Symbolbild | Rennradfahren im Winter (Quelle: IMAGO / Funke Foto Services)

Berlin Brandenburg Reifen, Pflege, Wege: Worauf es beim (Renn-)Radfahren im Winter zu achten gilt

Stand: 09.12.2024 16:20 Uhr

Regen, Laub und Schneematsch stellen (Renn-)Radfahrer in der kalten Jahreszeit vor Herausforderungen. Radsport-Trainer und -Experte Michael Wiedersich erklärt, worauf es ankommt, um auch im Herbst und Winter den Spaß am Zweiradfahren zu behalten.

Auch wenn beim Schmuddelwetter im Dezember wohl nicht der Großteil der Berliner und Brandenburger ans Fahrradfahren denkt: Hartgesottene treten auch in der kalten Jahreszeit unbeirrt in die Pedalen. So auch Vielfahrer Michael Wiedersich, der auf mehr als 30 Jahre Erfahrung als lizenzierter Radsport-Trainer zurückblickt, als Zweirad-Experte individuelle Trainingseinheiten und Leistungsdiagnostik anbietet und darüber hinaus u.a. als Kolumnist und Medienberater tätig ist. Hier erklärt er, worauf es beim (Renn-)Radfahren im Herbst und Winter ankommt.

Mut zu "Winterreifen" – oder einem Zweit-Rad
 
Sofern es Geldbeutel und Lagerraum zulassen, meint der Radsport-Trainer und Vielfahrer Michael Wiedersich: "Natürlich ist es schön, wenn man sein Rennrad, das man im Sommer hegt und pflegt, bei dem Mistwetter da draußen nicht fährt. Ein Zweit-Rad ist immer von Vorteil", sagt der Rad-Experte im Gespräch mit dem rbb. Gerade in den schmuddeligen Monaten seien "Gravel Bikes", ein Hybrid aus Renn- und Crossrad, eine sinnvolle Alternative. In jedem Fall seien Schutzbleche und dickere Reifen in der nasskalten Jahreszeit "keine schlechte Idee".

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Ruhig mal Luft ablassen
 
Der Fahrrad-Fachmann empfiehlt, im Winter ruhig etwas Luft aus den Reifen zu lassen – denn: "Das hat immer den Vorteil, dass mehr Reifen auf der Straße ist. Und wenn man mehr Auflagefläche hat, ist das Fahren sicherer. Wenn es nass ist und der Reifen nur eine schmale Auflagefläche hat, rutscht man schneller weg."
 
Die richtige Pflege: Der klassische Lappen tut's auch
 
Auch wenn der Pflegeaufwand für Fahrräder im Winter deutlich höher sei und man sein Zweirad häufiger sauber machen sollte, meint Wiedersich: der gute, alte Lappen tut es. "Am besten warten, bis alles angetrocknet ist. Dann lässt sich alles schneller abwischen. Vielleicht nochmal mit einem feuchten Tuch nachwischen", sagt der Experte. "Wichtig ist der Antrieb, der immer möglichst trocken sein sollte: Nach dem Fahren die Kette trocken wischen, die Kettenblätter und Zahnrädchen sowie den Zahnkranz hinten trocken wischen. Dann einmal schön durchölen, die Kette durch einen trockenen Lappen ziehen und dann ist alles wieder gut."
 
Er rät dagegen davon ab, etwa in der örtlichen (Auto-)Waschanlage zu einem Hochdruckreiniger zu greifen. Viel hilft eben nicht immer viel. "Der Hochdruckreiniger hat immer den Nachteil, dass er auch die Lager freispült", sagt Wiedersich. "Das ist keine gute Idee."

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Über Motivation und "breite Waldwege"
 
Radfahren bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt? "Ich gebe zu, dass es nicht leicht ist. Man muss es wollen. Zumal es mittlerweile mehr Möglichkeiten gibt, drinnen im Warmen zu fahren. Da ist das Bedürfnis, draußen zu fahren, nicht mehr so ausgeprägt wie früher", meint Wiedersich. "Ich kann jeden verstehen, der sagt: Bei Regen- und Schneetreiben fahre ich draußen nicht."
 
Was helfen kann, um den inneren Schweinehund zu überwinden: "Es ist immer von Vorteil, wenn man ein Ziel hat. Das hilft, um sich aufzuraffen." Und neben einem individuellen Trainingspensum seien, gerade in den winterlichen Monaten, Waldwege eine gute Alternative. Wiedersich verweist etwa auf Wege um den Schwielowsee, entlang der Havel oder im Grunewald: "Dort gibt es einen großen Anteil an breiten Schotterwegen und Fahrradwegen, teilweise sogar asphaltiert. Auf so einem Mischuntergrund sollte man aber nicht mit Rennrad und schnellen Reifen fahren – da braucht man wirklich breitere Stollenreifen."
 
Eine defensivere Fahrweise oder: "Nasses Laub hat immer recht"
 
Grundsätzlich sei es darüber hinaus ratsam, das eigene Fahrverhalten den widrigen Witterungen anzupassen. Sprich: vorsichtiger zu fahren. "Es gibt den alten Rafahrer-Spruch: Nasses Laub hat immer recht. Gerade wenn die Wege verlaubt sind, ist der Grip der Reifen nicht optimal", so Wiedersich. "Wenn man da bremsen muss, sollte man vorsichtig lenken, da man sonst schnell ins Rutschen kommt. Das Gleiche gilt für Schnee und Eis. Grundsätzlich sollte man angepasster, langsamer und defensiver fahren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2024, 15:15 Uhr