Mehrere Sitzreihen im Emil-Fischer-Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität wurden entfernt

Pro-palästinensischer Protest in Berlin Massive Schäden nach Hörsaal-Besetzung

Stand: 22.04.2025 15:01 Uhr

Herausgerissene Bänke, beschmierte Wände: Ein historischer Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität ist nach pro-palästinensischen Protesten zum Teil zerstört. Die Präsidentin spricht von großen Schäden.

Nach der Besetzung eines Hörsaals durch pro-palästinensische Aktivisten in der Berliner Humboldt-Universität (HU) am vergangenen Mittwoch beginnen nun die Aufräumarbeiten.
 
"Die Besetzung und Zerstörung war genau geplant und vorbereitet", sagte HU-Präsidentin Julia von Blumenthal der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Wer den Emil-Fischer-Hörsaal betrete, sehe sofort, dass es den Aktivisten um Zerstörung gegangen sei.
 
Ein rbb-Reporter, der den verwüsteten Gebäudeteil der Universität am Dienstag betreten konnte, berichtete von Schmierereien an Wänden und zerstörten Holzmöbeln auf den Gängen. Fenster, Wände und Holzvertäfelungen wurden Parolen besprüht - unter anderem mit dem Hamas-Dreieck und Schriftzügen wie "Free Gaza" oder "Zionisten sind Faschisten". Auch die umstrittene pro-palästinensische Parole "From the river to the sea, palestine will be free" war zu lesen.

Der stark beschädigte Emil-Fischer-Hörsaal der Humboldt-Universität Berlin am 22.04.2025.(Quelle:rbb/H.TrzeczakTrzeczak)

Ganze Sitzbank-Reihen wurden aus den Halterungen entfernt.

HU-Hörsaal wochenlang nicht nutzbar

Eine Sprecherin der Universität sagte rbb|24 am Dienstag, es seien Stühle reihenweise aus ihren Verankerungen gerissen und in ein Treppenhaus vor dem denkmalgeschützten Hörsaal in der zweiten Etage geworfen worden. Die Höhe des Schadens werde intern auf 60.000 bis 100.000 Euro geschätzt. "Wir haben in dem Gebäude Werkzeug gefunden, was uns vermuten lässt, dass hier sehr gezielt vorgegangen wurde", so die Sprecherin.
 
Nun sollen sich Gutachter nach Angaben der Universität ein Bild von den Schäden in dem denkmalgeschützten Hörsaal machen. Danach könne man damit beginnen, den Saal aufzuräumen. Bis er wieder für Vorlesungen genutzt werden kann, werde es aber Wochen dauern.
 
Bereits kurz nach der Besetzung des Hörsaals in der vergangenen Woche sprach die Universität von einem massiven Schaden. "Schon jetzt ist klar, dass die Beschädigungen so gravierend sind, dass der Raum für Wochen, möglicherweise Monate, nicht für die Lehre zur Verfügung stehen wird", teilte das Präsidium am Donnerstag mit.

Das beschmierte Treppenhaus der Humboldt-Universität am 22.04.2025.(Quelle:rbb/H.Trzeczak)

Das Treppenhaus ist vollgeschmiert mit pro-palästinensischen und israelfeindlichen Schriftzügen.

100 Strafermittlungsverfahren eingeleitet

Betroffen ist der Emil-Fischer-Hörsaal auf dem Campus Nord in der Hessischen Straßen in Berlin-Mitte. Dort geplante Veranstaltungen müssten nun vorerst in andere Räume verlegt oder digital angeboten werden, hieß es. "Der finanzielle und organisatorische Schaden trifft die gesamte Hochschulgemeinschaft."
 
Pro-palästinensische Demonstranten hatten den Hörsaal am Mittwoch besetzt. Das Präsidium der Humboldt-Universität bat daraufhin die Polizei um Räumung des Gebäudes und begründete dies mit den Inhalten auf Transparenten, Bannern und Wandbeschriftungen, auf denen das Existenzrecht des Staates Israel geleugnet worden sei.
 
Außerdem sei "Gewalt verherrlicht und auch das rote Dreieck, also das Symbol der Terror-Organisation Hamas, verwendet" worden, HU-Präsidentin Julia von Blumenthal am Donnerstag im rbb24 Inforadio sagte. "Damit war für uns klar: Die roten Linien sind überschritten, und wir haben dann als Präsidium entschieden, dass die Räumung der einzig richtige Weg ist."

Nach Angaben der Polizei wurden 100 Strafermittlungsverfahren eingeleitet - unter anderem wegen des Verdachts des schweren Hausfriedensbruchs, des besonders schweren Landfriedensbruchs, der Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie des Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte.
 
Aktuell protestieren die Studierenden dagegen, dass vier Aktivisten aus Deutschland ausgewiesen werden sollen, die an pro-palästinensischen Protesten, insbesondere einer gewaltsamen Besetzung der Freien Universität (FU) Berlin im Oktober 2024 teilgenommen und weitere Straftaten begangen haben sollen, ohne dass es eine strafrechtliche Verurteilung gibt. Die braucht es laut Verwaltungsgericht Berlin für den Entzug der EU-Freizügigkeit nicht - es stoppte eine drohende Abschiebung aber trotzdem.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.04.2025, 16:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 22. April 2025 um 16:00 Uhr.