Weibliche Hände machen eine abwehrende Geste.

Mecklenburg-Vorpommern Mehr Personal für Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt

Stand: 05.06.2025 13:42 Uhr

Wegen stark gestiegener Fallzahlen - plus 50 Prozent in Rostock, plus 140 Prozent in Schwerin - stellt Mecklenburg-Vorpommern 100.000 Euro bereit. Damit werden zwei zusätzliche Stellen in den Interventionsstellen zur Unterstützung Betroffener geschaffen.

Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt sollen in Mecklenburg-Vorpommern künftig noch besser unterstützt werden. Das Land stellt den Interventionsstellen in Rostock und Schwerin 100.000 Euro für zwei zusätzliche Personalstellen zur Verfügung. Damit reagiert das Gleichstellungsministerium auf deutlich gestiegene Fallzahlen in den beiden Einrichtungen.

Mehr Personal wegen gestiegener Nachfrage

Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt (Die Linke) betonte am Mittwoch: "Als rot-rote Landesregierung ist uns der Schutz und die Unterstützung der Betroffenen besonders wichtig. Die massiv gestiegene Nachfrage nach Hilfe macht eine personelle Verstärkung unausweichlich." In Rostock seien die Hilfegesuche zwischen 2017 und 2024 um 50 Prozent gestiegen, in Schwerin sogar um rund 140 Prozent. Landesweit verzeichneten die fünf Interventionsstellen - in Rostock, Schwerin, Anklam, Stralsund und Neubrandenburg - zuletzt insgesamt 3.571 Kontaktaufnahmen, gegenüber knapp 2.300 im Jahr 2017.

Fast täglich ein Femizid in Deutschland

Der Trend spiegelt sich auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik wider: 2017 wurden noch 3.661 Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt erfasst, 2024 bereits 5.005. Ein bundesweites Lagebild vom November 2024 zeigt zudem, dass fast täglich in Deutschland ein Femizid geschieht. Allein im Jahr 2023 wurden laut Ministerium 360 Frauen und Mädchen getötet, 940 waren Opfer versuchter oder vollendeter Tötungsdelikte.

Finanzielle Unterstützung sei wichtiges Signal

Für die Interventionsstelle Rostock bedeutet die finanzielle Unterstützung ein besonders wichtiges Signal. Dort musste Anfang des Jahres die Beratung für mitbetroffene Kinder eingestellt werden, um die steigende Zahl erwachsener Opfer versorgen zu können. Ulrike Bartel, Geschäftsführerin des Vereins "STARK MACHEN", ist erleichtert: "Wir freuen uns sehr, dass wir durch die zusätzliche Stelle noch in diesem Jahr auch den Kindern wieder zur Seite stehen können. Das ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Generationenkreislauf häuslicher Gewalt."

"Häusliche Gewalt reißt tiefe Wunden"

Auch in Schwerin wird die Hilfe ausgebaut. Die Interventionsstelle wird dort von der AWO-Soziale Dienste gGmbH Westmecklenburg getragen. Geschäftsführer Axel Mielke unterstreicht die Bedeutung der Hilfeangebote: "Häusliche und sexualisierte Gewalt reißt tiefe Wunden - nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch bei ihren Kindern. Jedes Kind hat ein Recht auf ein gewaltfreies Zuhause."

Hier finden Opfer häuslicher Gewalt Hilfe
CORA - Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche und sexualisierte Gewalt

Gewalt gegen Frauen - bundesweites Hilfetelefon
(0800) 01 16 016 (24 Stunden am Tag besetzt)

Hilfenetz in MV (Frauenhäuser, Beratungsstellen, Interventionsstellen, Männer- und Gewaltberatung)
www.gewaltfrei-zuhause-in-mv.de

Opferambulanzen zur gerichtsverwertbaren Dokumentation nach Gewalttaten:
  • Bereich Rostock: (0381) 49 49 901, Rufbereitschaft (0172) 95 06 148, St.Georg-Str. 108, 18055 Rostock
  • Bereich Stralsund/Anklam/Neubrandenburg: (03834) 86 57 43, Rufbereitschaft (0172) 31 82 602, Kuhstraße 30, 17489 Greifswald
  • Bereich Schwerin: (0385) 73 26 80, Rufbereitschaft (0172) 95 06 148, Obotritenring 247, 19053 Schwerin

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 05.06.2025 | 14:00 Uhr