Eine Collage zeigt Menschen, die fiktive Rollen aus dem Jahr 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg darstellen.

Niedersachsen 80 Jahre Kriegsende: Freilichtmuseum zeigt Alltag im Sommer 1945

Stand: 30.05.2025 14:48 Uhr

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg im Landkreis Harburg erinnert Besuchende ganz hautnah an das Kriegsende 1945. 60 Darstellende spielen den ersten Sommer im Frieden - eine Zeit voller Entbehrungen für viele Menschen.

Von Viktoria Koenigs

Wie lebten die Menschen in den ersten Monaten nach dem Zweiten Weltkrieg? Dieser Frage geht das Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten (Landkreis Harburg) vom 30. Mai bis zum 1. Juni nach - mit einem historischen Erlebniswochenende. Anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes wird dort der Sommer 1945 nachgestellt: Darstellende in zeitgenössischer Kleidung stellen den Alltag von Geflüchteten und Einheimischen nach.

Gelebte Geschichte: Der erste Sommer im Frieden

Bei der sogenannten "living history" wird ein Szenario aus der Nachkriegszeit nachgestellt: Flüchtlingstrecks aus dem Osten kommen nach teils beschwerlichen Reisen über einen britischen Checkpoint ins Dorf. Dort werden sie kontrolliert, durchsucht und auf Unterkünfte verteilt: unter anderem in "Nissenhütten" - das sind halbrunde Wellblechunterkünfte, die als Massenquartier für bis zu 18 Menschen dienten, erklärt Julia Daun, die wissenschaftliche Leiterin der gelebten Geschichte am Freilichtmuseum am Kiekeberg, dem NDR in Niedersachsen. Andere Flüchtlinge werden bei Dorfbewohnern einquartiert, was zu Spannungen führt.

Alltag für Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg

In diesen engen Räumen spielt sich der Alltag ab: Kochen von Muckefuck-Kaffee, falsche Leberwurst, Streit um den Herd, aber auch Zusammenhalt. Rotkreuzschwestern unterstützen, während andere ihre Angehörigen suchen. Zugleich patrouillieren britische Soldaten, durchsuchen Häuser nach Waffen und Nazis und gehen gegen den Schwarzmarkt vor. Besucher erleben diese Geschichten hautnah, indem sie durch das Dorf und die Gebäude gehen und dabei den Darstellenden zuschauen - Augenzeugen von damals haben sich abgewandt, weil es zu real wirkte, sagt Julia Daun.

Programm am Freilichtmuseum am Kiekeberg

Vom 30. Mai bis zum 1. Juni gibt bei dem Freilichtmuseum ein vielfältiges Programm, neben der "living history". Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes gibt Einblicke in die historische Suche nach Vermissten und Familienzusammenführungen nach 1945. Kinder können von 11 bis 17 Uhr mit Restmaterialien Spielzeug basteln oder "falsche Leberwurst" nach dem Nachkriegsrezept herstellen. Zusätzlich wird am Freitag ab 14 Uhr die Ley-Bude mit der neuen Dauerausstellung "Harburg unterm Hakenkreuz" geöffnet.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 30.05.2025 | 09:30 Uhr