
Tarifstreit Berliner Verkehrsbetriebe und ver.di einigen sich
Seit Januar wurde verhandelt, schließlich konnte eine Schlichtung den Durchbruch bringen: Die Berliner Verkehrsbetriebe und die Gewerkschaft ver.di haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt. Nun müssen noch die Gremien beider Seiten zustimmen.
- Berliner Verkehrsbetriebe und Verdi einigen sich auf Grundlage des Schlichtungsvorschlags
- BVG-Beschäftigte erhalten mehr Grundgehalt, höhere Zuschläge und mehr Weihnachtsgeld
- Gewerkschaftsmitglieder stimmen bis 28. April über Verhandlungsergebnis ab
- Bei Annahme des Tarifabschlusses gibt es vorerst keine Streiks mehr
Im Tarifkonflikt zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und Verdi haben sich beide Seiten geeinigt. Über den Abschluss müssen aber noch die Gremien der beiden Tarifparteien abstimmen, wie BVG und die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilten.
Die Verdi-Tarifkommission empfehle, dem Angebot der Arbeitgeberseite zuzustimmen, hieß es von der Gewerkschaft. Die Mitgliederbefragung soll in den nächsten Tagen beginnen und bis zum 28. April laufen, teilte Verdi weiter mit. Stimmen aus Sicht der Tarifkommission genügend Mitglieder - mindestens aber 25 Prozent - zu, wäre der Tarifstreit endgültig beigelegt. Weitere Warnstreiks wären damit vorerst vom Tisch.

Knackpunkt Grundgehalt
Verdi hatte in der laufenden Tarifrunde seit Mitte Januar fünfmal zum Ausstand aufgerufen und die BVG an insgesamt acht Tagen weitgehend lahmgelegt. Im März hatte die Gewerkschaft die Tarifverhandlungen für rund 16.000 Beschäftigte für gescheitert erklärt. Die Gewerkschaftsmitglieder stimmten anschließend für einen unbefristeten Streik, der aber durch das Schlichtungsverfahren abgewendet wurde. Unter Vermittlung der ehemaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD, Brandenburg) und Bodo Ramelow (Linke, Thüringen) kam in der Schlichtung ein Kompromiss zustande.
Knackpunkt war die Forderung nach einer Erhöhung des Grundgehalts um 750 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nun getroffene Einigung sieht ein Plus von 430 Euro monatlich vor. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre, rückwirkend zum Januar 2025.
Die erste Erhöhung erfolgt mit 380 Euro zum 1. Juni dieses Jahres. Weitere 50 Euro zusätzlich folgen ein Jahr später. Für die ersten fünf Monate des Vertrags ist eine Einmalzahlung in Höhe von 1.500 Euro vereinbart. Außerdem sollen Fahrdienst- und andere Zulagen sowie das Weihnachtsgeld angehoben werden.

Verhandlungsführer beider Seiten zufrieden
"Ich bin froh, dass wir nach hartem Ringen einen für alle Seiten guten und nachhaltigen Kompromiss erzielt und die Tarifrunde letztlich zu einem Abschluss gebracht haben", sagte BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe. "Für uns ist der Abschluss ein finanzieller Kraftakt, den wir nun gemeinsam und verantwortungsvoll managen werden, damit unsere Fahrgäste sich auf ein stabiles Angebot verlassen können."
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt bezeichnete das Angebot als ein "Ergebnis unserer Stärke und unserer Entschlossenheit, die wir in den letzten Monaten gezeigt haben". Verdi liege damit deutlich über den anderen Tarifabschlüssen in diesem Jahr. Pessimistischer äußerte sich Sven Globig von der Verdi-Tarifkommission. Er habe sich schwergetan, die Annahme zu empfehlen. "In der Öffentlichkeit hören wir derzeit viel darüber, dass wir uns über diese hohen Steigerungen freuen sollen. Fakt ist jedoch, dass wir mit diesem Abschluss lediglich das ausgleichen, was wir in den letzten Jahren verloren haben", so Globig.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) nannte die Einigung eine gute Nachricht für die Berlinerinnen und Berliner sowie die Beschäftigten.
Da die Tarifkommission der Gewerkschaft sich für die Annahme des Abschlusses ausgesprochen hat, gilt ein entsprechendes Ergebnis bei der Mitgliederbefragung als wahrscheinlich. Erneute Streiks sind dann ausgeschlossen - zumindest bis Ende des Jahres. Dann läuft der Manteltarifvertrag aus, den BVG und Verdi im Frühjahr 2024 abgeschlossen haben. Er regelt - im Unterschied zum Entgelttarifvertrag, um den es bei den aktuellen Verhandlungen ging - unter anderem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2025, 17:20 Uhr