
Niedersachsen Niedersachsen will ab 2026 Leih-Tablets an Schulen bereitstellen
Kostenlose Tablets für jedes Schulkind in Niedersachsen - so lautete ein Wahlversprechen der SPD im Herbst 2022. Bisher wurde es nicht umgesetzt - das soll sich bald ändern. Kritik kommt von der Opposition.
"Wir wollen schrittweise im Schuljahr 2026/27 anfangen, Tablets bereitzustellen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Begonnen werde im Jahrgang 7, anschließend sollen höhere Jahrgänge die Leihgeräte erhalten, so Lies. Schülerinnen und Schüler sollen ihr Tablet laut Lies zunächst bis zur 10. Klasse mitnehmen. "Dann ist leider mitunter auch die Nutzungsdauer der Tablets am Ende", sagte Lies. Ob Schülerinnen und Schüler für die Oberstufe neue Geräte erhalten, blieb offen. Das von den Grünen geführte Kultusministerium bezeichnet den Plan, die Tablets ab dem kommenden Sommer einzuführen, als "zeitlich sehr ehrgeiziges Ziel". Man arbeite mit Hochdruck, aber ob es tatsächlich im nächsten Jahr dazu kommen werde, müsse man abwarten.
Kosten im dreistelligen Millionenbereich erwartet
Die SPD hatte zur Landtagswahl im Herbst 2022 mit kostenlosen Tablets für den Schulunterricht geworben - für jedes Kind und ohne Leihgebühr. SPD und Grüne hatten die Ausstattung von Schülerinnen und Schülern mit Tablets auch im gemeinsamen Koalitionsvertrag festgehalten. Bisher fehlte für die Umsetzung das Geld. Die jährlichen Kosten für das Land Niedersachsen liegen früheren Schätzungen zufolge im dreistelligen Millionenbereich.
Wird Geld aus Sondervermögen genutzt?
Auf die Frage, ob für das Vorhaben die geplanten schuldenfinanzierten Sondervermögen herangezogen werden sollen, sagte Lies: "Wir werden zunächst prüfen, ob der Digitalpakt uns ausreichende Spielräume gibt, um die Tablets einzuführen." Der Digitalpakt wird von Bund und Ländern finanziert. Er soll den Aufbau einer digitalen Infrastruktur an den Schulen voranbringen.
Städtetag bemängelt fehlende Infrastruktur
Dem Niedersächsischen Städtetag ist das noch zu ungenau - er sieht Parallelen zum Deutschlandticket: "Was nutzt ein Deutschlandticket, wenn die Infrastruktur nicht funktioniert?", sagte Geschäftsführer Jan Arning dem NDR Niedersachsen. Nicht alle Schulen seien bisher ans Glasfasernetz angebunden. Er fordert gleiche Voraussetzungen an den Schulen. Es sei so, dass noch nicht alle Schulen ans Glasfasernetz angebunden seien: "Da sind die Standards in den Schulen sehr unterschiedlich, was die technische Ausstattung angeht", sagte Arning.
CDU: Kultusministerium braucht klare Strategie bei Digitalisierung
Auch von der Opposition im Niedersächsischen Landtag kommt Gegenwind. Aus Sicht des schulpolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion, Christian Fühner, sei die Ankündigung eine "reine Nebelkerze". Die Geräte ab 2026 für einzelne Jahrgänge kämen "viel zu spät und völlig planlos", sagte Fühner laut einer Mitteilung am Donnerstag. Niemand wisse, von welcher Art Tablets die Rede sei und über welche Anzahl und welche Leihdauer gesprochen werde. Es brauche eine klare Strategie für die benötigte Digitalisierungsoffensive und das sei vom Kultusministerium bisher noch nicht vorgelegt worden, so der schulpolitische Sprecher.
Landesschülerrat rechnet mit mehr Bildungsgerechtigkeit
Eine positive Rückmeldungen zur Einführung von Tablets kommt hingegen vom Landesschülerrat. Die Digitale Bildung sei ein wichtiger Punkt und werde an Schulen oft praktiziert - aktuell allerdings auf Kosten der Eltern, sagte der Schülerrats-Vorsitzende Matteo Feind dem NDR Niedersachsen. "Eltern müssten viel Geld in die Hand nehmen, um iPads und Tablets anzuschaffen." So sei es eine bessere Lösung und "führt zu mehr Bildungsgerechtigkeit in Niedersachsen", sagte Feind.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 05.06.2025 | 19:30 Uhr