überglücklich umher. Ein paar Meter entfernt saßen oder lagen Leipzigs Kicker auf dem Rasen und vergossen bittere Tränen.
TSV-Kapitän Düker: "Es ist gerade brutal"
"Es ist gerade brutal: Auf der einen Seite eine Mannschaft, die unfassbar glücklich ist, auf der anderen Seite Lok-Spieler, die weinen", brachte TSV-Kapitän Julius Düker die Szenerie im MDR-Interview auf den Punkt. Der Routinier hatte die Garbsener mit dem Tor zum 1:0 (95.) auf die Siegerstraße gebracht. Marko Ilic (109.) und Lorenzo Paldino (114.) erzielten die weiteren Treffer für die Niedersachsen, die bereits im Relegationshinspiel bei den Sachsen (1:1) nach einer späten Führung dem Sieg ganz nah gewesen waren.
Vier Platzverweise in der Schlussphase
Im zweiten Duell mit dem Meister der Regionalliga Nordost war der Titelträger der Nordstaffel über weite Strecken der Partie das bessere Team und hätte bereits nach regulärer Spielzeit den Sieg verdient gehabt. Am Ende profitierte die Ferchichi-Equipe auch von gleich drei Leipziger Platzverweisen: Tobias Dombrowa (80.) und Luc Elsner (118.) sahen die Gelb-Rote Karte, Pasqual Verkamp (116.) sogar Rot. Zudem musste Havelses Paldino mit der "Ampelkarte" vom Platz (115.), da er sich beim Torjubel das Trikot auszogen hatte.
TSV mit klarem Chancenplus
Der zweite Drittliga-Aufstieg des TSV nach 2021 über die Relegation hatte sich bereits ab Mitte des ersten Abschnitts angedeutet. Die Hausherren rissen das Zepter vor 2.300 Zuschauern nach ausgeglichener Anfangsphase zunehmend an sich. Havelse agierte in der Vorwärtsbewegung durchdachter und zwingender als der überspielt wirkende Kontrahent.
Der souveräne Meister der Regionalliga Nord war der Führung dreimal ganz nah. Bei einem Freistoß von Besfort Kolgeci (29./Pfosten), einem Schuss von Robin Müller (36./scheiterte an Keeper Andreas Naumann) sowie einem Kopfball von Emre Aytun, der auf der Linie von Farid Abderrahmane geklärt wurde (38.), hatten die TSV-Fans den Torschrei bereits auf den Lippen.
Düker bricht in Überzahl den Bann
Auch nach dem Seitenwechsel war der TSV das gefährlichere Team. Nach dem Platzverweis gegen Dombrowa wegen wiederholten Foulspiels erhöhten die Niedersachsen noch einmal den Druck und besaßen bereits in der regulären Spielzeit gute Chancen zum Sieg.
In der Verlängerung brach dann Düker mit einem Schuss aus rund 20 Metern, der nicht ganz unhaltbar schien für den bis dahin überragenden Keeper Naumann, den Bann. Hernach hatte Lok nicht mehr viel zuzusetzen, sodass die weiteren Treffer fast nur noch eine Frage der Zeit waren.
Havelse muss für Heimspiele wieder nach Hannover umziehen
Während die Sachsen zum zweiten Mal nach 2020 in der Relegation scheiterten und nun schon seit 27 Jahren auf die Rückkehr in den Profifußball warten, kämpft Havelse in der neuen Serie wieder auf überregionaler Bühne um Punkte.
Dann allerdings wie bereits in der Spielzeit 2021/2022 bei Heimspielen in der WM-Arena am Maschsee von Hannover 96, weil das eigene Stadion den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für Liga drei nicht genügt. Fraglos ein Wettbewerbsnachteil für den Club, der auch finanziell im Vergleich mit allen künftigen Ligakonkurrenten wohl sehr kleine Brötchen backen muss.
"Auch in der Dritten Liga wird nur mit Wasser gekocht."
— Havelses Kapitän Düker
Kapitän Düker sieht sein Team dennoch nicht chancenlos: "Wir haben aus den Fehlern von vor ein paar Jahren gelernt. Wir müssen einfach das auf den Platz bringen, was wir in der Regionalliga auf den Platz gebracht haben: Emotionen, Leidenschaft und füreinander kämpfen. Auch in der Dritten Liga wird nur mit Wasser gekocht."
Spielstatistik TSV Havelse - 1. FC Lokomotive Leipzig
2.Spieltag, 01.06.2025 13:30 Uhr
TSV Havelse | 3 |
1. FC Lokomotive Leipzig | 0 |
Tore:
- 1:0 Düker (95.)
- 2:0 Ilic (109.)
- 3:0 Paldino (114.)
TSV Havelse: Opitz - Plume, Minz, Kolgeci - F. Riedel, Aytun - Rufidis - Jaeschke (94. Ifeadigo), Düker - R. Müller (72. Paldino), Ilic
1. FC Lokomotive Leipzig: Naumann - Dombrowa, L. Wilton, von Piechowski, Ballo (106. Adigo) - Abderrahmane - Siebeck, Eichinger (76. Elsner) - Cevis (76. Verkamp), Kang (82. Kireski) - Maderer (56. Ziane)
Zuschauer: 2300 (ausverkauft)
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 01.06.2025 | 17:17 Uhr