Inspiration für "Nackt unter Wölfen" Holocaust-Überlebender Zweig gestorben
Er kam mit nur drei Jahren ins KZ Buchenwald, wurde aber von Mithäftlingen vor der Ermordung bewahrt. Später wurde Stefan Jerzy Zweig als "Buchenwaldkind" im Roman "Nackt unter Wölfen" berühmt. Nun starb er im Alter von 83 Jahren.
Der durch den Erfolgsroman "Nackt unter Wölfen" bekannte Holocaust-Überlebende Stefan Jerzy Zweig ist tot. Der Mann, der als Kleinkind im Konzentrationslager Buchenwald von anderen Mithäftlingen vor der Ermordung bewahrt wurde, starb bereits am 6. Februar im Alter von 83 Jahren in Wien, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Zuvor hatte das österreichische Magazin "Profil" vom Tod des Mannes berichtet, dessen Geschichte als Grundlage für mehrere Bücher und Fernsehfilme diente.
Zweig wurde am 28. Januar 1941 in Krakau geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er im jüdischen Ghetto der Stadt. Während einer Räumungs- und Tötungsaktion im Ghetto ließ sein Vater Zacharias Zweig das zweijährige Kind von einer Ärztin betäuben und verbarg es in einem Rucksack. So wurde der Junge gemeinsam mit Vater, Mutter und seiner älteren Schwester in ein Zwangsarbeitslager überstellt.
Stefan Jerzy Zweig im April 1945 nach der Befreiung der Kinder im Konzentrationslager Buchenwald
Familie von Nazis ermordet
Als Zweig drei Jahre alt war, wurde die Familie getrennt. Seine Mutter und Schwester wurden in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz in den Tod geschickt. Der kleine Junge und sein Vater wurden nach Buchenwald verschleppt. Dort überlebte Zweig mithilfe seines Vaters und unter der Obhut von politischen Gefangenen.
Bruno Apitz, selbst ein Buchenwald-Überlebender, setzte dem Jungen und seinen Rettern mit dem Roman "Nackt unter Wölfen" ein literarisches Denkmal. Das 1958 publizierte Buch wurde in der DDR zur Schullektüre und zum Bestseller. Auch wegen der mehrfachen Verfilmung des Romans wurde Zweig als "Buchenwaldkind" bekannt. Allerdings erfuhr Zweig selbst erst durch eine Verfilmung 1963 von dem Buch.
Durch Zufall vor Auschwitz bewahrt
Jahrzehnte später führte die Frage, wie Zweig vor einem Kindertransport in das KZ Auschwitz bewahrt wurde, zu Debatten. Er wurde nämlich im letzten Moment von der Transportliste gestrichen und ein 16-jähriger Sinto-Junge namens Willy Blum wurde mit der für Zweig vorgesehenen Listennummer in den Tod geschickt.
In einer Dokumentation einer Ausstellung zur Jugend im KZ Buchenwald heißt es, Zweigs Vater habe ihm ein fieberverusachendes Mittel verabreicht, um ihn zu retten - das Kleinkind sei daraufhin für transportunfähig erklärt worden. Zweig wehrte sich in Prozessen gegen Darstellungen, wonach er sein Leben nur dem Sterben eines anderen verdanke.
"Opfer der NS-Vernichtungspolitik"
Historische Forschungen haben mittlerweile ergeben, dass sich Blum kurz vor dem Transport freiwillig gemeldet hatte, um seinen kleinen Bruder nach Auschwitz zu begleiten.
Auf der Seite des Zentralrats der Sinti und Roma heißt es dazu, die Vorstellung von einem "Opfertausch" sei schon "insofern verfehlt, als Blum sich selbst im Bewusstsein der Konsequenzen für den Transport nach Auschwitz gemeldet hatte, um seinen jüngeren Bruder nicht allein zu lassen". Sowohl Zweig als auch der ermordete Blum seien Opfer der menschenverachtenden Ideologie und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten geworden.