Niedersachsen Anschlag in Magdeburg: Warle gedenkt des getöteten Neunjährigen
Unter den Toten des Anschlags von Magdeburg ist ein neunjähriger Junge aus Niedersachsen. Das Kind kam aus Warle im Landkreis Wolfenbüttel. Am Montagabend fand dort eine Gedenkveranstaltung statt.
Mindestens 500 Leute seien vor Ort gewesen - darunter schätzungsweise 450 Feuerwehrleute, teilte ein Sprecher der Gemeinde mit. Auch die Familie des Jungen sei dabei gewesen und habe alles verfolgt. Zuerst habe es dem Sprecher zufolge eine ökumenische Andacht auf dem Fußballplatz gegeben. Dann sei der Trauerzug zum Dorfplatz gezogen. Dort seien Kranz, Blumen und ein großer Teddybär in Uniform der Kinderfeuerwehr niedergelegt worden. "Man merkt, dass die Menschen hier zusammenstehen", so der Sprecher.
Kinderfeuerwehr organisiert Gedenkveranstaltung
Etwa 450 Feuerwehrleute nehmen an der Gedenkveranstaltung für den getöteten Neunjährigen teil.
Der Neunjährige war Mitglied der Kinderfeuerwehr in Warle in der Samtgemeinde Elm-Asse. Das teilte die Niedersächsische Jugendfeuerwehr auf ihrer Homepage mit. Durch "diese sinnlose Tat" sei das Kind aus dem Leben gerissen worden, heißt es dort. Die Kinderfeuerwehr hatte die Gedenkveranstaltung für den Jungen organisiert.
Fassungslosigkeit in Warle
Das Dorf sei immer noch fassungslos über die Geschehnisse, sagt Andreas Kliebisch, Ortsbrandmeister der Gemeinde Warle. "Es wird immer ein Beigeschmack bleiben. Nicht nur dieses Jahr, sondern mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren, sodass wir immer wieder an dieses schreckliche Ereignis erinnert werden." Doch das Dorf stehe jetzt zusammen und versuche der Familie zu helfen.
Der jüngere Bruder des getöteten Jungen wurde bei dem Anschlag leicht verletzt. Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen bat die Jugendfeuerwehr um Spenden, um die Familie des Jungen finanziell zu unterstützen. Der Feuerwehr zufolge seien bereits mehr als 5.000 Euro aus ganz Europa eingegangen.
In Gottesdiensten wurde an den Neunjährigen erinnert
Die Familie ist nach NDR Informationen zurück in ihrem Heimatort Warle, wo sich ein Notfallseelsorger der Samtgemeinde um sie kümmert. Der Neunjährige war mit seiner Mutter erst im Frühjahr nach Niedersachsen gezogen. Er lebte vorher im oberpfälzischen Markt Floß südöstlich von Bayreuth. Das teilte der katholische Pfarrer Max Früchtl am Sonntag mit, der den Jungen persönlich gekannt hat. Die Menschen in dem Ort in Bayern mit rund 3.500 Einwohnern seien tief betroffen. In Gottesdiensten sei am Samstag und Sonntag an den Jungen erinnert worden.
Auch die örtliche evangelische Kirchengemeinde im Landkreis Wolfenbüttel will in ihrem Heiligabend-Gottesdienst des Neunjährigen gedenken. Dafür werde der Gottesdienst in der Valentinus Kirche umgestaltet und andere Lieder als "O du Fröhliche" gesungen werden, auch der Weihnachtsbaum werde nicht leuchten, teilte Pfarrer Axel Bothe am Montag dem Evangelischen Pressedienst mit.
Kultusministerin: "Werden Schulgemeinschaft unterstützen"
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) drückte der Familie des Jungen, seinen Freundinnen und Freunden sowie seiner Schulgemeinschaft ihr Mitgefühl aus. "Auch denke ich an die Angehörigen der weiteren Todesopfer und der vielen Verletzten", teilte Hamburg mit. "Die Mitschülerinnen und Mitschüler des getöteten Jungen sowie das gesamte Schulkollegium werden wir nach allen Kräften unterstützen."
Polizei-Präsenz auf Weihnachtsmärkten wird erhöht
Bei der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt wurden am Freitagabend fünf Menschen getötet. Nach Polizeiangaben gab es rund 200 Verletzte. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) kündigte am Samstag an, die Zahl der Einsatzkräfte auf den Weihnachtsmärkten im Land zu erhöhen. Man werde gemeinsam mit den Veranstaltern der Weihnachtsmärkte etwaige neuralgische Punkte prüfen, so Behrens. Für die Menschen in Magdeburg sei es entsetzlich, dass sie die Tat erleben mussten.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 22.12.2024 | 09:00 Uhr