Mecklenburg-Vorpommern Silvesterraketen und Böller verursachen Stress bei Tieren
Böller und Raketen, die in Wohngebieten explodieren: ein Horrorszenario für alle Hundehalterinnen und Hundehalter. Ihre Tiere leiden an Silvester besonders stark.
Wenn am Silvester- und Neujahrstag die Korken knallen, die Raketen am Himmel explodieren und Böller gezündet werden, hat Laura Delph nichts zu feiern. Die 24-Jährige lebt mit ihrer Hündin Lilli in Rostock Groß-Klein. Lilli, ein fünfjähriger Bordercollie-Mix, hat panische Angst vor Böllern und Raketen. Die ersten, so Delph, flogen in diesem Jahr bereits im November. Seitdem befindet sich ihre Hündin im Ausnahmezustand, hat panische Angst, rauszugehen, verkriecht sich unter der Decke oder liegt apathisch auf dem Boden. "Im vergangenen Jahr sind wir sogar in der Rostocker Tierklinik gelandet, weil Lilli einen Schock erlitten hat und an den körperlichen Folgen fast gestorben wäre. Sie hatte Fieber."
Vor allem Hunde in Städten leiden
Solche Extremfälle kennt auch Sebastian Rummel, Tierarzt und Leiter der Tierklinik in Neubrandenburg. Für viele Tiere bedeute Silvester purer Stress, sagt er. Vor allem Hunde in dicht besiedelten Wohngebieten leiden akut. Sie können aufgrund des Lärms während des Gassigehens oftmals ihre Notdurft nicht verrichten und sind in dieser Zeit nicht mehr stubenrein. Zu groß ist die Angst draußen. "Tiere hören Geräusche intensiver, können diese aber nicht zuordnen. Sie sind also permanent in Alarmbereitschaft." Was helfen könne, sind Medikamente, die Tierärztinnen und Tierärzte auf Anfrage und nach Beratung verschreiben können. Diese müssten aber in den meisten Fällen bereits Tage vorher zugeführt werden, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Vor allem bei rein pflanzlichen oder homöopathischen Mitteln sei dies notwendig, so Rummel. Auch Hündin Lilli bekommt mittlerweile Medikamente - prophylaktisch, damit sie in diesem Jahr nicht erneut einen Schock erleidet.
Nutztiere haben oft Panik
Aber auch Rinder, Schweine oder Pferde sind betroffen. Sie alle haben eins gemein: sie sind Fluchttiere. Was für Besitzer von Haustieren vielleicht möglich ist - das Tier ins Auto packen und wegfahren - geht für Landwirtinnen und Landwirte nicht. Geraten die Tiere in Panik, kann es durchaus vorkommen, dass sie durch Zäune brechen, dabei sich und andere - Menschen oder Tiere - verletzten. Da Koppeln oder Weiden eher außerhalb von geschlossenen Ortschaften liegen, komme dies selten, aber doch immer wieder vor, so ein Sprecher der Rinderallianz. "Das Feuerwerk am Himmel ist für uns Menschen schön anzusehen, vor allem für Fluchttiere aber angsteinflößend."
Wildtiere zeigen "abnormales Verhalten"
Bei Wildtieren sei das ähnlich, sagt Ingo Röpcke, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Rostock. Ähnlich, wie bei anderen Tieren, haben auch wildlebende Tiere Angst und Panik zu Silvester. "Häufig zeigen sie abnormales Verhalten. Sie laufen zum Beispiel in Gebiete, die sie sonst eher meiden würden", so Röpcke. Er plädiere dafür, Feuerwerke und Böllerei in ländlichen Regionen zu unterlassen und sich nur auf Stadtzentren zu konzentrieren.
Hundebesitzerin Laura Delph wird den Silvestertag auf der Autobahn verbringen. Im Auto fühle sich Hündin Lilli sicher - dort werde auch nicht geböllert. "So übersteht sie den Tag hoffentlich einigermaßen gut."
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 30.12.2024 | 18:00 Uhr