Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen Amtsinhaber Buchmann schlägt AfD-Kandidat
Im thüringischen Nordhausen hat der AfD-Kandidat die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters verloren. Der parteilose Amtsinhaber Buchmann holte rund 55 Prozent der Stimmen und kann damit weiterregieren.
Bei der Stichwahl im thüringischen Nordhausen hat der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann die Wahl zum Oberbürgermeister gewonnen. Mit rund 55 Prozent lag er deutlich vor seinem Kontrahenten von der AfD, Jörg Prophet. Er kam auf gut 45 Prozent. Hätte er gewonnen, wäre es das erste Mal gewesen, dass die AfD einen Oberbürgermeister gestellt hätte. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,3 Prozent, wie der MDR berichtet.
Die Auszählung wurde im Ratssaal von Nordhausen von Applaus begleitet, immer dann, wenn Buchmann vorn lag oder sein Vorsprung sich vergrößerte. Draußen vor dem Gebäude versammelten sich kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses Dutzende Menschen und jubelten. Einige hatten Plakate dabei, die sich gegen die AfD richteten. Als das Ergebnis bekannt wurde, brach langanhaltender Jubel im Ratssaal aus.
Der AfD-Kandidat räumte seine Niederlage ein. "Wir haben einen neuen Oberbürgermeister. Der Herr Prophet ist die Nummer zwei bei dieser Wahl geworden", sagte er noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses. Er freue sich, dass die Stadt nun wieder Kontinuität für sechs Jahre habe und wünschte dem Wahlsieger Erfolg.
Erleichterung bei anderen Parteien
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) gratulierte Buchmann zu seiner Wiederwahl und erklärte: "Danke Nordhausen." Auch Vertreter weiterer Parteien äußerten sich erleichtert. Der Thüringer SPD-Chef Georg Maier sprach von einer "guten Nachricht aus Nordhausen". Die "klare Haltung vieler Akteure und eine laute Zivilgesellschaft" hätten das Ergebnis des ersten Wahlgangs gedreht, erklärte Maier.
CDU-Landeschef Mario Voigt erklärte, Nordhausen und seine Bürger hätten "ein wichtiges Zeichen gesetzt". Die Thüringer SPD-Spitze sowie Grüne und Linke in Nordhausen hatten sich bereits im Vorfeld der Stichwahl für Buchmann ausgesprochen.
Gute Ausgangsposition für AfD-Kandidaten vor Stichwahl
Prophet war mit einer guten Ausgangsposition in die Stichwahl gegangen, weil er beim ersten Wahldurchgang deutlich mehr Stimmen als Buchmann bekommen hatte. Er erzielte am 10. September beim ersten Wahldurchgang 42,1 Prozent der Stimmen. Er verbuchte damit unter fünf weiteren Bewerbern das mit Abstand beste Ergebnis. Der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann erhielt 23,7 Prozent der Stimmen.
Die Wahlbeteiligung lag damals bei 56,4 Prozent. Die Stichwahl wurde nötig, weil kein Bewerber die Schwelle von 50 Prozent erreichte. Nordhausen ist eine Kreisstadt im Norden Thüringens mit rund 42.000 Einwohnern. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet, bundesweit ist die Partei ein Verdachtsfall.
Zuvor Erfolge bei Kommunalwahlen
Die AfD kann damit ihre Erfolgsserie bei Kommunalwahlen in Ostdeutschland nicht fortsetzen. Seit Ende Juni konnte sie eine Landratswahl in Thüringen und eine Bürgermeisterwahl in Sachsen-Anhalt gewinnen. Den Anfang machte der Landkreis Sonneberg im Süden Thüringens, wo der AfD-Politiker Robert Sesselmann zum ersten Landrat der AfD gewählt wurde. Seine Wahl hatte bundesweit für Diskussionen und besorgte Reaktionen gesorgt.
Die Partei kommt derzeit Umfragen nicht nur in Thüringen, sondern auch Sachsen und Brandenburg auf Werte von mehr als 30 Prozent - in den drei Bundesländern sind 2024 Landtagswahlen.