Mecklenburg-Vorpommern Sanddornsterben in MV durch Pilze und verändertes Wetter ausgelöst
Seit fast zehn Jahren sterben in Mecklenburg-Vorpommern massiv Sanddornpflanzen. Ein Forschungsprojekt zeigt: Es kann nicht nur an der Trockenheit liegen.
Seit 2015 sterben in Mecklenburg-Vorpommern zuhauf Sanddornpflanzen. Anbauer mussten Flächen roden und auch wilder Sanddorn ist davon betroffen. Wissenschaftler der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sind im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts mit dem Julius-Kühn-Institut den Ursachen auf den Grund gegangen. Die Erreger, die die Pflanzen krank machen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit identifiziert. Sie sind aber nicht neu, sondern wohl schon immer da gewesen. Also müssen sich die Bedingungen geändert haben, wodurch sie sich besser und schneller ausbreiten konnten und so die Sanddornpflanzen krank machen.
Pilze machen den Sanddorn krank
Am Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, haben die Forscher gesunde Sanddornpflanzen künstlich mit verschiedenen Erregern infiziert. Bei einem Pilz konnten sie genau beobachten, wie die Pflanze davon krank wurde. Ein weiterer Pilz steht ebenfalls im Verdacht, den Sanddorn krank zu machen. Im Labor konnten die Forscher das nicht nachweisen. Er konnte aber in hohen Mengen an kranken Pflanzen zum Beispiel auf Plantagen nachgewiesen werden. Das deute darauf hin, dass er ein sogenannter Schwächeparasit ist, sagt Dr. Sabine Kind, Wissenschaftlerin am Julius-Kühn-Institut. Er breitet sich aus und macht die Pflanze krank, wenn sie ohnehin durch andere Faktoren geschwächt ist.
Bewässerung allein hilft nicht
Welche Bedingungen es den beiden Erregern seit fast zehn Jahren ermöglichen, Sanddornpflanzen so stark zu befallen, dass sie letztendlich sterben, das haben sich die Forscher hierzulande angeschaut. Auf Versuchsflächen in Gülzow haben sie beispielsweise untersucht, wie Sanddorn reagiert, wenn er zusätzlich bewässert wird. Die Pflanzen seien dann vitaler und auch robuster, sagt Frank Hippauf von der Landesforschungsanstalt. Wassermangel allein, könne aber nicht die Erklärung dafür sein, dass überall massiv Sanddorn stirbt - so die Erkenntnis.
Fehlt dem Sanddorn längerer Frost im Winter?
Bei einem Vergleich mit den Wetterdaten ist aber ein anderer Zusammenhang aufgefallen: Der Sanddorn stirbt, seit es im Winter hierzulande nicht mehr länger frostig kalt ist. Da müsste nun weiter geforscht werden. Das Projekt der Wissenschaftler aus Gülzow und Dossenheim ist aber zu Ende. Es lief schon ein Jahr länger als geplant. Nun werden die Mitarbeiter, die die Obstforschung in Gülzow gemacht haben, woanders gebraucht. Sie arbeiten zukünftig beim Pflanzenschutzdienst der beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei angesiedelt ist.
Keine unkomplizierte Pflanze mehr
Fazit der Forscher ist: Wer Sanddorn anbauen will, muss sich im Klaren sein, dass das aufwendig ist, so Frank Hippauf. Lange galt der Sanddorn als unkomplizierte Pflanze, um die sich Anbauer wenig kümmern müssen. Jetzt sieht es so aus, als müsste in regelmäßigen Abständen nachgepflanzt werden. Die Expertin für die Erreger, Sabine Kind, sagt, dass Pflanzenschutzmittel gegen die Pilze nicht helfen werden. Sie würden an Stellen sitzen, wo die Mittel nicht hinkommen.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 25.12.2024 | 08:00 Uhr