Berlin Gericht: "Artemis"-Betreiber dürfen Großbordell erweitern
Das "Artemis" ist das größte Bordell in Berlin. Die Betreiber aber wollen mehr - seit Jahren streiten sie mit dem Bezirk um eine Erweiterung. Nun haben sie vor Gericht durchgesetzt, dass sie ein weiteres Bordell in unmittelbarer Nähe bauen dürfen.
Die Betreiber des Bordells "Artemis" in Berlin-Halensee dürfen nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ein weiteres Großbordell bauen. Das hat das Verwaltungsgericht nach einer Verhandlung vor Ort am Montag entschieden.
Es geht um ein leerstehendes Gebäude an der Stadtautobahn A100 nahe der Messe, das früher von einem Weinhandel genutzt wurde. Es befindet sich gegenüber dem "Artemis" auf der anderen Seite der Autobahn, hinter einem Geschäft für Autozubehör. Für den notwendigen Umbau verweigerten die Behörden bislang allerdings die erforderliche Baugenehmigung. Das Gericht erklärte den Umbau nun für zulässig.
Gebäude zwischen Autobahn und Gleisen: Betreiber versprechen Lärmschutz
Zwar liege das durch Straßen und Bahngleise abgegrenzte Grundstück nicht im sogenannten baurechtlichen Innenbereich, so das Gericht. Ausnahmsweise könne das Bauvorhaben aber genehmigt werden, weil das Grundstück erschlossen sei und ihm öffentliche Belange nicht entgegenstünden.
Nicht zuletzt wahre das Bauvorhaben auch die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse, erklärte das Gericht. Wegen des erheblichen Umgebungslärms hätten die Kläger in der mündlichen Verhandlung klargestellt, dass durch den Einbau schalldämmender Außenbauteile der Lärmpegel im Haus verträglich gemacht werden solle.
Gegen die Entscheidung kann ein Berufungsantrag beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gestellt werden.
32 Zimmer für Prostituierte und Kunden geplant
Die Betreiber Hakim Ş. und sein Bruder Kenan Ş. hatten die jetzt strittige Lagerhalle mit 4.000 Quadratmetern Fläche bereits 2009 gekauft. 2017 beantragten sie den Bau eines achtgeschossigen Bordells. Wegen der Höhe wurde das abgelehnt. 2019 beantragten sie, nur die Halle auszubauen. 32 Zimmer für die Prostituierten und ihre Kunden soll es geben, sogenannte Verrichtungszimmer. Außerdem Zimmer für die Frauen, die dort auf Selbstständigen-Basis arbeiten sollen, zum Schlafen und Ausruhen.
Der Bezirk hatte die Genehmigung aber abgelehnt und das mit mehreren Aspekten des Bau- und Planungsrechts begründet. Bei der Verhandlung am Montag ging es dann auch nur um Baurecht und Nutzungspläne und weniger um den geplanten Bordellbetrieb.
Zu dem Vor-Ort-Termin am Montag waren Richter, Anwälte, einer der Bordellbesitzer, Bezirksvertreter und Journalisten erschienen. Nach einem Rundgang auf dem Gelände fand die eigentliche Verhandlung in der Halle statt. Die Entscheidung wurde dann noch am Nachmittag verkündet.
Nach Großrazzia im "Artemis" 2016 entschuldigte sich Berlin
Das Artemis hatte 2005 in einem mehrgeschossigen früheren Lagerhaus an der Autobahn eröffnet. Es ist das größte Bordell in Berlin und eines der größten in Deutschland. Die Betreiber sprechen auf ihrer Internetseite von einem FKK-Club und Bordell mit Saunen und Swimmingpool.
2016 durchsuchten bei einer großangelegte Razzia Polizisten das Bordell "Artemis". Vorwürfe von Steuerhinterziehung standen in Raum, vor Gericht fielen sie in sich zusammen. Ende 2018 ließ das Berliner Landgericht die Anklage der Staatsanwaltschaft nicht zu. Die Betreiber des Bordells zogen daraufhin vor Gericht. Das Land Berlin zahlte damals eine Entschädigung von insgesamt 250.000 Euro, außerdem entschuldigte man sich bei den Betreibern.
Das "Artemis" wird als sogenannter FKK- und Saunaclub betrieben und wurde im September 2005 eröffnet. Es ist derzeit mit 3.000 Quadratmeter Fläche das größte Bordell Berlins. Freier und Sexarbeiter:innen entrichten jeweils ein Eintrittsgeld und können den Ort zur Anbahnung sexueller Dienstleistungen nutzen.
Sendung: rbb 88.8, 02.12.2024, 06:30 Uhr