Landtagswahl in Niedersachsen Wer könnte mit wem?
In Niedersachsen ist nach der Wahl viel möglich. Die SPD würde gern mit den Grünen - wenn's denn reicht. Die CDU denkt laut über eine Neuauflage der GroKo nach, unter CDU-Führung. Die FDP will vor allem dabei sein.
Statt Großer Koalition könnte in Niedersachsen bald ein rot-grüner Wind wehen. Zumindest könnte es nach der letzten Vorwahlumfrage von Infratest dimap für eine Koalition von SPD und Grünen reichen. Hier kam die SPD auf 32 und die Grüne auf 16 Prozentpunkte - für beide Parteien wäre die Wunschkoalition damit in greifbarer Nähe.
Denn schon seit Beginn des Wahlkampfes hoffen beide auf ein erneutes Bündnis. Während sich SPD und Grüne am Anfang noch verhältnismäßig zurückhaltend zeigten, waren sie im Endspurt umso offensiver. "Es gibt schon deutliche Parallelen bei den Zielen", sagt SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil. Dabei gehe es vor allem darum, schnell beim Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzukommen und Niedersachsen klimaneutral zu machen. Gleichzeitig müsse Niedersachsen aber auch wirtschaftlich weiterhin gut dastehen. Außerdem ist Weil überzeugt, dass mit Rot-Grün ein besseres Krisenmanagement gelinge. "Die SPD und die Grünen stehen für einen aktiven Staat."
Grüne Königsmacher
Beide Parteien stehen sich nahe, doch ein Selbstläufer ist Rot-Grün nicht. Schließlich könnten die Grünen in der Rolle des Königsmachers sein. Werden sie bei der Wahl so stark wie es die Umfragen vermuten lassen, hätten sie ihr Ergebnis von 2017 (8,7 Prozent) fast verdoppelt und könnten mit breiter Brust in die Koalitionsgespräche gehen. Grünen-Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg sieht große Schnittmengen mit der SPD. Entscheidend sei aber vor allem die Frage nach der Laufzeit für das niedersächsische Atomkraftwerk in Lingen. Die Grünen fordern, dass es wie geplant zum Ende des Jahres abgeschaltet wird. Im Wahlkampf versuchten CDU und FDP, die Wahl auch zu einem Votum über den Weiterbetrieb des AKW zu machen.
CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann sieht daher auch "große Hürden" für eine Koalition mit den Grünen. Neben der Atomkraft könnte auch das Thema Innere Sicherheit zum Streitpunkt werden. Wenn es überhaupt für Schwarz-Grün reichen würde. Nach der ARD-Vorwahlumfrage sieht es nicht danach aus.
Althusmann macht daher wieder der SPD Avancen. Eine Koalition "kann mit den Sozialdemokraten gelingen" - aber diesmal unter der Führung der CDU. Der Umfrage zufolge hätte das Bündnis eine satte Mehrheit. Eine Neuauflage der Großen Koalition stößt bei den Sozialdemokraten aber auf wenig Gegenliebe. "Würden wir weitermachen, ich fürchte, wir würden sehr schnell in eine Situation hineinkommen, wo wir uns gegenseitig blockieren", sagte Weil kürzlich.
Bliebe der CDU die Option Jamaika, also ein Bündnis mit Grünen und FDP. Laut Umfrage hätte das Dreier-Bündnis mit 51 Prozent zumindest eine Mehrheit und Althusmann könnte Ministerpräsident werden. Doch auch hier bleiben Fragezeichen. Und das liegt an der FDP. Die Partei muss um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Im Schlussspurt des Wahlkampfs warben die Liberalen vor allem um Zweitstimmen aus dem bürgerlichen Lager. Jede Stimme für die CDU sei eine Stimme, die am Ende in der Opposition landet, sagte der niedersächsische Generalsekretär Konstantin Kuhle. Es dürfe kein Bündnis ohne die FDP geben.