Symbolbild: Eine Prostituierte wartet auf ihrem Zimmer in einem Bordell auf Kundschaft am 12.07.2017. (Quelle: picture alliance/dpa/Andreas Arnold)

Berlin Sexarbeitende legen in Berlin eigenen Gesetzesentwurf vor

Stand: 02.06.2025 16:05 Uhr

Sexarbeitende haben einen Gesetzesentwurf zur Reform des Sexarbeitsrechts vorgelegt. Es sei die erste umfassende gesetzgeberische Initiative in Deutschland, die direkt von Sexarbeitenden selbst verfasst wurde, erklärte das Bündnis Sex Worker Action Group (SWAG) bei der Präsentation des Entwurfs am Montag in der Berliner Zwölf-Apostel-Kirche. Anlass ist der Internationale Tag der Sexarbeitenden am 2. Juni.

Symbolbild: Ein rot beleuchtetes Schlafzimmer. (Quelle: dpa/Frank Bründel)
Kaum sichtbar, kaum kontrollierbar
Mit einer Aktionswoche will der Berufsverband der Sexarbeitenden mehr Aufmerksamkeit für die Branche erzeugen. Was hat die Legalisierung gebracht? In Brandenburg fehlt vor allem Beratung. Von Amelie Ernstmehr

Sexarbeitende fordern Absicherung über Künstlersozialkasse

Unter anderem forderten die Aktivistinnen eine Abschaffung der Anmeldepflicht, da nur angemeldete Sexarbeitende sichere Arbeitsplätze nutzen könnten. Stattdessen sieht der Entwurf die Möglichkeit einer Anmeldung als selbstständige Tätigkeit oder Freiberuf vor, unter Wahrung der Anonymität der Personen. Damit einhergehend soll laut Gesetzesentwurf künftig die Künstlersozialkasse (KSK) als Krankenkasse für Sexarbeitende zuständig sein.

Zudem verlangen die Aktivistinnen eine vollkommene Entkriminalisierung der Sexarbeit. Unter anderem würde die bestehende Sperrbezirksverordnung dazu beitragen und müsse daher abgeschafft werden.

Prostituiertenschutzgesetz habe für Sexarbeitende neue Hürden geschaffen

Der Entwurf mit dem Titel "Gesetz für Gleichstellung, Respekt und Rechte in der Sexarbeit" wurde den Angaben zufolge zwischen November 2024 und April 2025 entwickelt. Dafür hätten sich unter anderem Sexarbeitende ausgetauscht und verschiedene Gesetzesmodelle aus anderen Ländern seien analysiert worden. Die mehr als 60 Paragrafen umfassende Vorlage beinhaltet neben den Rechten für Sexarbeitende auch Maßnahmen für die Gewerbetreibenden, Kundschaft, Behörden und Beratungsstellen sowie die Gesellschaft.

Mit dem Prostituiertengesetz (ProstG) von 2001 waren die Sittenwidrigkeit von Sexarbeit abgeschafft und die ersten Rechte von Sexarbeitenden eingeführt worden. Das spätere Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) aus dem Jahr 2017 wird von dem Bündnis eher negativ bewertet. Es habe "neue Hürden geschaffen und bestehende Probleme verschärft".

"Nothing About Us Without Us", Schwarzweißfotografie. (Quelle:SMU)
Das Haupt erhoben, die Beine gespreizt
In der Ausstellung "With Legs wide Open" im Schwulen Museum in Berlin erzählen Sex­ar­bei­te­nde ihre Geschichten und eigenen sie sich an. Sie nennen es "einen Hurenritt". Von Corinne Orlowskimehr

Sexarbeitende stören sich an verpflichtender Anmeldung

In dem Gesetz wurde unter anderem die verpflichtende Anmeldung festgelegt. Die auf Straf- und Sozialrecht spezialisierte Berliner Rechtsanwältin Carolin Kaufmann sagte bei der Präsentation, sie "unterstütze den Entwurf, weil ich das Prostituiertenschutzgesetz als nicht zielführend erachte".

Seit 2022 und noch bis Juli 2025 läuft den Angaben zufolge die gesetzlich vorgesehene Evaluation des acht Jahre alten Prostituiertenschutzgesetzes. Das Bündnis der Sexarbeitenden hofft, dass der eigene Entwurf in der anschließenden parlamentarischen Debatte diskutiert wird.

In einer bis Donnerstag laufenden Aktionswoche sind zudem in Berlin Diskussionen, Filmvorführungen und Workshops zum Thema geplant. Der Tag der Sexarbeitenden geht auf den 2. Juni 1975 zurück, als Sexarbeiterinnen im französischen Lyon die Saint-Nizier-Kirche besetzten, um für ihre Rechte zu protestieren.

Sendung: Fritz, 02.06.2025, 14:31 Uhr